Für eine bessere Netzabdeckung
Prien wählt das kleinere Übel - hier soll der neue Funkmast in Urschalling entstehen
Ein neuer Funkmast kommt nach Prien, soviel war schon im Vorfeld klar. Um auch im Bereich Urschalling entlang der Bahnlinie einen guten Mobilfunkempfang zu ermöglichen, standen dem Gemeinderat mehrere Möglichkeiten und Standorte zur Auswahl. So hat sich das Gremium entschieden.
Prien – Man sitzt im Zug, ist beschäftigt mit dem Handy, und auf einmal ist der Empfang weg. So geht es vielen Zugreisenden, die auf der Bahnstrecke von Prien nach Aschau auf Höhe Urschalling unterwegs sind. Damit der Empfang dort besser wird, hat sich der Mobilfunkanbieter Telefonica auf die Suche nach einem Standort für einen neuen Funkmast gemacht. Die Gemeinde Prien will dabei allerdings ein Wort mitreden und hat über mögliche Standorte debattiert.
Entscheidung ist nicht ob, sondern wie und wo
Die Frage, ob ein neuer Funkmast überhaupt gebaut wird, stand nicht zur Debatte. Flächendeckend eine gute Versorgung mit Mobilfunk zu gewährleisten, sei von hohem öffentlichen Interesse, sagte Hans Ulrich vom Münchner Ingenieurbüro Funktechanalyse, der im Auftrag der Gemeinde Prien das Gutachten für die möglichen Standorte der Funkmasten erstellt hat. Die Bundesimmissionsschutzverordnung gesteht dabei der Gemeinde allerdings die Möglichkeit der Mitwirkung bei der Standortwahl zu.
Sollte sich eine Gemeinde nicht selbst um einen Standort kümmern, sucht sich der Betreiber selbst einen geeigneten Ort für einen Mobilfunkmast aus. „Der Standortbetreiber geht dann selbst auf die Suche und das heißt, der schaut sich in erster Linie an, wo habe ich die beste Abdeckung des Gebiets”, so Bürgermeister Friedrich. „Dabei wird dann weniger auf Themen wie Strahlungsintensität geachtet, sondern der nimmt halt dann das nächstbeste Hausdach, das ihm angeboten wird.”
Mehrere Standorte geprüft
„Die Ausgangslage ist die, dass der Abschnitt der Bahnlinie im Bereich Unterschalling nicht versorgt wird”, sagte Hans Ulrich. „Die Bahnlinie verläuft dort in einer Tallage. Deswegen haben wir fünf Standortvarianten untersucht.” Dabei wurde auch die Strahlenlast für die Anwohner der Masten untersucht. Alle möglichen Standorte liegen dabei deutlich unter dem in Deutschland geltenden Grenzwert. Zwei der Varianten kamen in die engere Auswahl. Der Standort A09 hätte den Vorteil, dass es sowohl Unterschalling, als auch als Mitnahmeeffekt einen Teil des südlichen Ortsgebiets von Prien mit abdecken würde. Auch der Netzbetreiber Telefonica hatte der Gemeinde mitgeteilt, dass dieser Standort für einen Mast mit einer Höhe von 40 Metern die erste Wahl sei. Allerdings liegt A09 nahe an der Urschallinger Kirche. „Vielleicht hätte es dort Probleme mit dem Denkmalschutz gegeben”, sagt Bürgermeister Friedrich. Der Standort A10 liegt quasi direkt an der Bahnlinie. Auch hier würde die Abdeckung für Urschalling laut Ulrich optimal sein, dafür gibt es keine Mitnahmeeffekte für Prien.
Schwierige Entscheidung im Gemeinderat
Dass der Mast kommt, steht außer Frage. Trotzdem hat sich der Gemeinderat schwergetan, sich für eine Alternative zu entscheiden. In der ersten Abstimmung stimmte der Gemeinderat mehrheitlich gegen den Mast an der Stelle A10. In der folgenden Abstimmung wurde allerdings auch der Standort für A09 abgelehnt. „Dass im ersten Anlauf beide Standorte nicht die Mehrheit gefunden haben, war tatsächlich ein bisschen überraschend”, sagt Bürgermeister Friedrich auf Nachfrage der Chiemgau-Zeitung. „Wir hatten ja das ganze Prozedere schon mal für einen Funkmast im Bereich Stock.” Auch Hans Ulrich sagte schon während der Sitzung, dass sich der Betreiber selber einen Standort suchen würde, wenn keine Entscheidung fällt. In der zweiten Abstimmungsrunde beschloss der Gemeinderat mit 16 zu sieben Stimmen, sich für den Standort A10 direkt an der Bahnlinie zu entscheiden.
Beton oder Stahlgitter?
Der Gemeinderat musste sich nicht nur auf einen Standort für den neuen Mast einigen, auch die Art des Mastes stand zur Diskussion. Zur Auswahl standen zwei Ausführungen: entweder ein Mast aus Stahlgitter oder aus Beton. „Das ist eine optische Sache”, sagte Hans Ulrich. „Stahl ist leichter auf- und abzubauen, durchsichtiger als ein Betonmast. Dafür hält das Material auch nicht so lange.” Man müsse bei der Entscheidung auch die Einschnitte in das Landschaftsbild berücksichtigen, sagte Kersten Lahl (BfP) während der Diskussion. Leonhard Hinterholzer (Grüne) fand die Vorstellung eines Mastes nicht schön, fand aber die Gittervariante besser. Seine Parteikollegin Gaby Rau sagte, man könne sich an den Anblick gewöhnen, wie auch schon beim Hackschnitzelheizwerk. Letztendlich sprach sich der Gemeinderat mit 14 zu neun Stimmen für die Variante des Stahlgitters aus.
Noch keinen Zeitplan
Einen konkreten Zeitplan für den Bau des neuen Funkmasten gibt es noch nicht. Die Gemeindeverwaltung wird Telefonica nun ihre Entscheidung mitteilen, mit der die Firma dann in die Planung gehen und mit den Grundstückseigentümern sprechen kann. „Wir haben unsere Mitwirkungsmöglichkeit genutzt. Wir haben einen Standort vorgeschlagen, jetzt liegt der Ball wieder bei Telefonica”, so Friedrich.

