Priener Sporthalle ist keine Flüchtlingsunterkunft mehr
„Zu alt und energetisch eine Katastrophe” – Betrieb der Schulhalle ist weiterhin unsicher
Keine Flüchtlingsunterkunft mehr und trotzdem unzureichend: Obwohl die Schüler und Sportvereine die Halle des Ludwig-Thoma-Gymnasiums in Prien wieder nutzen können, ist die Euphorie bei der Schulleitung gedämpft.
Prien – Nach einer langen Durststrecke kann wieder in der Halle des Ludwig-Thoma-Gymnasiums geturnt werden. Über eineinhalb Jahre musste die Sporthalle als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. Seit Mitte September ist sie endlich wieder für die Schüler und Sportvereine frei.
Bereits im Juli wurde die Sporthalle wieder frei gemacht. Ob sie bis zum Schulstart wieder einsatzbereit werden konnte, war bis vor wenigen Wochen unklar. „Eine geräumte Halle allein kann nicht sofort wieder für den Schulsport eingesetzt werden”, erklärt Schulleiter Andreas Schaller. Im August habe es viel zu tun gegeben: Die Einrichtungen für Geflüchtete in der Turnhalle mussten entfernt werden und anschließend wurde alles ausführlich gereinigt. „Vor der Halle standen außerdem Container, aber der Landkreis hat es gut gemacht und alle Zusagen eingehalten”, führt Schaller aus.
Zusatzkosten von 5000 Euro pro Monat
Pünktlich zum Schulstart war die Halle wieder fertig. „Die Schüler sind wahnsinnig froh”, so der Schulleiter, „und auch die Schulen um uns herum.” Die Schüler des Ludwig-Thoma-Gymnasiums mussten für ihren Sportunterricht auf die Sporthallen der umliegenden Schulen zurückgreifen. Die anderen Schulen änderten deswegen teilweise ihre eigenen Zeitpläne, so Schaller: „Da hängt ein riesiger Apparat dran, wenn eine Schule mit fast 1000 Schülern keine Sporthalle mehr hat. Wir hatten allein für die zusätzlichen Busfahrten einen Mehrkostenaufwand von rund 5000 Euro pro Monat.” Neben dem Schulsport wird die Halle vom Turn- und Sportverein Prien für Handball, Badminton und Trampolin genutzt. Dieser musste bis September für eineinhalb Jahre ebenfalls auf andere Turnhallen ausweichen.
LTG-Halle “ist energetisch eine Katastrophe”
Obwohl die LTG-Halle wieder eingesetzt werden kann, hält sich die Freude bei Schulleiter Andreas Schaller in Grenzen: „Die Sporthalle ist viel zu alt und energetisch ist sie eine Katastrophe.” Das sei in Zeiten der Energiewende nicht mehr tragbar und eine neue Halle müsste errichtet werden. Dieser Meinung schließt sich Christian Fellner, Vorstand des TuS Prien, an: „Wir unterstützen den Wunsch nach einer neuen Turnhalle. Die alte ist von Anfang der 70er Jahre und entspricht vor allem energetisch den heutigen Anforderungen in keinster Weise mehr.“
Eine neue Halle wurde bereits 2019 versprochen
Darüber hinaus lasse sich die LTG-Halle laut Schulleitung nur in zwei Teile untergliedern, weshalb nicht mehr als zwei Klassen auf einmal Sport betreiben können. Das kostet den Landkreis laut Andreas Schaller rund 80.000 Euro pro Jahr an Fahrtkosten, um die Sportklassen auf andere Hallen zu verteilen. „Mit einer Vierfachhalle würden diese Kosten größtenteils wegfallen.” Der stellvertretende Landrat Josef Huber habe bereits 2019 den Bau einer neuen Halle bis 2022 versprochen, so der Schulleiter. „Die Situation rund um Corona seit 2020 und die damit einhergehende finanzielle Unsicherheit ließ wenig Spielraum für größere Investitionen”, berichtet die Pressesprecherin Tanja Pfeffer des Rosenheimer Landratsamts: „Auch jetzt ist absehbar, dass die kommenden Jahre in finanzieller Hinsicht äußerst herausfordernd sein werden.”
Nutzung der LTG-Halle ungewiss
Erstmal bleibt sogar die Nutzung der jetzigen Halle ungewiss. Laut Landrat Otto Lederer, werden pro Monat etwa 100 bis 150 Asylbewerber oder Geflüchtete aus der Ukraine dem Landkreis zugewiesen. „Ich werde mich mit allen Kräften dafür einsetzen, dass wir nicht wieder auf Turnhallen zurückgreifen müssen”, erklärt Lederer, „kann es aber nicht verbindlich versprechen.” Aktuell seien nach dem Landrat noch 200 Personen in den Turnhallen des Landkreises untergebracht. Da der Wohnungsmarkt angespannt ist, werde unter anderem auf Containeranlagen zurückgegriffen, um die Flüchtlinge unterzubringen.
Containeranlage für 1,5 Millionen Euro in Prien
Eine solche Wohncontaineranlage entsteht aktuell in Prien in der Jensenstraße. Das Grundstück dafür hat laut Bürgermeister Andreas Friedrich der Markt Prien zur Verfügung gestellt. „Auch wenn wir in Prien Grenzen bei der Integration spüren, so war dieser Weg der einzig ersichtliche, die Turnhalle am Gymnasium wieder für Schul- und Vereinssport zur Verfügung zu stellen”, berichtet der Bürgermeister. Die Anlage soll laut Landratsamt Rosenheim maximal 56 Personen beherbergen können und bis Ende November fertiggestellt sein. Die Baukosten sollen sich auf rund 1,5 Millionen Euro belaufen.