Große Unterkunft für Prien am Chiemsee
Wohnpavillons für Asylbewerber: So konkret sind die Pläne des Landkreises Rosenheim
Der Landkreis Rosenheim möchte in Prien Wohnpavillons für die Aufnahme von Asylbewerbern errichten lassen. Doch noch hat der Marktgemeinderat keine Entscheidung getroffen. Wo die Unterkünfte platziert werden sollen und welche Folgen der Bau mit sich bringen könnte.
Prien – In der Ankündigung der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses, die am 21. März stattfindet, liest sich der Tagesordnungspunkt 12 wie folgt: Bauantrag: Errichtung von Wohnpavillons für die Aufnahme von Asylbewerbern, Fl.Nr. 340/5, Gemarkung Prien a. Chiemsee, Stauden 1. Konkreter gesagt: Der Landkreis Rosenheim, der auch Eigentümer des besagten Flurstücks ist, möchte hier Wohnraum für bis zu 56 Asylbewerber schaffen.
Ein Parkplatz als vorläufige neue Heimat
Die Örtlichkeit, an der die Pavillons errichtet werden sollen, wird aktuell als Parkplatz genutzt, vor allem von Besuchern des König-Ludwig-Saals und des Ludwig-Thoma-Gymnasiums (LTG). Hier standen bereits 2012 und 2016 Container, die von der staatlichen Realschule genutzt wurden – und zwischen 2017 und 2018 auch vom LTG, als dort umgebaut wurde.
Wohnpavillons oder Wohncontainer?
Nach Auskunft des Landratsamts Rosenheim auf eine OVB-Anfrage hin, sind bereits in mehreren Landkreis-Gemeinden Wohnpavillons in Verwendung, um Asylbewerbern eine Unterkunft geben zu können. Wobei sich Pavillons fast schon ein bisschen nach Urlaub anhört. Gemeint seien aber Wohncontainer – beide Begriffe würden das Gleiche bedeuten, so ein Sprecher des Landratsamts.
Doppelzimmer auf drei Stockwerken
Die nun in Prien beantragte Anlage soll dreistöckig werden und Platz für 56 Personen bieten. Diese sollen in Doppelzimmern untergebracht werden, die mit Betten, Schränken, einem Tisch, Stühlen und einem Kühlschrank eingerichtet sind. Zudem werden mehrere Bäder und Küchen zur Verfügung stehen.
Mehr als eine Million Euro Baukosten
Noch steht die Entscheidung der Marktgemeinde über den Antrag aus. Möglicherweise erfolgt diese erst im April. Sofern die Marktgemeinde dem Bauantrag des Landkreises jedoch zustimmt, wird der Wohnpavillon bestellt. Bis zur Aufstellung könnten bis zu sechs Monate vergehen, prognostiziert das Landratsamt. Einschließlich der Ertüchtigung des Grundstücks würden die Baukosten etwa 1,3 Millionen Euro betragen. Übernommen werden diese vom Freistaat Bayern.
Landratsamt und Freistaat in der Pflicht
Betreiber der Unterkunft wird das Landratsamt Rosenheim sein. Die laufenden Kosten übernimmt der Freistaat Bayern. Die Leistungen, welche die Flüchtlinge erhalten, sind von ihrem jeweiligen Status abhängig. Das Landratsamt ist für Asylbewerberleistungen zuständig, bei anerkannten Flüchtlingen übernimmt das Jobcenter.
Wohnanlage soll mehrere Jahre in Betrieb bleiben
Der Landkreis Rosenheim sei zur Unterbringung der zugewiesenen Flüchtlinge auf diese Art von Unterkunft angewiesen, heißt es vonseiten des Landratsamts. Stehenbleiben soll die Pavillon-Anlage für mindestens fünf Jahre Damit sei auch die Hoffnung verbunden, belegte Sporthallen nach und nach wieder für den Schul- und Breitensport freigegeben zu können. Hier ist Prien durch die Belegung der Turnhalle des Ludwig-Thoma-Gymnasiums seit Langem in Mitleidenschaft gezogen.
Bürgermeister Friedrich ist skeptisch
Diese Hoffnung trifft bei Priens Bürgermeister Andreas Friedrich auf eine gewisse Skepsis. Aktuell sei die Turnhalle des LTG mit 118 Personen belegt. Zwar habe der Landrat versichert, dass er die Halle als erstes wieder für Schul- und Vereinssport freigeben wird, sobald sich die Flüchtlingssituation entspannt, doch dafür, so Friedrich, sehe er momentan noch keine Anzeichen. „Meines Wissens sollen in der geplanten Containeranlage auch ‚nur‘ Unterkünfte für maximal 60 Personen entstehen. Von einem Tausch Containerstandort gegen Turnhalle kann man also definitiv nicht sprechen.“
Folgen eines Neins
Sollte sich der Marktgemeinderat gegen den Antrag stellen, müsste die Gemeinde rechtliche Wege finden, um die Aufstellung der Container zu verhindern, führt Bürgermeister Friedrich (ÜWG) auf OVB-Nachfrage aus. „Allerdings würde dies bedeuten, auf Konfrontationskurs zum Landratsamt zu gehen. Ob das wirklich ratsam ist, bezweifle ich. Man ist doch immer wieder in verschiedensten Situationen aufeinander angewiesen. Miteinander und nicht gegeneinander – das stand bisher im Vordergrund und sollte auch zukünftig so sein.“
