Wirtschaftsplan der Chiemsee Marina Prien
Eine teure Schönheit wird unabhängiger: Erneuerbare Energien für das Prienavera
270.000 Euro im Plus. Sollte das Prienavera tatsächlich das zweite Freizeitbad Deutschlands sein, das schwarze Zahlen schreibt? Wo der Haken ist.
Prien – Prienavera, Stippelwerft, Hafen Harras und der Parkplatz vor dem Prienavera bilden zusammen die Chiemsee Marina GmbH. Deren Wirtschaftsplan legte Geschäftsführer Dirk Schröder, verantwortlich für knapp 30 Mitarbeiter, jetzt dem Marktgemeinderat vor. Und präsentierte dabei das erfreuliche Ergebnis von 270.000 Euro Überschuss im Erfolgsplan. Gut 4,6 Millionen Euro Einnahmen stehen gut 4,3 Millionen Euro Aufwendungen gegenüber.
Klingt im ersten Moment sehr gut, erfreute die Ratsmitglieder auch. Aber: In diesen Summen sind die notwendigen Investitionen in das Freizeitbad nicht enthalten. Seewasser-Wärmepumpe, neues Blockheizkraftwerk und die Photovoltaikanlage, die auf den Dächern der Werftgebäude entstehen soll, werden komplett aus dem Gemeindehaushalt finanziert. Sie sind für 2025 mit gut zwei Millionen Euro angesetzt.
Und damit ist das Prienavera auch in diesem Jahr ein Zuschussgeschäft. Rund 1,5 Millionen Euro legt der Markt Prien drauf. Eine Größenordnung, die mit denen anderer Freizeitbäder der Region vergleichbar ist. Auch die Stadt Wasserburg deckt jährlich rund 1,5 Millionen Euro Defizit des Freizeitbades Badria.
Defizit muss man sich leisten können und wollen
Das muss man sich leisten können und wollen. Noch kann Prien sich das Prienavera leisten und will es auch. Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) sagt zwar, dass ihm das Freizeitbad durchaus Sorgen bereitet. Er hält es aber auch für unerlässlich. Nicht nur als Gäste-Magnet, sondern auch für den Schwimmunterricht der Schulen – „Wo sollen Kinder sonst schwimmen lernen?“. Und für die Ausbildung der Wasserwacht, denn auch die kann nicht komplett in und am Chiemsee stattfinden.
Gunther Kraus (CSU) war, wie alle Ratsmitglieder, einverstanden mit den Investitionen, die das Prienavera unabhängiger machen sollen von den Preisen für Strom und Brennstoffe. Die machten das Freizeitbad umweltfreundlicher und zukunftsfähiger. Da bezeichnete Friedrich die im Schließungsjahr getätigte technische Sanierung als gerade noch rechtzeitig, hätten sich doch die Energiepreise 2024 im Vergleich zu 2023 verdreifacht und auch heuer lägen sie doppelt so hoch wie vor zwei Jahren. Da rechneten sich die sieben Millionen Euro schneller als gedacht. „Die Sanierung erspart unseren Kindern Kosten“, befand Martin Aufenanger (FWB) dazu.
Sauna oder nicht Sauna – die Meinungen gehen auseinander
Nach den Investitionen in erneuerbare Energien in diesem Jahr müsse dann, so Kraus, aber etwas für die Attraktivität des Prienavera getan werden. Die CSU plädiere für einen zügigen Neubau des Saunabereichs. Der generiere höhere Einnahmen und helfe, einen Teil des Defizits auszugleichen.
Genau diesen Wunsch nach einer Sauna am See finden die Bürger für Prien (BfP) „alarmierend“, so der Fraktionsvorsitzende Kersten Lahl. Zumal die projizierten Kosten sich „atemberaubend“ entwickelten: Vor zwei Jahren seien noch zwei Millionen Euro geschätzt worden, vergangenes Jahr sei bereits von 3,5 Millionen die Rede gewesen und jetzt seien über sechs Millionen avisiert. „Wo soll das hinführen? Und auf Kosten welcher anderen dringlichen Projekte und Aufgaben?“
Freizeitbad mit schwarzen Zahlen
Gabriele Schelhas (SPD) hoffte, dass sich die Investitionen in das Bad insofern lohnen, als sie das Defizit überschaubar halten. Denn: „Wir werden beim Prienavera wohl nie schwarze Zahlen schreiben.“ Das schafft nur die Therme Erding.