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Unverständnis auf Bürgerversammlung - mit *Umfrage*

Müll sorgt für Ärger: „Wieso kann Prien nicht, was München kann?“

Priener Bürger leert Kunststoff- und Weißblechverpackungen in die Tonne am Wertstoffhof Prien.
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Dass man Tetrapacks und Getränkedosen nur noch im Wertstoffhof (Bild) abgeben darf, ärgert noch immer etliche Priener.

Warum ist das Plastikmüll-Entsorgen bei uns so umständlich? Das fragten verärgerte Bürger bei der Priener Bürgerversammlung. Warum sie sich die früheren Tetrapack- und Dosencontainer wieder auf die Wertstoffinseln wünschen und was der Bürgermeister dazu sagt.

Prien – An den Wertstoffinseln in München kann man Verpackungen aus Kunststoff oder Metall nach wie vor entsorgen. In Prien geht das seit Jahresbeginn nicht mehr, die Verpackungen werden jetzt gemischt, aber nur noch am Wertstoffhof gesammelt. Die Umstellung ärgert immer noch so manche Bürger. Das zeigte sich bei der diesjährigen Bürgerversammlung vor wenigen Tagen. „Warum kann Prien nicht, was München kann?“, fragte etwa Gabriele Rau im König-Ludwig-Saal.

Wenn es wieder Tetrapack-Container auf den Wertstoffinseln gäbe, würde viel mehr Plastikmüll recycelt werden, meinte die frühere Vorstandsprecherin der Priener Grünen. Schaue man in die Restmülltonnen, sehe man, dass die Hälfte des Plastikmülls nicht im Wertstoffhof lande. Das sei auch kein Wunder, so Rau: „Viele Leute haben kein Auto und tun sich den Weg bis zum Wertstoffhof nicht an.“

Sie selbst sammle Tetrapacks und Weißblechdosen jetzt in einer Truhe am Balkon und fahre alle drei Wochen mit Nachbarn zum Abliefern in den Wertstoffhof. Viele Bürger wollten eine Verbesserung, sei es in Form der früheren Container auf den Wertstoffinseln. Auch Gelbe Säcke zum Plastiksammeln halte sie für eine gute Idee. „Es sieht hässlich aus, wenn die Säcke vor den Häusern hängen“, konterte der Priener Feuerwehrchef Bodo Sagebiel mit Verweis auf das Ortsbild.

„Seit die Tetrapackcontainer nicht mehr auf den Wertstoffinseln sind, landet viel Plastik im Restmüll“, so Gabriele Rau.

Zumindest die Wertstoffinseln weiter nutzen zu können, wünschte sich auch Georg Foraita, Vorstand des Vereins Repair Café Prien. Er regte auch an, dass Bürger alte, aber noch brauchbare Gegenstände am Wertstoffhof abgeben können sollten, damit diese vom Verein repariert und weiterbenutzt werden.

Prien muss sich an Vorgaben des Landkreises halten

Dem Wunsch nach den früheren Containern könne er nicht nachkommen, antwortete Andreas Friedrich (ÜWG): Denn, so Priens Erster Bürgermeister: „Der Landkreis Rosenheim hat die Umstellung verordnet und wir müssen uns daran halten.“ Immerhin wisse mittlerweile jeder, wo die Verpackungen hin müssen. Er verstehe den Ärger, dass nun wieder vermischt zu sammeln ist, was vorher streng getrennt werden musste, und dass die Container seit Januar plötzlich nicht mehr auf den Wertstoffinseln sind.

Diese Container auf Wertstoffinseln lehne der Landkreis mit der Begründung ab, dass darin zu viel Restmüll lande. Wobei Friedrich einwirft: Eigentlich müsste jeder Bürger auch schon früher regelmäßig zum Wertstoffhof gefahren sein, um Folien und Verpackungen zu entsorgen, die nicht in die Tetrapack-Container auf den Sammelinseln durften. Er habe kurz nach der Umstellung gemeinsam mit Bürgermeister-Kollegen anderer betroffener Gemeinden den Ärger vieler Bürger beim Landkreis „deponiert“. Doch es habe im Wesentlichen geheißen: Das sei jetzt so.

Landkreis verweist auf Duale Systeme

Das zuständige Landratsamt Rosenheim nennt als Gründe für die Umstellung die Haltung der Dualen Systeme: Diese hätten nicht zugestimmt, dass die Sammlung von Tetrapack-Veroackungen und Weißblechdosen an den Wertstoffinseln (wie bis Ende 2021) weiter laufe. Container für die neuerdings gemischte Sammlung an den Wertstoffinseln aufzustellen habe der Landkreis abgelehnt, weil die „soziale Kontrolle“ fehle. Jährlich seien an den Wertstoffinseln rund 300 Tonnen Abfälle gelandet, die dort nicht hingehören und für insgesamt 240.000 Euro entsorgt werden mussten. Außerdem habe sich für die Bürgerinnen und Bürger der Aufwand zu trennen deutlich reduziert.

Das trifft auch zu. Ganz besonders im Vergleich zum Nachbarlandkreis Traunstein. Dort sollen die Bürger ihre Kunststoffverpackungen an den Wertstoffhöfen weiterhin getrennt abgeben: Chipstüten und andere Mischkunststoffe gehören in die eine Tonne, Tetrapacks in die nächste, Shampooflaschen wieder in eine andere und Getränkedosen ebenfalls extra.

„So können die Materialien sehr sortenrein gesammelt und leichter weiterverwertet werden“, begründet Kathrin Bauer, Pressesprecherin des Landratsamts Traunstein. „Für die Sammlung über die Wertstoffhöfe erhält der Landkreis Zahlungen von den Dualen Systemen“, schildert Kathrin Bauer den finanziellen Hintergrund. Mit diesen Einnahmen halte man die Müllgebühren möglichst niedrig und konstant. Anders als im Landkreis Rosenheim ist es dort aber noch an mehr als 50 Containerstandorten möglich, Dosen zu entsorgen.

Die Sammelmengen im Landkreis Rosenheim seien laut aktuell veröffentlichtem Abfallwirtschaftsbericht nicht gesunken, betont Michael Fischer, Pressesprecher des Landratsamtes Rosenheim. Dies zeige, dass das neue System gut angenommen werde. Und, so Fischer: „Eine Verschlechterung der Trennmoral lässt sich nicht ableiten.“

Ein monatlicher Sammeltag für alte, noch brauchbare Dinge?

Gabriele Rau appelliert indes an Prienerinnen und Priener, älteren Nachbarn anzubieten, deren Plastikmüll zum Wertstoffhof mitzunehmen. Und zumindest das eingangs genannte Anliegen des Priener Repair Cafés konnte Priens Bürgermeister mittlerweile an das Landratsamt Rosenheim übermitteln. Er habe dort kürzlich angefragt, so Andreas Friedrich zum OVB, ob ein monatlicher Sammeltag für alte, noch brauchbare Dinge am Wertstoffhof möglich sei. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft wäre das eine gute Sache, meint Friedrich. Er hoffe auf eine positive Antwort.

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