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TV-Geschäft in Prien

Ladenschluss nach 30 Jahren - Warum Micklitz-TV seine Türen für immer schließt

Verkauften, installierten und reparierten seit 1992 in der Schulstraße in Prien Fernseher, Musiksysteme und Smartphones: Alfred und Irmi Micklitz. Am 31. Dezember schließen sie ihr kleines Geschäftslokal.
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Verkauften, installierten und reparierten seit 1992 in der Schulstraße in Prien Fernseher, Musiksysteme und Smartphones: Alfred und Irmi Micklitz. Am 31. Dezember schließen sie ihr kleines Geschäftslokal.

Das kleine Geschäft ist eine Priener Institution. So mancher Gemeindebewohner kauft seit drei Jahrzehnten hier seine Elektroartikel - und lässt sie hier reparieren. Warum Micklitz-TV seine Türen für immer schließt.

Prien – „Bitte schreiben Sie nicht, wo wir wohnen“, sagt Alfred Micklitz schmunzelnd. Sonst könne er sich vor Aufträgen nicht mehr retten. Jeden Tag fragten ihn Kunden nach seiner Telefonnummer.

„Seit wir bekannt gegeben haben, dass wir am 31. Dezember schließen, stürmen die Leute unser Geschäft. Jeder will noch einen Fernseher kaufen und einrichten lassen“, fügt Irmi Micklitz hinzu.

Die Fernseher stapelten sich einst

Vor 30 Jahren, am 1. April 1992, eröffnete das Ehepaar sein Geschäft Micklitz-TV in der Schulstraße in Prien. Das Geschäft ist zu einer Institution geworden. Dabei ist der Auftritt räumlich gesehen bescheiden: Im kleinen Eingangsbereich werden Kabel und Zubehör für Handys und Computer angeboten.

Im kleinen Nebenraum gibt es Fernseher, Musikanlagen und eine winzige Sitzecke. Die kleine Werkstatt, vielleicht das Herzstück von Micklitz-TV, liegt versteckt am hinteren Ende des Geschäftslokals. Wegen des momentanen Kundenandrangs warten dort Dutzende Elektrogeräte auf ihre Reparatur.

Reperatur früher selbstverständlich

„Früher haben sich bei uns die Fernseher bis zur Decke gestapelt. Die hat man ja noch selbstverständlich reparieren lassen und die Ersatzteile waren erhältlich“, blickt Irmi Micklitz zurück. Die gemeinsamen Kinder waren im Grundschulalter und eine Wohnung angekauft, als ihr Mann und sie sich 1992 selbstständig machten.

Sie seien mit nichts gestartet und hätten großes Glück gehabt, betonen die beiden: Ein privater Sponsor gab damals ein zinsfreies Darlehen, Alfreds Vater half im Geschäft, und als das Paar einen schweren Autounfall hatte, halfen die Mitarbeiter und die beiden Töchter, dass der Betrieb aufrechterhalten werden konnte. „Dafür sind wir heute noch dankbar“, sagt Alfred Micklitz.

Er übt seinen Beruf seit 52 Jahren aus. Begonnen hat er seine Laufbahn mit einer Lehre zum Radio- und Fernsehmechaniker. Vor der Selbstständigkeit hat der Priener 15 Jahre lang als Werkstattleiter bei Elektro-Löw in Prien gearbeitet.

Irmi Micklitz sprang als gelernte Drogistin beruflich ins kalte Wasser, als ihr Mann und sie das Geschäft eröffneten. „Die ersten Jahre sind wir oft bis nachts im Geschäft gewesen“, erinnert sie sich. Die Arbeit sei nie ausgegangen.

Kürzlich habe ein Kunde seine persönliche „Rechnung Nummer Eins“ vorbeigebracht, lächelt Alfred Micklitz. „Wir haben auch etwas geschaffen. Wir haben unser ganzes Herzblut in das Geschäft gesteckt, weil uns wichtig war, sehr gut zu sein“, zeigt sich Alfred Micklitz zufrieden.

Zeit zu gehen

Auch wenn er oft den Kopf schütteln musste, wenn Kunden im großen Elektromarkt oder im Internet –„Hauptsache billig“ – einkauften und dann nicht verstanden, warum er ihren Fernseher nicht reparieren konnte. Bei vielen asiatischen Modellen gebe es überhaupt keine Ersatzteile, erklärt er.

Manchen Kunden habe es auch an Wertschätzung gefehlt, ergänzt Irmi Micklitz, die sich auf Handyberatung und -verkauf spezialisiert hat: „Die meinten, wir können sie immer wieder stundenlang beraten.“ Die meisten Kunden seien aber jahre- und jahrzehntelange Kundschaft und in der Regel über Empfehlungen in die Schulstraße gekommen. „Ich werde sie vermissen“, meint die Geschäftsfrau ein wenig wehmütig. Doch es sei an der Zeit, zu gehen.

In wenigen Wochen wird einiges fehlen in der Schulstraße: Fernseher, Musikanlagen, Soundsysteme. Alarmanlagen, Computer und die dazugehörigen Schulungen und Reparaturen. Ein Nachfolger hätte das Geschäft übernehmen können, doch es fand sich keiner, sagen die beiden.

Zeitweise hatten sie fünf Mitarbeiter, zwölf Lehrlinge wurden ausgebildet und etliche Praktikanten von der Fachoberschule.

„Bitte geht gesund in Rente“

Mit 65 und 67 hört das Paar nun auf den Rat seiner Kinder, der seit einiger Zeit schon lautet: „Geht in Rente. Noch seid ihr gesund und könnt etwas miteinander unternehmen.“

In ein „Loch“ fielen sie sicher nicht, lacht Alfred Micklitz. Er freue sich auf Ruhe und das Malen. Irmi Micklitz will endlich die sieben Enkelkinder öfter besuchen und gemeinsam soll in die Pedale getreten werden.

Die meiste Ware ist verkauft, seit Wochen läuft der Abverkauf. Am 31. Dezember soll mit der Ära Micklitz-TV dann endgültig Schluss sein.

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