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Wird der „Lappen“ zum Luxusgut?

Preis-Explosion beim Führerschein: Wasserburger Fahrlehrer verraten, was Schüler blechen

Was sagen Alex Breu, Inhaber der Fahrschule Habenstein und Breu (oben), Andreas Zerbin, Inhaber der Fahrschule Andy‘s Fahrschule  (unten) und  Mertin Mergen, Regionalvorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Fahrlehrer (nicht auf dem Foto) zu den gestiegenen Kosten für den Führerschein?
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Was sagen Alex Breu, Inhaber der Fahrschule Habenstein und Breu (oben), Andreas Zerbin, Inhaber von „Andy‘s Fahrschule“ (unten) und Metin Mergen, Regionalvorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Fahrlehrer (nicht auf dem Foto) zu den gestiegenen Kosten für den Führerschein?

Die Kosten für den Führerschein haben sich laut ADAC in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Wie sieht es bei uns in der Region aus? Fahrlehrer aus Wasserburg und Rosenheim verraten, was die Schüler berappen müssen und was die neue Fahrerlaubnis B197 damit zu tun hat.

Wasserburg – Die Kosten für den Führerschein haben sich in den vergangen zehn Jahren verdoppelt. Mittlerweile müssten Fahranfänger mit mindestens 2000 und bis zu 4400 Euro rechnen, so der ADAC. Die Preissteigerung bestätigt auch Alex Breu, Inhaber der Fahrschule Habenstein und Breu mit Filialen unter anderem in Wasserburg, Griesstätt und Amerang. „Ein Führerschein in meinem Betrieb kostet zwischen 3000 und 3500 Euro“, erklärt der 46-Jährige.

Fahrstunde kostet das doppelte

Er ist seit 25 Jahren Fahrlehrer. Breu sagt, er beobachte die Preisentwicklung intensiv. „Im Jahr 2002 hat eine Fahrstunde 35 Euro gekostet. Heute liegt der Preis bei etwa 70 Euro“, betont Breu. Dafür gebe es verschiedene Gründe. Zum einen seien die Anschaffungskosten für die Autos enorm gestiegen. „Meinen ersten Audi A3 habe ich vor etwa 25 Jahren für 14.000 Euro gekauft. Heute kostet das gleiche Modell 42.000 Euro. Das ist mehr als das Dreifache“, sagt der Fahrlehrer. Auch die Lohnkosten seien gestiegen. „Die Preise für Reparaturen sind auch um ein Vielfaches in die Höhe geschossen und auch für die Prüfung beim TÜV muss mehr bezahlt werden. Verglichen damit ist das Erlangen der Fahrerlaubnis nur um die Hälfte teurer geworden“, erklärt der Fahrlehrer.

Fahrlehrer–Mangel

Derzeit könnte die Fahrschule Habenstein und Breu etwa 20 Prozent mehr Fahrlehrer einstellen. „Durch den Mangel gibt es derzeit hohe Einstiegsgehälter“, erklärt Alex Breu, Inhaber des Betriebes. Außerdem sei der Altersdurchschnitt relativ hoch. „Bald gehen viele in Rente und es kommen wenige junge Leute nach“, meint er.

Das Durchschnittsalter der Fahrlehrer in der Region liege bei über 50 Jahren, sagt Metin Mergen, Regionalvorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Fahrlehrer. Auch er bestätigt, dass die Suche nach Nachwuchs in der Branche schwierig sei. „Dabei handelt es sich um ein gesellschaftliches Problem. Die Arbeitszeiten der Fahrlehrer sind nicht attraktiv“, erklärt er. Abendschichten und Wochenenddienste seien familienunfreundlich, so Mergen.

Andreas Zerbin, Inhaber von „Andy‘s Fahrschule“, kritisiert die hohen Investitionen in die Ausbildung zum Fahrlehrer. „Die Schule kostet etwa 13.000 Euro und dauert acht Monate. In dieser Zeit verdient man kein Geld.“ Breu spricht sogar von Ausbildungskosten in Höhe von 20.000 Euro und einer Dauer von einem Jahr.

Voraussetzung seien eine abgeschlossene Ausbildung oder das Abitur. Für frisch Ausgelernte oder Abiturienten seien die Kosten kaum zu bewältigen, sagt er. Es gebe zwar Förderungen, wie das Meister-Bafög. Dieses müsse jedoch zum Teil wieder zurückgezahlt werden, erklärt Zerbin. „Für Personen, die in ihrem ersten Beruf nicht mehr arbeiten können, übernimmt manchmal das Arbeitsamt die Ausbildungskosten. Für junge Leute gibt es jedoch kaum Unterstützung.“ Zerbin ist seit zwölf Jahren Fahrlehrer und zählt mit seinen 36 Jahren zu den Jüngeren in der Branche.

Die Fahrschule Habenstein und Breu habe die erhöhten Kosten nicht eins zu eins auf die Gebühren für den Führerschein umgelegt, sagt Breu. „Unsere Kunden sind ja vor allem junge Leute“, so der 46-Jährige. Die Menschen würden weiterhin den Führerschein machen wollen. „Auch Hobby-Scheine, wie eine Erlaubnis für das Motorradfahren, werden weiterhin gebucht. Die sind nicht unbedingt notwendig für den Alltag“, erklärt er.

B197-Führerschein treibt Kosten hoch

Für die Preiserhöhung sei die Politik mitverantwortlich. „Durch die Einführung des B197-Führerscheins mussten wir unsere Autoflotte aufstocken“, so Breu. Denn: Bei der neuen Variante würden Fahrschüler die Hauptprüfung in einem Automatik-Auto absolvieren, müssten jedoch auch mindestens zehn Stunden in einem Schaltwagen fahren und eine Testfahrt machen. Wer die Schlüsselnummer B197 im Führerschein eingetragen habe, dürfe auch ein Schaltfahrzeug fahren, selbst wenn die Prüfung auf einem Fahrzeug mit Automatikgetriebe absolviert worden sei. „Bei dieser Ausbildungsvariante müssen die Fahrlehrer immer die Fahrzeuge durchtauschen und die Fahrschule braucht mindestens einen um ein Drittel größeren Fuhrpark. Je mehr Autos wir brauchen, mit desto mehr Ausgaben sind wir bei der Instandhaltung unserer Flotte konfrontiert“, erklärt der Inhaber.

Alex Breu, Inhaber der Fahrschule Habenstein und Breu, erklärt dich die Steigerung der Kosten für den Führerschein durch unterschiedliche Faktoren.

Zehn Fahrstunden würden außerdem oft nicht ausreichen, um das Fahren mit Schaltung zu erlernen, sagt Breu. Dadurch brauchen die Schüler Extra-Einheiten. „Allgemein wäre es sinnvoll, wenn auch Stunden auf einem Fahr-Simulator als Unterricht für den B197 anerkannt werden würden“, schlägt Breu vor. Eine Unterrichtseinheit im Simulator koste bei ihm lediglich 25 bis 30 Euro. „Dabei lernen die Schüler auch das Fahren mit Schaltung, sind dann im Unterricht im echten PKW nicht mehr so aufgeregt und steigen lockerer ins Fahrzeug zur ersten Stunde im Realverkehr“, zählt er die Vorteile auf.

Einmalige Investition

Metin Mergen, Regionalvorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Fahrlehrer, sieht die Erhöhung der Führerscheinkosten als „nicht so tragisch“. „Das ist eine einmalige Investition, die das ganze Leben lang gilt“, betont der 56-Jährige. Für Mergen sind es auch die Kosten für Reparaturen, die eklatant gestiegen seien. Außerdem seien die Prüfungen schwieriger und aufwendiger geworden. „Mittlerweile dauert die Prüfungsfahrt 55 Minuten. Vor zehn Jahren waren es noch 30. Dabei müssen die Schüler auch den Spurenhalter und den Tempomat mit automatischer Abstandsmessung aktivieren können“, erklärt er. Auch Breu nennt die gestiegenen Anforderungen als Grund für die höheren Preise. „Zudem beschäftigen sich junge Menschen heutzutage nicht mehr so intensiv mit dem Führerschein, wodurch sie mehr Fahrstunden benötigen. Das wirkt sich wiederum auf die Endsumme aus“, betont Breu.

Andreas Zerbin, Inhaber von „Andy‘s Fahrschule“ in Wasserburg, ist seit zwölf Jahren Fahrlehrer.

Anders als Mertin schätzt Andreas Zerbin, Inhaber von „Andy‘s Fahrschule“ in Wasserburg, die Preisentwicklung bei der Erlangung der Fahrerlaubnis ein. Die Kosten für den Führerschein seien schon teuer, meint er. „In Wasserburg liegen wir aber noch unter den Preisen in den Großstädten“, sagt der 36-Jährige. Derzeit koste eine Fahrstunde in seinem Betrieb um die 70 Euro. 2022, als Zerbin seine Fahrschule eröffnete, habe er noch 65 Euro pro Unterrichtseinheit im Auto verlangt, erklärt er.

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