Kundin erlebt kuriose Szene
Plötzlich taucht ein Tier am Automaten auf: Hat Kater Ludwig „Mäuse“ aus Aiblinger Bank stibitzt?
Was für eine kuriose Szene: Als eine Aiblingerin Geld in einer Bank abheben will, taucht plötzlich ein Kater an einem Automaten auf. Was hinter der verrückten Geschichte steckt und warum Kater „Ludwig“ kein Unbekannter in der Kurstadt ist.
Bad Aibling – Tiere, vor allem Hunde und Katzen, gelten hierzulande als beliebte Begleiter des Menschen. Oftmals ist die Beziehung dabei so innig, dass ein Vierbeiner als echtes Familienmitglied durchgeht. Dabei sind die Fähigkeiten der Haustiere freilich begrenzt, weshalb sie in vielen Lebensbereichen auf die Hilfe ihrer menschlichen Besitzer angewiesen sind. So besorgt sich der Hund gewöhnlich nicht eigenständig sein Futter und auch die Katze hebt kein Geld bei der Bank ab. Oder?
Zumindest hatte es den Anschein, dass Letzteres tatsächlich passiert sein könnte. Denn als Dorit Lengauer kürzlich am Automaten einer Bad Aiblinger Bankfiliale Geld abheben wollte, erlebte sie eine solch kuriose Szene, dass sie ihren Augen kaum trauen konnte. „Ich hatte meinen Hund dabei und normalerweise sitzt der brav neben mir, wenn ich am Automaten bin“, erzählt sie dem OVB. Diesmal sei er jedoch deutlich unruhiger gewesen, „er war sehr an etwas hinter mir interessiert“, erinnert sich Lengauer. Dann habe sie gemerkt, dass ein Kater hinter dem Kontoauszug-Automaten auftauchte und sie beobachtete.
„Vielleicht doch eine Raubkatze“
Sofort wollte sie die verrückte Situation mit einem „gelungenen Schnappschuss“ festhalten. „Ich hab den Kater da noch nie zuvor gesehen. Er hatte es bestimmt schön warm da drin und wenn er gelernt hat, dass die Tür aufgeht, wenn er nah genug dran ist, hat er bei Kälte immer ein warmes Plätzchen“, vermutet die Aiblingerin. Und weil sie die Situation als so besonders empfand, postete sie ihr Foto direkt auf Facebook mit den Worten: „Falls jemand seine Katze vermisst, sie ist gerade Geld holen.“
Hunderte Menschen reagierten binnen kürzester Zeit auf das Foto. Humorvoll gemeinte Kommentare wie „Vielleicht haben wir es doch mit einer Raubkatze zu tun“ oder „Vorsicht, die Katze wird von der Polizei gesucht. Sie überfällt Leute, die Geld abheben, hinterrücks beim Rausgehen“ waren kurz darauf zu lesen. Eine Facebook-Userin warnte gar davor, dass die Katze die PIN der Bankkunden ausspionieren könnte. Eine andere schrieb doppeldeutig: „Hier soll’s Mäuse geben.“
Kater in vielen Geschäften unterwegs
Doch in der heiteren Diskussion wurde schnell klar, dass es sich um kein unbekanntes Tier in Bad Aibling handeln dürfte. Das bestätigte dann auch der Besitzer des Tieres, Lucas Igel. „Ach Ludwig, heb bitte gleich bissl mehr ab“, schrieb er unter das Facebook-Foto und meinte damit seinen Kater, der nicht nur in der Bank auftauchte, sondern vielen Aiblingern bereits über den Weg gelaufen ist. Gegenüber dem OVB erklärte Igel nun, dass sein sieben Jahre alter Kater, Europäisch Kurzhaar, des Öfteren in Geschäften jeglicher Art unterwegs sei. „Früher noch viel mehr als heute. Er ist zum Glück etwas ruhiger und ortsgebundener geworden mit den Jahren“, sagt der 29-jährige Besitzer aus Bad Aiblings Stadtzentrum.
Anfangs habe Ludwig einen „unfassbar großen Bewegungsradius“ gehabt, der teilweise sogar bis zum Krankenhaus gereicht habe. „Das weiß ich, weil ich ihn früher andauernd überall abholen musste“, erklärt Igel. Damals hatte der Kater ein Halsband, in dem Igels Handynummer vermerkt war, was ihm jedoch später wieder abgenommen wurde, „weil das purer Stress für mich war. Ich wurde jeden Tag mehrmals angerufen, dass ich doch bitte meinen Kater abholen kommen soll“.
Zuletzt bis zum Altenheim spaziert
Darunter waren Privatpersonen, bei denen Ludwig einfach durch die offene Terrassentüre hereinspazierte oder auch Geschäfts-Inhaber. Igel erinnert sich an einen Fall, als sich sein Kater beispielsweise im Schaufenster eines Modehauses auf Pullover gelegt hat. Zeitweise musste er das Tier so oft abholen, dass er immer wieder in seiner Mittagspause nach Hause fuhr. „Mit den Jahren ist das zum Glück weniger geworden, weil er zum einen nicht mehr so weit läuft und die Leute ihn zum anderen inzwischen kennen und gerne da haben, ihn dann aber auch einfach wieder rausschmeißen, weil sie wissen, er findet nach Hause“, so Igel.
Doch auch heutzutage würde Ludwig vereinzelt noch größere Ausflüge unternehmen. „Letztens mussten wir ihn aus dem Altersheim Novalis abholen“, erklärt der 29-Jährige. Die Senioren seien ganz verzückt von ihm gewesen. Das Kuriose: Kater Ludwig ist nicht das einzige Haustier von Lucas Igel, das sich in der Kurstadt einen Namen gemacht hat. „Was würden wir nur ohne Ludwig und die Katze vorn am Bahnhof machen“, schrieb eine Facebook-Userin unter Ludwigs-Bank-Schnappschuss. Und schnell stellte sich heraus, dass auch jene Katze vorn am Bahnhof einst bei Lucas Igel lebte.
Eigener Stuhl im Irish Pub
Auch diese langhaarige graue Katze namens Ahimsa dürfte vielen Aiblingern bekannt vorkommen. „Das war auch meine, die hat bloß leider der Ludwig verjagt“, erklärt Igel. Allerdings habe er sich damals versichert, dass es ihr gut geht in der Bahnhofstraße, erklärt er. Dass die Katze einen eigenen Stuhl etwa beim Optiker oder im Irish Pub in der Bahnhofstraße habe, in dem Blumenladen ein und aus geht und auch in der ehemaligen Gartenküche ein oft gesehener Gast war, spreche für sich. Warum Igel stets an solche besonderen und extrem kontaktfreudigen Katzen gerät, kann er sich selbst nicht erklären. „Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass sie hier in der Bahnhofstraße zwangsweise mit vielen Menschen in Kontakt kommen und daher sehr zutraulich sind.“
Kater Ludwig genieße es jedenfalls sehr, gerade im Sommer unten an den Bänken vorm Haus, gegenüber der Eisdiele zu liegen, und sich von Gott und der Welt streicheln zu lassen. Und auch wenn sowohl Ludwig als auch Ahimsa weite Wege bestreiten und in Bad Aibling gut zurechtkommen, so haben sie es bislang nicht geschafft, Geld bei der Bank abzuheben.

