Manfred Mokros plant Weltumseglung
Raus aus der Musikschule, rein ins Boot: Gitarrenlehrer vom Chiemsee will die Welt umsegeln
44 Jahre war Manfred Mokros Gitarrenlehrer an der Priener Musikschule. 600 Schülern brachte er das Gitarrespielen bei. Seit August ist er im Ruhestand. Zusammen mit seiner Frau plant er Außergewöhnliches: Die beiden wollen mit ihrem Segelschiff die Welt umsegeln.
Prien – Mit einem alten Instrument vom Sperrmüll fing es im Jahr 1971 für den gebürtigen Bochumer Manfred Mokros an – danach hat den damals 14-Jährigen das „Gitarren-Virus“ jahrzehntelang nicht mehr losgelassen. Selbsterfahrung auf sechs Saiten, erste Rockkracher wie „Smoke On The Water“ von Deep Purple mit seiner Band, dann die spontane Liebeserklärung an die Klassik – all dies hat das Leben des mittlerweile 65-Jährigen in jugendlichen Jahren entscheidend geprägt. Denn 44 Jahre wirkte der beliebte Gitarrenlehrer an der Musikschule Prien und brachte in dieser Zeit rund 600 Schülern das Gitarrespielen bei. Viele von ihnen erreichten dabei ein Niveau auf ihrem Instrument, das sie zum Musikstudium in München oder Altötting brachte.
600 Talente unterrichtet
Seit August ist Manfred Mokros nun im Ruhestand – wobei der oftmals überstrapazierte Begriff „Unruhestand“ seinen neuen Lebensabschnitt treffender beschreibt. Denn der Neu-Rentner war und ist mehr als „nur“ ein Musiklehrer, vielmehr ein Tausendsassa, wie im Gespräch mit OVB schnell deutlich wurde. Viele Sportarten hat er erfolgreich ausprobiert, holte dabei Meistertitel und realisierte schon Mitte der 1990er Jahre „mal eben so“ einen Herzenswunsch: Er baute sich selbst eine Gitarre. Damit nicht genug – jetzt will er gemeinsam mit seiner Frau um die Welt segeln, im eigenen Boot. Der Startschuss zum „Probe-Törn“ durchs Mittelmeer fiel am 18. August im italienischen Grado. Natürlich gehen Gitarren mit auf die Reise.
Aber der Reihe nach. Seine kurze Karriere als Bandmusiker startete wie so viele in den 1960er und 1970er Jahren: Eine alte Gitarre mit verrosteten Saiten und ein kleiner Verstärker war sein stolzes Start-Equipment. „Unser Drummer hat sich aus Waschmittel-Pappeimern ein Schlagzeug zurecht geschraubt und mit Kreppband beklebt, damit die Trommeln unterschiedlich klingen. Und dann ging’s ab im Hauskeller“, erzählte Mokros schmunzelnd. „Wir haben damals sogar in einem Wettbewerb einen Preis gewonnen.“ Irgendwann stand für ihn fest, die Musik zu seinem Beruf zu machen. Über Freunde bekam er Kontakt zur Musikhochschule Dortmund; bei einem Musikstudenten wurde er Übungsschüler, bezahlen musste er dafür nicht. „Nach Abschluss der Realschule habe ich 1976 dort die Aufnahmeprüfung gemacht und auch bestanden“, so Mokros. Die Studienrichtung stand damit fest: Klassische Musik auf Gitarre und Querflöte. Mit Bandauftritten war’s dann vorbei, „dafür gab’s keine Zeit mehr“. In den Lebensmittelpunkt rückten Klassik-Gitarristen und -Komponisten wie Mauro Giuliani oder Fernando Sor.
Nach seinem Examen zog es den jungen Musiklehrer nach Bayern; beim Zivildienst im Goethe-Institut lernte er Prien kennen und lieben – und blieb dort hängen. 1980 unterschrieb er seinen Arbeitsvertrag an der örtlichen Musikschule – der jetzt mit Eintritt in den Ruhestand endete.
Trotz seiner Begeisterung für die Musik gab es für Mokros eine Art Parallelleben: „Meine zweite Leidenschaft war schon von Jugend an der Sport.“ Zwischen dem elften und 14. Lebensjahr war er als Wasser-Kunstspringer erfolgreich – mit Platz 4 in der Deutschen Meisterschaft. Später teilte er sich – bis heute – die Sporterlebnisse mit seiner Frau Franziska. Wie beim Drachenfliegen. 25 Jahre lang eroberten sie die Lüfte über den Alpen, und ein Mal erreichte Mokros sogar den Deutschen Meistertitel im Streckenfliegen. 170 Kilometer trug ihn dafür sein Luftgefährt vom Zillertal aus bis Zell am See und wieder zurück; „nur knapp am Weltrekord vorbei“, wie er versicherte. Von der Luft zog es beide ins dichtere Element Wasser: beim Tauchen in deutschen Talsperren, im Roten Meer, in Indonesien oder auf Bali. Auch Kajakfahren zum Beispiel auf dem Yukon River wurde ausprobiert, Manfred Mokros machte selbst vor senkrechten Felswänden beim Sportklettern nicht halt.
Im Herbst 2024 will er mit der Weltumseglung starten
Jetzt liegt vor dem Ehepaar ein großes Abenteuer, ein Lebenstraum, wie der Unruhe-Rentner schwärmt: Im Herbst 2024 heißt es in Grado an der Adriaküste wieder Leinen los für ihr großes Segelschiff „Kaliope“ (die Schönstimmige) – elf Meter lang, 3,50 Meter breit, sechs Tonnen schwer, „aber unsinkbar“ – zum Start ihrer Weltumseglung. Vorbei an Gibraltar und den kanarischen Inseln geht der Kurs dann hart auf den Atlantik… Mit an Bord: eine akustische wie auch elektrische Gitarre und ein kleiner Verstärker. Die Fische wird’s freuen: Sie lernen Rock- und Flamenco-Klänge kennen.
Was bleibt ist die Frage: Vom kleinen Unterrichtszimmer im denkmalgeschützten Gebäude der Musikschule Prien am Bahnhof hinaus in die große weite Welt – was wird da fehlen? Manfred Mokros spontane Antwort ist sehr kurz: „Nichts!“
