Aus Laurentiushof wird Aicherhof
Neuer Glanz für Bernauer Seniorenheim: 120 Pflegeplätze stehen ab sofort zur Verfügung
Das sanierte und erweiterte Senioren- und Pflegeheim 'Aicherhof' in Bernau will Lebensqualität für Senioren bieten. Trotz der Investition in die Zukunft bleibt die Schließung von 1100 Pflegeeinrichtungen in Deutschland ein beunruhigender Trend.
Bernau – In einer Feierstunde ist das zum Teil generalsanierte und mit einem Neubau erweiterte Senioren- und Pflegeheim „Laurentiushof“ in Bernau unter dem neuen Namen „Aicherhof“ offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. „Unser Ziel war, eines der lebenswertesten Seniorenpflegeheime in der Region zu schaffen“, betonte Stephan Hartl in seiner Ansprache vor Bewohnern sowie Gästen aus Politik, Wirtschaft, Handwerk und Gesellschaft. Zusammen mit seinem Bruder Michael ist er Eigentümer des Anwesens; mit ihrer Aicher Bau- und Wohnkonzept GmbH haben sie als Bauherrn nach eigenen Angaben einen hohen siebenstelligen Betrag in das Erweiterungsprojekt investiert (wir berichteten).
120 moderne stationäre Pflegeplätze
„Wir wollen unseren Bewohnern ein Zuhause bieten, in dem sie sich geborgen fühlen, wir wollen ihre Lebensqualität erhalten oder sogar verbessern“, versicherte Hartl. Das qualifizierte Pflegekonzept des Betreibers Mayer-Reif Pflegeheime spiele dabei eine wesentliche Rolle. Die Bestandsgebäude seien grundlegend saniert und der Komplex um ein Gebäude erweitert worden, das rund 2000 Quadratmeter Nutzfläche biete. Laut Hartl würden jetzt „neben 40 neuen komfortablen Einzelzimmern insgesamt 120 moderne stationäre Pflegeplätze angeboten, Dreiviertel davon in Einzelzimmern“.
Dank und Anerkennung sprach der Unternehmer den beteiligten Architekten, Ingenieuren, Baufirmen und Handwerkern aus der Region, Planern und Entscheidungsträgern, der finanzierenden Bank sowie den Vertretern von Behörden und Politik aus. „Ihr Engagement und Ihre Arbeit hat dieses Projekt erst möglich gemacht.“ Hartl verwies auf einen „beunruhigenden Trend“: „Im Zeitraum von Anfang 2023 bis heute mussten deutschlandweit 1100 Pflegeeinrichtungen geschlossen werden.“ Als Gründe dafür führte er unter anderem Finanzierungsprobleme, fehlendes Personal und eine ausufernde Dokumentationspflicht durch Behörden an. „Nach meiner Einschätzung sind dadurch rund 86.000 Betten weggefallen. Dem gegenüber besteht aber nach wie vor ein erhöhter Bedarf an Pflegeplätzen.“
Fester Bestandteil des Gemeindelebens
Ab 2008 führte die Pflegeeinrichtung an der Alten Seestraße aus namensrechtlichen Gründen die Bezeichnung „Laurentiushof“. Hartl: „Die Unsicherheiten sind mittlerweile geklärt: In Abstimmung mit dem Betreiber wird der gesamte Komplex ab jetzt mit der alten Bezeichnung “Aicherhof“ weitergeführt.“ Unter diesem Namen sei das ursprünglich landwirtschaftliche Anwesen im Jahr 1150 n. Chr. zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden.
Aufgrund seiner pflegerischen Leistungen und der zentralen Lage in Bernau sei der Aicherhof fest ins öffentliche Gemeindeleben integriert, stellte Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber in ihrem Grußwort fest. Ältere Bürger seien oftmals nicht mehr in der Lage, ihre persönliche Grundversorgung aufrechtzuerhalten. Die biete ihnen aber ein starkes und leistungsfähiges Haus wie der Aicherhof; zudem werde das soziale Umfeld der Bewohner gesichert. „Wie wichtig eine gute stationäre Pflegeversorgung für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort ist, erlebe ich in der eigenen Familie“, bekannte die Rosenheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig. Deshalb zähle für die der modernisierte Aicherhof zu einer der wichtigsten Pflegeeinrichtung in der ganzen Region, so Ludwig weiter.
Kritik an ausufernder Bürokratie
Dies bekräftigte auch der stellvertretende Rosenheimer Landrat Sepp Hofer (FW): Der Familie Hartl habe mit der Sanierung und Erweiterung die „dringend wichtige Pflegeinfrastruktur vor Ort für die Zukunft sichergestellt“. Er lobte den Mut der Eigentümer und des Betreibers, trotz gestiegener Baukosten und oftmals unsicheren Refinanzierungen das Projekt zu realisieren. Eine deutliche Botschaft richtete Robert Althier, Heimleiter des Betreibers der Mayer-Reif Pflegeheime, an die Gesundheitspolitiker des Bundes. „Die ausufernde Bürokratie behindert unsere Pflegearbeit vor Ort“, kritisierte Althier. „Viele Stunden unserer Arbeitszeit verbringen wir damit, um bereits ausgebildetes Fachpersonal anzuerkennen oder um einfach nur unsinnige bürokratische Regeln einzuhalten.“ Wie zum Beispiel, die exakte, maßgetreue Anbringung von Feuerlöschern oder Notausgangs-Schildern sicherzustellen und vor allem zu dokumentieren. Sein rhetorisch emotionales Fazit fiel kurz aus: „Geht´s noch?“ Das Ziel sollte doch sein, die Pflege der Bewohner mit ihrer Biografie in den Fokus zu stellen.
Abgeschlossen wurde der Eröffnungsakt mit dem kirchlichen Segen der evangelischen Pfarrerin Betina Heckner und des katholischen Pfarradministrators Gottfried Grengel. Beim anschließenden Tag der offenen Tür gab es für Besucher Gelegenheit, sich über die Pflegeeinrichtung zu informieren.
