Für die ganze Familie
Auf „Schatzsuche im Chiemsee“: Spieleerfinderin aus Bernau über ihr neuestes Brettspiel
Sie ist Kinderbuch-Autorin und Spiele-Erfinderin. Vor allem aber ist Wilma Frech aus Bernau eine Frau, die vor Ideen sprüht und mit ihrer Begeisterung für spielerisches Lernen kleinen und großen Menschen eine wertvolle Zeit schenkt.
von Raphaela Kreitmeir
Eigentlich heißt sie anders, aber als sie ihre Leidenschaft fürs Geschichten erzählen und Spiele erfinden entdeckte, suchte sie nach einem Namen, der kurz, prägnant und positiv ist. „Wilma Frech“ lautete ihre Wahl. In den Initialen finden sich die Vornamen ihrer beiden Kinder wieder. „Sobald ich als Wilma Frech schreibe oder lese, schlüpfe ich in eine andere Rolle“, erklärt die Chiemgauerin. „Und Frech ist immer wieder ein Anknüpfungspunkt bei Lesungen, wenn mich die Kinder fragen, ob ich auch wirklich frech bin“, erzählt sie. Frech sei sie, bestätigt sie dann den kleinen Zuhörerinnen und Zuhörern, das sei ja auch was Gutes, nur gemein dürfe man nicht sein.
Wenn die 49-Jährige von den Lesungen erzählt, leuchten ihre Augen. Sie liebt den direkten Kontakt zu Kindern, ihre Fragen und ihre Neugier. Da trifft es sich perfekt, dass sie auch in ihrem eigentlichen Beruf als Grundschullehrerin eng mit den Kleinen zusammenarbeitet. Dabei träumte sie eigentlich von einem ganz anderen Beruf, wollte als Fotoreporterin für ein People-Magazin die Schönen und Reichen ablichten. Nach der Schule machte sie dann auch folgerichtig eine Ausbildung zur Fotografin, merkte aber bald, dass ihr Herz für etwas anderes schlägt. Sie wechselte zurück auf die Schulbank, legte ihr Abi ab und studierte Grundschullehramt in München.
Das war die einzige Zeit, die Wilma Frech fernab des Chiemsees lebte. Der See und die Region sind für sie Wohlfühlorte und Heimat. Und sie sind der Schauplatz, an dem ihre Bücher und Spiele verankert sind. Nach der Trilogie „Fraueninsel-Bande“, der „Chiemgau Rallye“ und den Kartenspielen „Gschaftlhuaba“ und „Kart´l Kini“ ist jetzt ihr neuestes Brettspiel „Chiemsee Schatzsuche“ erschienen.
Gibt es Erkenntnisse aus dem Schulalltag, die Sie in Ihren Büchern und Spielen umsetzen?
Lernen muss etwas sein, das Spaß macht, finde ich. Wenn man motiviert ist und Freude daran hat, rutschen die Synapsen im Hirn zusammen. Das ist jetzt stark vereinfacht ausgedrückt, aber der Effekt lässt sich wissenschaftlich nachweisen. Daher habe ich auch im Unterricht von Anfang an jede Lernphase in ein Spiel verpackt, um die Motivation beim Lernen zu erhöhen. Denn Motivation ist für mich wie der Rückenwind beim Fahrradfahren und ich will mit meinen Geschichten und Spielen ganz viele Kinder nach vorne pusten.
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Wie kommt man als Lehrerin darauf, Kinderbücher zu schreiben und Spiele zu entwickeln?
Ich habe erst bei einem Schulbuchverlag kleinere Beiträge verfasst und dann vom Chiemgauer Verlagshaus die Anfrage bekommen, ob ich etwas machen könnte, das hier in der Region stattfindet.
Und wie entsteht die Idee zu einem Kinderbuch oder Spiel?
Komplett spontan, sie überfällt mich sozusagen und ich mache mir dann sofort Notizen. Seit der Arbeit an der „Fraueninsel-Bande” habe ich auch überall im Haus und in jeder Tasche Papier und Stift. Diese Trilogie war sozusagen eine Auftragsarbeit. Der Verleger kam auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich eine Geschichte über drei Bände schreiben könnte. Diese Geschichte sollte auf der Fraueninsel spielen und von einer Kinder-Bande handeln. Ich hatte den Auftrag und mir fiel nichts ein. Aber plötzlich wachte ich um drei Uhr nachts auf und der Anfang der Geschichte sowie der Titel waren absolut klar in meinem Kopf. Um ja nichts zu vergessen, lief ich ins Bad und notierte alles mit Kajal auf Klopapier, weil nichts anderes zur Hand war.
Das passiere ihr jetzt nicht mehr, lacht sie. Das dicht beschriebene Klopapier nimmt sie gerne auf Lesungen mit, um den Kindern zu zeigen, dass Geschichten keine Technik brauchen, um zu funktionieren. Alles, was notwendig ist, sei Fantasie – und dass man lesen und schreiben kann natürlich. „Es macht mir so eine Freude, wenn ich spüre, dass ich die Kinder mit meinen Geschichten anstecken kann und sie beginnen, fürs Lesen und Schreiben zu brennen“, erklärt die Autorin.
Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Ihren Büchern und Spielen?
Auf jeden Fall. Sie spielen hier in der Region und sie transportieren alle zwei Botschaften, die mir besonders am Herzen liegen: Jeder Mensch, egal woher er kommt, ist gleich viel wert. Und gemeinsam ist man noch stärker.
Worum geht es in der „Chiemsee Schatzsuche“?
Graf Karl der Kinderlose möchte abdanken. Um herauszufinden, wer seiner Nachfolge wirklich würdig ist, versenkt er den Inhalt einer großen Schatztruhe weitläufig im Chiemsee und vergibt Suchaufträge.
Für wen ist das Spiel?
Für die ganze Familie. Wenn die Suchaufträge vorgelesen werden, können auch kleinere Kinder mitspielen, ansonsten beginnt das Spielalter ab acht Jahren. Zwei bis sieben Spielerinnen und Spieler können gegeneinander antreten, einander Münzen abluchsen, aber auch miteinander Lösungen finden.
Was braucht man, um gut bei dem Spiel zu sein?
Eine große Portion Glück, etwas Risikobereitschaft, eine Prise Schlitzohrigkeit und eine Extraportion Einfühlungsvermögen, weil man manchmal die Mitspieler einschätzen muss. Vor allem aber macht das Spiel viel Spaß und bietet allen Mitspielenden eine gute gemeinsame Zeit. Darum geht es vor allem.
Gemeinsam Spiele zu spielen statt allein am Tablet zu zocken: Was kann man Ihrer Meinung nach nur beim gemeinsamen Spielen erleben?
Echte Emotionen, echte Kommunikation und echte Gemeinschaft. Das ist jetzt ziemlich viel „echt“, aber genau das macht das gemeinsame Spielen aus. Digitale Games sind weit weg vom wahren Leben, ziehen die Kinder aus der Realität raus, vermitteln keine wirklichen Erlebnisse. Ich habe das in der Schule immer wieder erlebt. Wenn ich am Montag gefragt habe, was die Kinder am Wochenende so erlebt hatten, sind vor allem aus den Kindern, die mit den Eltern in den Bergen waren, etwas anderes unternommen hatten oder mit der Familie Spiele spielten, die Erlebnisse nur so herausgesprudelt. Die gemeinsam verbrachte Zeit ist wie ein Schatz, der das Leben der Kinder reich macht.


