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30-Jahr-Feier des Perinatalzentrums

Emotionale Momente: Daniela Ludwig berichtet von Frühgeburt im Rosenheimer Krankenhaus

Schwangen emotionale Reden: (von links) CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, Elisabeth Paul und ihre Tochter Stefanie Furtner. Sie war ein Frühchen.
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Hielten emotionale Reden: (von links) CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, Elisabeth Paul und ihre Tochter Stefanie Furtner. Sie war ein Frühchen.

Seit 30 Jahren gibt es das Perinatalzentrum in Rosenheim. Dort werden Früh- und Neugeborene versorgt. Bei der Jubiläumsfeier am Mittwoch, 19. Juli, berichtete CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig von emotionalen Momenten. Und die Ärzte von medizinischen Meilensteinen.

Rosenheim – Eine Schwangerschaft birgt immer ein Risiko. Bei Zwillingen ist es höher. „Ich habe mir keine Gedanken um das Risiko gemacht“, sagte Daniela Ludwig. Die CSU-Bundestagsabgeordnete war vor zwölf Jahren mit Zwillingen schwanger gewesen. Um fünf Uhr morgens kam sie wegen „unklarer Schmerzen im Rückenbereich“ in die Notaufnahme. An die Geburt habe sie nicht gedacht, viel zu früh.

Ludwig sprach von Unsicherheit und Angst. Besonders, als sich ihr Zustand plötzlich verschlechtert habe. Sie hatte einen Blasensprung. Dabei reißt die Fruchtblase. Die Kinder mussten sofort auf die Welt geholt werden. In der 26. Woche. Eine Schwangerschaft dauert normalerweise 38 Wochen. Auf dem Weg in den Operationssaal hatte sie einen zweiten Blasensprung.

1000 statt 3000 bis 4000 Gramm

„Dr. Beck hat mich sehr beruhigt“, berichtete Ludwig. „Ich hatte großes Glück“. Der Arzt habe ihr keine Vollnarkose verabreicht, damit sie die ersten Lebenszeichen ihrer Kinder hören konnte. Noch heute bekomme sie Gänsehaut, wenn sie an diesen Moment denkt. 1000 Gramm hätten ihre Tochter und ihr Sohn gewogen. Ein Gewicht von 3000 bis 4000 Gramm ist der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge normal.

Bis zum errechneten Geburtstermin mussten ihre Zwillinge im Perinatalzentrum bleiben – drei Monate im Krankenhaus. „Mein Mann und ich haben gespürt, dass wir in guten Händen sind“, sagte die Mutter. Kompetenz und Herz hätten die Ärzte, Pfleger und Schwestern bewiesen. „Ich habe mich nie allein gefühlt, das ist ein unglaublich tolles Team.“

Dieses Team umfasst viele Bereiche: Unter anderem die Pflege, die Geburtshilfe und die Neonatalogie. Letztere befasst sich mit Erkrankungen von Neugeborenen und der Behandlung von Frühgeborenen. „Oft ist das Krankenhaus um Ärzte und deren Themen organisiert“, sagte Dr. Jens Deerberg-Wittram, Geschäftsführer der Romed-Kliniken. Das sei im Perinatalzentrum anders. Dort stehen zwei Gruppen im Fokus – werdende Mütter sowie Früh- und Neugeborene. Der Geschäftsführer bezeichnete das Zentrum als „Bilderbuch-Beispiel der Zusammenarbeit“.

„Ich möchte allen danken, die dazu beigetragen haben“, sagte Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März. Das Perinatalzentrum hat den Status „Level 1“. Das ist die höchste Stufe, die eine Klinik erreichen kann. „Level 1 bedeutet für mich Champions League“, erklärte März. Dass Rosenheim zur Spitzenklasse gehöre, sei keine Selbstverständlichkeit.

Eines der ersten zertifizierten Perinatalzentren

In Deutschland gibt es 166 „Level 1“ Perinatalzentren. In einem Umkreis von 100 Kilometern um Rosenheim nur elf. Davon sind acht Zentren in München. In Traunstein, Landshut und Rosenheim gibt es jeweils eines. 2010 hat sich die Romed-Klinik Rosenheim mit Traunstein zusammengeschlossen – zum Perinatalzentrum Südostbayern. „Wir sind weit über der Anforderung“, berichtete Dr. Andreas Schnelzer. Er ist Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Die Richtlinien für die Perinatalzentren hätten Gesetzescharakter, und die Zertifizierung schaffe eine hohe Transparenz.

„Wir waren eines der ersten zertifizierten Perinatalzentren“, sagte Dr. Tamme Goecke von der Geburtshilfe. Er schwärmte von der Klinik: „Wir haben den schönsten Kreißsaal in der Region.“ Es gebe viele Angebote für Mütter: Wassergeburten, integrative Wochenbettpflege und Familienzimmer. Sogar eine Kaisergeburt sei möglich. Dabei gibt es keinen Sichtschutz, die Mütter sehen ihre Kinder sofort. Zudem bietet das Krankenhaus Yoga, Still- und Elternkurse. Goecke begrüßte zudem die Akademisierung der Hebammenausbildung und Digitalisierung der Akten.

Nach diesen Meilensteinen der Geburtshilfe, ging es um die Errungenschaften in der Neonatologie. Arni Kirchner, Oberarzt des Perinatalzentrums, zeigte Bilder aus den Jahren 1993 und 2005. Die Geräte sahen früher größer aus, viele Kabel und kleine Bildschirme. Er nannte den heutigen Inkubator ein „technisches Wunderwerk“. Entscheidend sei auch die Entdeckung der Ursache des Atemnotsyndroms von Frühgeborenen gewesen. Kirchner zufolge hätten Mediziner als Lösung ein Medikament aus Rinderlungen hergestellt.

Bilder aus der Vergangenheit: Das Perinatalzentrum 1993 (links) und 2005.
Freuen sich über 30 Jahre Perinatalzentrum: (von links) Landrat Otto Lederer, Diana Frankenberg, Dr. Jens Deerberg-Wittram, Elisabeth Paul und ihre Tochter Stefanie Furtner, Dr. Andreas Schnelzer, CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, Rosenheimer Bürgermeister Andreas März, Dr. Torsten Uhlig, Dr. Tamme Goecke und Arni Kirchner, Oberarzt des Perinatalzentrums.

Durch all diese Errungenschaften können die Mediziner Kinder retten. In Rosenheim überleben 29 von 30 Frühchen. Das ist nach Angaben von Kirchner eine hohe Überlebensrate. Am Ende seiner Rede schien der Arzt ergriffen. Er berichtete von Kindern, die auf die Station kommen, um den Klinik-Mitarbeitern zu danken. „Das ist sehr, sehr bewegend“, sagte Kirchner.

Auch die Pflege blieb bei der 30-Jahr-Feier nicht außen vor. „Unsere Arbeitsplätze werden sich verändern“, erklärte Diana Frankenberg, Pflegerische Zentrumsleiterin, zum Stichwort Technologie. Diese Chance solle das Klinikum nutzen und die Zukunft entsprechend gestalten. Auch Frankenberg schien stolz auf die bisherige Erfolgsgeschichte. „Lassen Sie uns nicht die Kollegen vergessen, die im Hintergrund arbeiten“, erinnerte sie an Apotheker, Medizintechniker und Angestellte aus dem Hygienebereich.

Spende von OVB-Lesern für Früh- und Neugeborene

„Wir alle können stolz sein“, betonte auch Dr. Torsten Uhlig, Chefarzt der Kinderklinik. Er bedankte sich nicht nur bei den Mitarbeitern, sondern auch bei den OVB-Lesern. Durch die Weihnachtsaktion „OVB-Leser zeigen Herz“ 2022 hat das Zentrum 229.000 Euro für Elternzimmer bekommen. „Eine sagenhafte Summe“, befand Uhlig.

Auf der Station werden vier wohnlich eingerichtete Zimmer und ein Aufenthaltsraum entstehen. Die Eltern können ihren Kindern in schwierigen Zeiten dadurch so nah wie möglich sein. Nicht nur Elternzimmer braucht es dem Arzt zufolge, sondern auch eine Raumvergrößerung. Das bestätigte Dr. Schnelzer. Er äußerte einen Wunsch: „Wir wollen die Geburtshilfe und Kinderklinik unter einem Dach. Eine Einheit soll man nicht trennen.“

Gegen Ende der Veranstaltung wurde es noch einmal emotional. Elisabeth Paul kam mit ihrer Tochter Stefanie Furtner. Sie war ein Frühchen, mit 760 Gramm und 30 Zentimetern. Paul berichtete, wie ihr die Ärzte die Angst nahmen und ihr Kind in der 30. Woche entbanden. „Vui is jetzt ned“, habe sie gedacht, als sie ihre Tochter das erste Mal gesehen hat. So groß wie drei Stück Butter sei sie gewesen. Heute ist Stefanie Furtner Arzthelferin, verheiratet und hat selbst drei Kinder geboren. Natürlich in Rosenheim.

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