Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Neues Clubheim in Altenmarkt

Parties, Harleys, Haftstrafen: Die krasse Chronik der Hells Angels in der Region Rosenheim

Die Geschichte der Hells Angels in der Region Rosenheim
+
Die Geschichte der Hells Angels in der Region Rosenheim ist auch eine Geschichte der Gewalt. Und der Kriminalität. In den vergangenen Jahren nahm sich die Polizei daher systematisch die Führungsetage der Hells Angels vor. (Symbolfotos)

Party mit Riesen-Polizeiaufgebot: So lief die Einweihung des neuen Club-Lokals der Hells Angels in Altenmarkt an der Alz. Bei weitem nicht der erste Vorfall mit den Rockern: Die Chronik der Hells Angels in der Region Rosenheim.

Rosenheim – So viel Aufmerksamkeit erhält ein normaler Club nicht: 200 Polizeibeamten wachten am vergangenen Wochenende (23. und 24. November) darüber, dass bei der Einweihungsparty für ein Clubheim der Hells-Angels niemand über die Stränge schlägt. Messer wurden sichergestellt, auch eine Machete – ansonsten aber blieb es laut Polizei ruhig in Altenmarkt an der Alz.

Immer wieder war auch Gewalt im Spiel

Das war nicht immer so. Die Geschichte der Hells Angels in der Region Rosenheim ist auch eine Geschichte der Gewalt. Und der Kriminalität. In den vergangenen Jahren nahm sich die Polizei daher systematisch die Führungsetage der Hells Angels vor. Mehrere Angels wurden für Jahre hinter Gitter geschickt.

So musste sich im März 2022 der ehemalige Präsident des Charters Rosenheim wegen Zuhälterei und schwerer Zwangsprostitution vor dem Landgericht Frankfurt verantworten. Gegen die Verurteilung zu einer langjährigen Haftstrafe legte der damals 36-Jährige Revision ein. Der BGH hat das Urteil mittlerweile teilweise aufgehoben, beziehungsweise abgeändert. Aber – auch der BGH hielt für den Rocker acht Jahre Gefängnis für angemessen. Nur gut zwei Jahre weniger als das Landgericht in Frankfurt. Das Urteil jedenfalls sei nun rechtskräftig, sagt der Sprecher des Landgerichts.

Hells Angels: Zwei Rosenheimer Präsidenten mussten in Haft

Bereits der Vorgänger beim Rosenheimer Charter musste ins Gefängnis: Wegen illegaler Prostitution wurde er 2020 zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten ohne Bewährung verurteilt. Sein Versuch, in Tuntenhausen ein Vereinslokal zu etablieren, war zuvor am Widerstand im Ort und auch am Verhandlungsgeschick von Bürgermeister Georg Weigl gescheitert, der die Rocker von der mangelnden Eignung seines Ortes für eine Zentrale von harten Jungs überzeugen konnte. Die Polizei war zudem in Tuntenhausen offensiv auf die Öffentlichkeit zugegangen, hatte über die Gefahr der Organisierten Kriminalität informiert.

Ausschnitt aus dem Erinnerungsvideo: Trotz der schriftlichen Gratulation zum neuen Clubhaus zogen die Hells Angels bald wieder aus Tuntenhausen um.

Polizei hat Hells-Angels-Chefetage im Visier

Die Polizei beließ es nicht bei Informationen. Auch einen so genannten Sergeant at Arms, den Sicherheitschef des Charters, sowie seinen Stellvertreter machte die Polizei 2022 dingfest. In Rosenheim wurde es daraufhin ruhig um die Rocker-Gang. Ist die Einrichtung eines „Angels Place“ in Altenmarkt der Versuch, einen neuen Stützpunkt in der Region einzurichten und sich neu zu sortieren?

Erinnerungsvideo: Hells Angels 2019 vor einem Tattoo-Studio in Tuntenhausen, das wohl als Club-Lokal gedacht war. Kürzlich weihten die Hells Angels in Altenmarkt a.d. Alz ein neues Clublokal ein.

Rocker: Seit vielen Jahren Zwischenfälle in der Region

Die Chronik der Rocker in der Region ist krass. Und zweideutig. Nicht immer geht‘s um das Gehabe von Rowdies oder gar Verbrechen. Mal sind sie die netten Gastgeber von Sommerfesten. Einmal kandidierte in Mühldorf ein Hells-Angels Mitglied sogar als Stadtrat - für die Freien Wähler.

Immer wieder gab es aber auch bedenkliche Vorfälle. 2009 etwa; da wollte sich ein Zahnarzt an einem rumänischen früheren Geschäftspartner rächen. Er heuerte dazu mutmaßlich zwei Hells Angels an, die in Reit im Winkl den Rumänen vermöbeln und ihm seinen Porsche rauben sollten.

Immer wieder Razzien der Rosenheimer Polizei

Des öfteren klopfte die Polizei an Wohnungen von Hells Angels an. Zum Beispiel im Juli 2015: Mehrere Dutzend Beamte durchsuchten elf Wohnungen hauptsächlich in Rosenheim, aber auch im südlichen Landkreis und in Kufstein. An der Razzia waren auch Spezialeinsatzkräfte der Polizei und das Rauschgifteinsatzkommando des Landeskriminalamts sowie österreichische Beamte beteiligt. Sechs Frauen und Männer wurden festgenommen.

Sichergestellt wurden Drogen im Wert von 60.000 Euro, überwiegend Kokain, aber auch 1,5 Kilogramm Marihuana. Daneben fanden die Ermittler Falschgeld sowie Schlagringe, Totschläger und ein Springmesser. Überhaupt, die Drogen: Im November 2022 endete vorm Landgericht Traunstein ein Prozess gegen zwei Dealer mit hohen Haftstrafen von zehn, beziehungsweise zwölf Jahren. Sie hatten Hells Angels mit Rauchgift versorgt und lieferten in der Verhandlung Einblicke in die Schattenwelt des Rocker-Milieus. Drogen, Zwangsprostitution, Erpressung: Immer wieder ist im Zusammenhang mit diesen Verbrechen von Rockern die Rede.

Für viel Aufmerksamkeit sorgte vergangenes Jahr eine Razzia gegen das Vereinslokal der Hells Angels in Töging. Dort setzte die Polizei ein gepanzertes Fahrzeug ein, um das Clublokal der Hells Angels stürmen. Anlass war eine Disco-Prügelei im Februar 2023, angeordnet worden war die Aktion von der Staatsanwaltschaft Traunstein.

Wo auch immer die Hells Angels auftaucht, scheinen es die bayerischen Behörden ihnen nicht zu gemütlich werden zu lassen. Und in Altenmarkt? Man werde die Hells Angels dort im Auge behalten, sagt Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd.

Kommentare