„Warum muss erst Schlimmes passieren?“
Hochgefährlich oder nicht? – OVB-Redakteur testet Kreisstraße am Langbürgner See
Am Langbürgner See kann kein Radweg gebaut werden. Grund ist ein Naturschutzgebiet. Für Johann Nußbaum aus Rimsting ist die dortige Straße aber eine Gefahrenquelle und er wehrt sich. Ist es wirklich so schlimm? OVB-Redakteur Manuel Hinmüller testete die Strecke aus - und ist entsetzt.
Rimsting – Er endet in Rimsting und beginnt erst wieder in Natzing. Auf den gut zwei Kilometern dazwischen, entlang der Kreisstraße RO10, gibt es keinen Radweg. Das heißt auch nicht im Bereich des Langbürgner Sees, der ein beliebtes Badeziel ist. Johann Nußbaum aus Rimsting setzt sich deshalb seit Jahren dafür ein, dass ein solcher gebaut wird. Das Problem: Dort ist ein Naturschutzgebiet, weshalb die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Rosenheim den Bau ablehnt. Auch zwei Schreiben von Nußbaum an den bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber brachten keinen Erfolg.
Trotzdem will der Rimstinger nicht aufgeben. Er sieht in dieser Lücke eine große Gefahrenstelle, nicht nur für Radfahrer, sondern auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer.
Ob das so ist, davon wollte ich mir nach dem Gespräch mit Nußbaum selbst ein Bild machen und bin die Strecke mit dem Fahrrad abgefahren.
Flott unterwegs trotz kurvenreicher Strecke
Geparkt habe ich nicht am Parkplatz des Langbürgner Sees, da dieser voll besetzt war. Deshalb stellte ich mich, wie viele andere, auf den Randstreifen der zum See abgewandten Straßenseite. Hier habe ich schnell gemerkt, dass sehr viele Verkehrsteilnehmer auf der RO10 unterwegs und einige noch dazu sehr schnell dran sind – trotz der vielen Kurven. Wenn man bedenkt, dass Badegäste die Straße überqueren müssen und einige mit ihren Kindern dort sind, finde ich das schon sehr rücksichtslos.
Ich bin mit dem Fahrrad in Richtung Natzing gefahren und fuhr dann die Strecke bis nach Rimsting. Der erste Teil vor dem Wald, wo sich auch der See befindet, war kurvig, doch es ging bergab und ich konnte in die Kurven schauen. Die anschließende Waldstrecke war jedoch kein schönes Erlebnis. Autos und Lastwagen überholten schnell und sehr knapp, da sie nur wenig Raum zum Ausweichen haben. Vor allem, als eine Kolonne von fünf Fahrzeugen an mir vorbeifuhr, bekam ich weiche Knie.
Nach dem Waldstück verläuft die Straße durch Stetten, ebenfalls sehr kurvenreich. Hier ist eine Tempo-60-Zone eingerichtet und Fahrradfahrer haben von dieser Seite aus die Möglichkeit, zwischen Fahrbahn-Außenmarkierung und Grasfläche zu fahren. Ein „richtiger“ Radweg beginnt aber erst wieder in Rimsting. Um die Strecke aus beiden Richtungen bewerten zu können, radelte ich nochmal zurück nach Natzing.
Mein Fazit: Gefährlich
Mein Fazit: Wie Johann Nußbaum habe ich zwar einerseits Verständnis für den Naturschutz, finde aber auch, dass es sich hier um eine Gefahrenstelle handelt, die nicht unterschätzt werden darf. Man muss sich auch die Frage stellen: Sind Sicherheit und Menschenwohl in diesem Fall nicht wichtiger? Vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich um eine stark befahrene Kreisstraße handelt und man sich in einer viel besuchten Urlaubsregion befindet.
Von Rimstings Bürgermeister Andreas Fenzl habe ich erfahren, dass sich die Gemeinde um eine Tempo-60-Begrenzung in diesem Bereich bemüht hat. Jedoch erfolglos, da rechtliche Kriterien, wie eine bestimmte Unfallhäufigkeit, nicht erreicht wurden. Allein wenn ich solche Aussagen höre, „die Unfallhäufigkeit ist aus rechtlicher Sicht nicht hoch genug“ , stellt es mir die Haare auf. In Stetten ist doch bereits eine Geschwindigkeitsbegrenzung, wieso kann die nicht einfach erweitert werden? Warum muss erst Schlimmes passieren, damit sich etwas ändert?
Mein Appell an alle Verkehrsteilnehmer
Mein Appell an alle Verkehrsteilnehmer: Egal ob motorisiert, Radfahrer oder Fußgänger: Die Lage ist unübersichtlich und keiner kann hinter eine Kurve schauen. Deshalb sollte jeder rücksichtsvoll fahren und im Hinterkopf haben, dass Badegäste die Straße überqueren. Darunter auch Kinder und es könnte schließlich das eigene sein.