Begleitet von Trauermarsch der Dreder Musi
Massiver Protest gegen den Brenner-Nordzulauf in Ostermünchen
Ein Trauerzug von etwa 450 Menschen – begleitet von Trauermärschen der Dreder Musi – machte am Samstag, 4. März, auf den Verlust wertvoller landwirtschaftlicher Flächen in der Gemeinde Tuntenhausen aufmerksam.
Ostermünchen – Die Gemeinde Tuntenhausen ist auf einer Länge von etwa sechs Kilometern von Aubenhausen über Brettschleipfen, Berg, Stetten und Ostermünchen bis nach Weiching von einer geplanten sechsspurigen Trasse für den Brenner-Nordzulauf mit Verknüpfungsstelle und Neubau eines Bahnhofes extrem betroffen. Der Bau der Hochgeschwindigkeitstrasse wäre nicht nur eine Katastrophe für die Landwirtschaft, sondern auch der Todesstoß für das gesellschaftliche Leben im Ort.
Todesstoß für den Sport in Ostermünchen
Die Trasse würde direkt über den Sportplatz des SV Ostermünchen führen, wo am Samstag, 4. März, eine Protestaktion gegen den Brenner-Nordzulauf stattfand. Etwa 450 Menschen waren gekommen, um ihre Ablehnung des Projektes zum Ausdruck zu bringen – unter ihnen Landwirte, die ihre Existenz verlieren würden; Sportler, die mit dem Sportplatz in Berg ihre sportliche Heimat einbüßen würden und Menschen, die sich für den Erhalt von wertvoller Landschaft und gegen den geplanten, extremen Eingriff in die Natur stark machen wollten. An der Mahnaktion in Ostermünchen beteiligten sich auch Tuntenhausens Bürgermeister Georg Weigl, Landrat Otto Lederer und Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig.
„Unsere Sportanlage, die Heimat von 1600 Aktiven – darunter 260 Kinder und Jugendliche, soll plattgemacht werden“, machte Stefan Hofbauer das Ende des sportlichen Lebens in Ostermünchen klar. Als Mitglied der Tuntenhausener Gruppe der Bürgerinitiative Bürgerdialog Rosenheim, als Gemeinderat und Vorstandsmitglied des SV Ostermünchen machte er die Folgen des „unsäglichen Projektes“ klar und stellte in Frage, ob es eine sechsspurige Neubautrasse, diese „wahnwitzige Hochgeschwindigkeitstrasse“ brauche und es wirklich 6000 Menschen gebe, für die es wichtig sei, in 3,5 Stunden zwischen München und Verona zu pendeln. „Diese Vision macht keinen Sinn“, betonte Hofbauer und machte klar: „Wir haben einen Brenner-Nordzulauf.“
Modernisierung der Bestandsstrecke gefordert
Die Modernisierung und Auslastung der Bestandsstrecke sei völlig ausreichend, wenn die Verkehrsströme auf die bestehenden Alpenübergänge klug verteilt würden und die Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing mit Fertigstellung 2035 eine zusätzliche Entlastung des Ost-West-Verkehrs bringe.
Neubau verschlingt Milliarden und bringt nichts
Hofbauer ging auf eine vom Brennerdialog in Auftrag gegebene Studie ein. Basierend auf den von der Bahn prognostizierten Verkehrszahlen sei dabei ermittelt worden, „dass auch mit der 10 bis 15 Milliarden Euro teuren Neubaustrecke kein einziger Güterzug mehr verkehren wird“. Das bedeute, dass auf der Bestandsstrecke auch künftig etwa 300 Züge pro Tag fahren würden.
Selbst an der Bahnstrecke in Ostermünchen aufgewachsen, nahm Hofbauer den Anwohnern zugleich die Angst vor einer stärkeren Belastung: „Es wird kein Zug mehr als heute fahren, neue Wagentechnik und moderner Lärmschutz werden den Verkehr leiser machen als er heute ist.“ Dagegen sei eine Hochgeschwindigkeitsstrecke für den Brenner-Nordzulauf ein „Prestige-Objekt, das keiner braucht, das unsere Heimat zerstört und zu einer zehn Jahre andauernden Großbaustelle führt“.
Die Ortsgruppe Tuntenhausen der Bürgerinitiaitve Brennerdialog hatte zuvor 150 Mahnstäbe entlang der geplanten Trasse in die Erde gerammt. Die Teilnehmer der Mahnaktion formierten sich zu einem Trauerzug, der begleitet von Trauermärschen der Dreder Musi vom Sportplatz in Berg über die Felder bis zum Wald bei Brettschleipfen und zurück zum Sportplatz führte.
In der Abschlusskundgebung bekräftigte Lothar Thaler, der Vorsitzende der Bürgerinitiative Brennerdialog Rosenheim: „Um es noch einmal klarzustellen: Wir sind nicht gegen einen Brenner-Nordzulauf. Wir sind für Fortschritt zum Nutzen von Umwelt und Gesellschaft. Unsere Lösung ist die Ertüchtigung der Bestandsstrecke.“ Thaler rief dazu auf, im Protest nicht nachzulassen.
Gehör im Bundestag verschaffen
„Unser Ziel ist es, die Entscheider, also die Abgeordneten des Bundestages, davon zu überzeugen, dass wir keine Neubautrasse brauchen“, betonte Stefan Hofbauer. Deshalb hat der Brennerdialog jetzt auch eine Petition eingereicht, die darauf abzielt, dass im Auftrag der Bundesregierung an die Deutsche Bahn auf die Höchstgeschwindigkeit von 230 Kilometern pro Stunde verzichtet wird. Auf der Bestandsstrecke ist eine Geschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde möglich.
„Bis zur Entscheidung im Bundestag im Jahr 2025 ist nicht mehr viel Zeit“, forderte Hofbauer auf, neue Aktionen zu planen. Thaler symbolisierte die Solidarität der Menschen mit den Worten: „Wir Bürger im Landkreis Rosenheim halten zusammen. Wir müssen in Berlin gehört werden!“


