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Kundgebung am Samstag am Sportplatz in Berg

„Wir brauchen den Brenner-Nordzulauf nicht“: 150 Protestpfähle für Ostermünchen

Die geplante Trasse des Brenner-Nordzulaufs könnte nach bisherigen Planungen der Bahn direkt über die Fußballfelder des SV Ostermünchen gehen. Am Sportplatz in Berg findet am Samstag, 4. März, um 17 Uhr eine Protestaktion gegen das Projekt statt.
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Die geplante Trasse des Brenner-Nordzulaufs könnte nach bisherigen Planungen der Bahn direkt über die Fußballfelder des SV Ostermünchen gehen. Am Sportplatz in Berg findet am Samstag, 4. März, um 17 Uhr eine Protestaktion gegen das Projekt statt.

Ein millionenfacher, tonnenschwerer CO2-Ausstoß, die großflächige Zerstörung wertvoller Landschaft und persönlicher Existenzen: „Wir brauchen den Brenner-Nordzulauf nicht“, sagen die Bürgerinitiativen im Brennerdialog Rosenheimer Land. Am Samstag (4. März) gehen die Proteste gegen die Hochgeschwindigkeitsstrecke weiter. Auch in Ostermünchen.

Ostermünchen –  Die Proteste gegen den Brenner-Nordzulauf nehmen wieder Fahrt auf. „Wir müssen politischen Druck gegen das Projekt aufbauen. Dafür brauchen wir die Solidarität der Bürger“, betont Margit Kraus, Sprecherin der Bürgerinitiative Brennerdialog für die Gemeinde Tuntenhausen. Am Samstag, 4. März, wird die gesamte Strecke von Grafing bis Kiefersfelden mit Warnstangen ausgesteckt. Allein im Bereich der Gemeinde Tuntenhausen wurden bereits 150 Mahnpfähle eingeschlagen, um die Dimension des geplanten Bauwerks vor Augen zu führen.

40 Hektar Flächenfraß allein in Gemeinde Tuntenhausen

Von Aubenhausen über Brettschleipfen, Berg, Stetten und Ostermünchen bis nach Weiching würde die geplante Trasse des Brenner-Nordzulaufs eine Fläche von etwa 40 Hektar vernichten. „Von Ostermünchen bis Kiefersfelden liegt der geschätzte Flächenverbrauch bei etwa 104 Hektar für die Trasse und weiteren 45 Hektar für die Baustelle. Das entspricht 207 Fußballfeldern“, macht Kraus klar. Über mindestens zehn Jahre würde sich dieser Bereich in eine einzige Großbaustelle mit immensen Erdbewegungen verwandeln.

Bestandsstrecke hat ausreichend Kapazität

„Wir brauchen den Brenner-Nordzulauf nicht“, betont Margit Kraus. Die Bürgerinitiativen im Brennerdialog fordern die Modernisierung und Auslastung der Bestandsstrecke. „Es braucht politische Entscheidungen, um den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern“, macht Kraus klar. Doch dafür müssten Anreize geschaffen und Umschlagplätze ausgebaut werden. Die Verkehrswende funktioniere nur, wenn die Bahn für die Spediteure attraktiver sei als die Straße. „Eine neue Trasse ist dafür nicht erforderlich“, betont die Sprecherin der Bürgerinitiative (BI).

Das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium arbeitet gerade an einem Gesetzentwurf zum Verbot des Einbaus neuer Gas- und Ölheizungen ab 2024. Doch was ist mit dem enormen Klimaschaden, den der Bau des Brenner-Nordzulaufs verursacht? „Jeder CO2-Ausstoß, den wir verhindern können, ist wichtig, um die Klimaziele zu erreichen“, sagt Kraus. Ein Grund mehr, auf den Brenner-Nordzulauf zu verzichten, denn: „Die Betonmassen, die allein für die etwa 31,3 Kilometer langen, zweiröhrigen Tunnelabschnitte der geplanten Trasse gebraucht werden, verursachen 1,87 Millionen Tonnen CO2“, zitiert Kraus die Berechnungen von Verkehrsberater Karlheinz Rößler.

Trasse vernichtet landwirtschaftliche Flächen

Doch nicht nur das: Wenn der Brenner-Nordzulauf kommt, gehen hochwertige landwirtschaftliche Acker- und Grünflächen verloren. Weitere Höfe werden sterben. Schon jetzt schrumpft die Zahl der bayerischen Bauern unaufhaltsam: Ende 2010 gab es nach Angaben des Statistischen Landesamtes über 100.000 Höfe, zehn Jahre später waren es nur noch 84.600. Zudem gingen im Landkreis Rosenheim von 1988 bis 2020 etwa 6.500 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche verloren.

Indirekt ist jeder Landwirt betroffen

Durch den Bau des Brenner-Nordzulaufs würden weitere 104 Hektar Fläche für die Trasse und 45 Hektar temporär für die Baustelle verbraucht. Hinzu kämen erforderliche Ausgleichsflächen. „In der Region wären indirekt also alle Landwirte betroffen“, betonte Josef Bodmaier, vormaliger Kreisobmann des Kreisbauernverbandes, bei einem Treffen mit dem oberbayerischen Bauernpräsidenten vor einem Jahr und machte klar: „Der Brenner-Nordzulauf ist der Todesstoß für die nächste Generation Landwirte.“

Bürger können sich aktiv einbringen

Am Samstag, 4. März, markieren die Bürgerinitiativen im Brennerdialog Rosenheimer Land die geplante Trasse des Brenner-Nordzulaufs durch ihre Gemeinden und setzen von Grafing bis Kiefersfelden 1.000 Mahnstäbe. Parallel dazu wird es in Ostermünchen, Lauterbach und Oberaudorf Kundgebungen geben. Die Protestaktion in Ostermünchen findet am Sportplatz in Berg statt, der von den Bahnplanungen betroffenen ist. Sie beginnt um 17 Uhr mit einer Rede von Stefan Hofbauer, Gemeinderat, Vertreter der Bürgerinitiative und Vorstandsmitglied des Ostermünchner Sportvereins.

Bürgerinitiative informiert über neue Fakten

Nach einem Marsch mit Fackeln und Trauermusik entlang der Mahnstäbe spricht gegen 18.30 Uhr Lothar Thaler, der neue Vorstand der Bürgerinitiative Brennerdialog Rosenheimer Land. Dabei werden auch die neuesten Zahlen und Fakten zum Projekt zur Sprache kommen.

Im Bereich Ostermünchen wurde mit dem Einschlagen der Mahnstäbe bereits begonnen. Gerade hier würde die Brenner-Nordzulauf-Trasse wertvolle Weideflächen vernichten.

Die Bürgerinitiativen hatten ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Auslastung der Bestands- und Neubaustrecke unter Beachtung des zweispurigen Nadelöhrs zwischen Trudering und Kirchseeon betrachten sollte. Die Ergebnisse werden erst Mitte März präsentiert. Doch so viel verrät Margit Kraus schon vorab: „Zeitersparnis und Kapazitätserhöhungen sind verschwindend gering und rechtfertigen weder eine Investition von mehr als sieben Milliarden Euro noch die großflächige Zerstörung wertvoller Landschaft und persönlicher Existenzen.“

Die Bürger können ihrem Protest gegen den geplanten Bau des Brenner-Nordzulaufs nicht nur mit der Teilnahme an den Demonstrationen Ausdruck verleihen, sondern auch mit einem „eigenen“ Mahnpfosten: Unter www.brennerdialog.de/strecke kann man noch bis zum 2. März ab zehn Euro eine persönliche Patenschaft für einen der Mahnstäbe übernehmen, der dann auf Wunsch einen Aufkleber mit dem Namen seines Paten erhält. 

Verkehrsverlegung auf die Schiene mit Rücksicht auf Mensch und Natur

Für einen Ausbau der Bestandsstrecke macht sich auch die Bürgerinitiative Brenner-Nordzulauf Landkreis Ebersberg stark. In einer Pressemitteilung heißt es:

„In den unterschiedlichen Abschnitten des Brenner-Nordzulauf differieren die Forderungen ein wenig, was aber nicht bedeutet, dass nicht alle an einem gemeinsamen Strang ziehen würden. Im Süden kritisiert der Brennerdialog Rosenheimer Land, dass weder das Nutzen-Kosten-Verhältnis nachgewiesen ist noch eine Umweltprüfung der Umfahrung Rosenheims vorgewiesen werden konnte. Das dürfte auch den Steuerzahler sowie den Bundesrechnungshof nachdenklich stimmen, da das Projekt mit einer geschätzten Summe von sieben Milliarden Euro nicht ganz billig ist. Ein eigens beauftragtes Gutachten zeigt, dass man mit einer Ertüchtigung und Optimierung des Bestands die prognostizierte erforderliche Kapazität 2040 von 370 Zügen zwischen Rosenheim-Wörgl und 428 Zügen zwischen München und Rosenheim (Studie der Brenner-Corridor-Plattform, 2021) mittels einer Modernisierung und Digitalisierung des Streckenabschnitts durchaus auffangen könnte.

Nördlich von Rosenheim wäre man währenddessen mehrheitlich bereit, sich auf zwei direkt am Bestand verlaufende Gleise einzulassen. Nicht zuletzt, weil die benötigte Kapazität nach München hin steigt. Ein bestandsnaher Ausbau wurde bereits im Dialogforum lange gefordert, aber zunächst ignoriert bis ein Bürger der DB zeigen konnte, dass der Ausbau am Bestand wohl möglich ist, anders als zunächst immer behauptet. Die Trasse musste dann sogar nachträglich in die Planungen aufgenommen werden – nur, um dann in einem abgekartetem Auswahlverfahren wieder abgelehnt zu werden. Eine kritische Analyse hat ergeben, dass die Auswahl der Neubautrasse auf Fehlern basierte, die unter anderem die Kosten-, Lärm- und Erschütterungsberechnungen betreffen. Auch die mögliche Gefährdung eines Trinkwasserschutzgebiets und dessen Einzugsbereich sind für die Bahn, kein Grund über die gemachten Planungsfehler nachzudenken. Der durchgeführte ,Stresstest‘ der DB, der die Fehler widerlegen soll, wird stark angezweifelt, da er nur noch massivere Planungsfehler aufweist.

Die vom Aktionsbündnis Bahn Bürgerinitiativen Deutschland (ABBD) organisierten bundesweiten Mahnfeuer am 4. März zeigen, dass die von den Planungen der DB verursachten Probleme weiter reichen als nur zum Brenner-Nordzulauf und der geplanten ICE-Trasse zwischen Hamburg und Hannover. Sie betreffen viele Teile Deutschlands. Es ist an der Zeit, eine sinnvolle und nachhaltige Verkehrsverlegung auf die Schiene zu forcieren, die mit Rücksicht auf Mensch und Natur geplant wird, statt mit Ignoranz und Willkür. Nur ein Ausbau der bestehenden Strecken verhindert, neue Betroffenheiten für Mensch und Natur zu schaffen. Warum wehrt sich die Deutsche Bahn so vehement dagegen?“

Susanna Koller, Dritte Vorsitzende der Bürgerinitiative Brenner-Nordzulauf Landkreis Ebersberg

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