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Duo aus Bad Aibling bei Baltic Sea Rallye

Ohne Navi rund um die Ostsee – so haben Thomas Jahn und Emil Mathe ihre Abenteuerreise erlebt

Die gute Laune als Begleiter: Thomas Jahn und Emil Mathe auf der Baltic Sea Rallye rund um die Ostsee.
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Die gute Laune als Begleiter: Thomas Jahn und Emil Mathe auf der Baltic Sea Rallye rund um die Ostsee.

Nach 3000 Kilometern Fahrt am Nordkap im Nebel stehen, mitten in der estnischen „Walachei“ eine große Party oder am Polarkreis den 72. Geburtstag feiern – Emil Mathe und Thomas Jahn aus Bad Aibling haben auf ihrer Abenteuerreise um die Ostsee im alten VW Passat ohne Navi viel erlebt.

Bad Aibling – Insgesamt 9547 Kilometer in 17 Tagen in einem alten Passat liegen hinter ihnen. Ohne Navi sind sie einmal rund um die Ostsee gefahren. Auch Tage nach ihrer Rückkehr von der Baltic Sea Rallye strahlen Emil Mathe und Thomas Jahn um die Wette, wenn sie von ihren Erlebnissen und Eindrücken berichten. Abseits von Autobahnen, auf Nebenstraßen und Schotterpisten, auf unendlichen Geraden und Umwegen, durchquerten sie acht Länder, lösten skurrile Aufgaben, trafen „tolle Menschen“, erlebten „zum Niederknien schöne Landschaften“.

Sie lachen, wenn sie die Videoaufnahme zeigen, auf der Emil Mathe an einem Strand im schwedischen Helsingborg auf allen Vieren einen gut 50 Zentimeter hohen Sandhügel umrundet. Einen Beutel mit Ostseewasser auf dem Rücken, einen grünen Zweig aus Dänemark und als „Eisen aus Deutschland“ einen Radkreuzschlüssel dazugeschnallt. Dieses Ritual gehört zur „Wikingertaufe“ und ist eine der Tagesaufgaben, die die 160 Teilnehmer der Baltic Sea Rallye absolvieren mussten, um Punkte zu sammeln. Ebenso wie jemanden zu finden, bei dem man ein Stück Rasen mäht. Abgehakt in Lillehammer bei einem Norweger, den sie im Garten entdeckten, als sie auf dem Weg zu der berühmten Sprungschanze waren. Oder einen Fußballplatz zu fotografieren, der komplett von Wasser umgeben ist. Erledigt auf den Lofoten.

Impressionen von der Baltic Sea Rallye

Impressionen von der Baltic Sea Rallye
Impressionen von der Baltic Sea Rallye © privat
Impressionen von der Baltic Sea Rallye
Impressionen von der Baltic Sea Rallye © privat
Impressionen von der Baltic Sea Rallye
Geburtstag bei Santa Claus auf dem Polarkreis in Finnland © privat
Impressionen von der Baltic Sea Rallye
Impressionen von der Baltic Sea Rallye © privat
Impressionen
Autofriedhof Bästnas © privat
Impressionen von der Baltic Sea Rallye
Impressionen von der Baltic Sea Rallye © privat
Impressionen von der Baltic Sea Rallye
Im Nebel bei 4 Grad am Nordkap © privat
Impressionen von der Baltic Sea Rallye
Zufahrt zu Geiranger Fjord © privat
Impressionen von der Baltic Sea Rallye
Frühstück auf den Lofoten © privat
Impressionen von der Baltic Sea Rallye
Helsinki und die Statue „Bad Bad Boy“ © privat

Zu den ungeplanten Herausforderungen zählten hingegen ein kaputter Schließmechanismus des Beifahrerfensters, dessen Scheibe fortan mit Panzertape verschlossen bleiben musste, und der linke Außenspiegel, der sich bald danach verabschiedete. „Drogeriemarkt war keiner in der Nähe. Aber bei H & M haben wir dann ein Rouge-Set gefunden, dessen Make-Up-Spiegel wir ebenfalls mit Panzertape an der Halterung befestigen konnten“, berichtet Jahn. Ein VW-Händler in Norwegen ersetzte diesen später durch einen Make-Up-Spiegel einer Sonnenblende, den die beiden bei einem Teilehändler auftrieben. Aber erst, nachdem er ein – unbewohntes – Wespennest entfernt hatte, auf das er beim Ausbau des alten Exemplars gestoßen war.

Temperatursturz vorm Nordkap

Später, in Estland, hat ein Rallyeteilnehmer auf der Suche nach einem Ersatzteil für seinen eigenen Wagen auf einem Schrottplatz den Aiblingern einen kompletten Außenspiegel mitgebracht: „Sogar in der Original-Wagenfarbe “, lacht Jahn. Die Klimaanlage hielt länger durch, nämlich fast bis zum Schluss. Die konnten die beiden auch gut gebrauchen als sie auf dem Weg zum Nordkap waren. Zunächst. „28 Grad hatte es da. Beim Pizzaessen in Alta saßen wir noch draußen. Doch dann kam ein Gewitter und es wurde immer kälter, plötzlich nur noch 5 Grad.“

Als sie bei 4 Grad das ersehnte Etappenziel Nordkap erreichen, bläst der Wind so stark, dass Mathe die Dachbox nur noch mit Hilfe eines Kompagnons schließen kann. Auf dem Video und den Fotos sieht man außer Nebel so gut wie nichts. „Da fährst du 3000 Kilometer und dann das!“, so Jahn. Drei junge Männer aus Mühldorf, mit denen sie sich auf der Tour angefreundet haben – „insgesamt waren wir sechs Teams, die viel beieinander waren“ – ließen es sich aber dennoch nicht nehmen, in Lederhosen vor dem Denkmal zu posieren.

Auf aufwendig zu lösende Zusatzaufgaben haben die beiden Aiblinger verzichtet, etwa mit einer geöffneten Dose Surströmming – eine schwedische Speise aus fermentiertem Fisch mit sehr eigenwilligem Geruch – 100 Kilometer weit zu fahren oder das Auto mit allen vier Rädern auf mindestens zehn Zentimeter hoch zusammengebaute Legosteine zu stellen. „Für uns war es wichtiger, die tolle Landschaft zu sehen, anstatt hin- und herhetzen zu müssen.“

Sie wurden mehr als entlohnt. Die vielen Seen, der in der Sonne funkelnde Granitschiefer am Geirangerfjord, die „unglaublichen Formationen“ der Berge bei der Anfahrt der Lofoten auf der Fähre beeindruckten die Aiblinger sehr. Aber auch die nördlichste Brauerei der Welt im norwegischen Tromsø, der größte Supermarkt der Welt mit einer Fläche von rund fünf Fußballfeldern, 82 Kassen und 6000 Einkaufswagen im schwedischen 750-Einwohner-Ort Halland, der Fernsehturm in der lettischen Hauptstadt Riga (mit 368,5 Metern das höchste freistehende Bauwerk in der EU) oder die Ordensfestung Marienburg (Polen), die als größter Backsteinbau der Welt gilt. Oder der Autofriedhof von Bästnas, Skandinaviens populärster Schrottplatz mitten in den Wäldern der schwedischen Provinz Värmland.

72. Geburtstag mit Santa Claus auf dem Polarkreis

Das erleben auch nur die wenigsten: Emil Mathe feierte seinen 72. Geburtstag während der Baltic Sea Rallye im finnischen „Weihnachtsmanndorf“ Rovaniemi, auf dessen zentralen Platz die Polarkreislinie markiert ist – inklusive Santa Claus, dem „Weihnachtsmann“, der dort allgegenwärtig ist, und einem Ständchen, das ihm eine fröhliche Runde darbot.

Am „Hügel der Kreuze“, einer Pilgerstätte in Litauen, galt es im Zuge der Tagesaufgabe, ein Kreuz zu den bereits vorhandenen unzähligen Kruzifixen niederzulegen. Zu einem sehr bewegenden Moment für Jahn und Mathe wurde auch der Besuch von Marijampolė, wo die Rallyeteilnehmer zusammentrafen und mit ihren Fahrzeugen auf dem Freiheitsplatz ein großes „Peace“-Zeichen bildeten.

Emil Mathe (rechts) mit Thomas Jahn an seinem 72. Geburtstag auf der Polarkreis-Markierung im finnischen „Weihnachtsmanndorf“ Rovaniemi.

Kräftig gefeiert wurde in den 17 Tagen, von denen es an 7 oder acht Tagen überhaupt nicht dunkel wurde, ebenfalls kräftig: mit Spielen auf den Lofoten, in einem Naturpark „mitten in der Walachei“ in Estland im riesigem Holztipi mit estnischem Buffet und Erdsauna oder an einem Strand mitten in der Natur. „Zum Niederknien schön. Für mich war das wie Hawaii – aber die Wassertemperatur war einstellig“, so Jahn, der daraufhin ebenso wie Mathe auf ein Bad im Meer verzichtete, dafür aber mit Begeisterung bei den Wettbewerben Stöckchenwerfen, Tauziehen und dem Bilden der längsten Picknickdecke der Welt mithalf und fotografierte.

Unvergesslich auch die Schafe, die mancherorts auf den Straßen lagen und sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließen, oder die Rentiere oder Elche, die auf, über und neben den Straßen und Autos liefen. Die Nächte im Auto, in Hütten oder anderen Unterkünften, die wildesten Tänze zur Abwehr von Mücken, die selbstzubereiteten Mahlzeiten ebenso wie Rentier-Burger und auch das Gefühl, als sie feststellten, nur noch 35 Kilometer von der russischen Grenze und Kriegsgebiet entfernt zu sein.

Ein „historischer“ Tachostand

Zu den letzten Höhepunkten zählte die Fahrt durch endlose Alleen Richtung Usedom – und natürlich die Zieleinfahrt auf dem Hamburger Fischmarkt mit der Elbphilharmonie im Hintergrund. Mit exakt 1.999.995 Kilometern auf dem Tacho von Jahns Passat. „Ganz großes Kino“, fassen die beiden ihre Reise zusammen. Mindestens elf Stunden am Tag saßen sie gemeinsam im Auto, haben „viel geredet, viel gelacht, viel erlebt“. Um 2.30 Uhr morgens kamen sie nach 9547 Kilometern bestens gelaunt wieder in Bad Aibling an. Gefahren waren sie auch für einen guten Zweck: Rund 1800 Euro an Spenden haben sie für die Raphael-Schule Bad Aibling zusammengebracht.

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