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Über weitreichende Entdeckungen und Missverständnisse

Mehr Skelette als gedacht: Archäologin nennt neue Details zum Bad Aiblinger Knochenfund 

Ein Original-Grabungsfoto mit menschnlichen Skeletten in Berbling zeigt, auf was die Archäologen dort gestoßen sind.
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Ein Original-Grabungsfoto mit menschlichen Skeletten in Berbling zeigt, worauf die Archäologen dort gestoßen sind.

Nachdem bei Straßenbauarbeiten in Berbling menschliche Skelette gefunden wurden, zeigt sich nun ein deutlich größeres Ausmaß, als bisher angenommen. Eine Archäologin berichtet von den weitreichenden Entdeckungen – und räumt Missverständnisse aus.

Bad Aibling – Es war eine Nachricht, die für Aufsehen sorgte, als kürzlich Berichte über Knochenfunde im Bad Aiblinger Ortsteil Berbling die Runde machten. Im Zuge der Straßenerneuerungen wurden dort bei Bodenarbeiten menschliche Überreste im Erdreich entdeckt. Gegenüber dem OVB hatte der Bauleiter des beauftragten Bauunternehmens die Funde bestätigt, für genauere Auskünfte jedoch auf die Stadt Bad Aibling verwiesen. Dieser seien die Knochenfunde zwar bekannt, wie eine Sprecherin erklärte. Jedoch kenne die Stadtverwaltung keine weiteren Einzelheiten.

Einen besseren Einblick hat Ramona Baumgartner, Geschäftsführerin der beauftragten Grabungsfirma „Baumgartner Archäologie“, die sich nun zu Wort meldet und mit diversen Falschannahmen aufräumt und deutlich macht, dass weitaus mehr in Berbling gefunden wurde, als bislang erwartet. Nachdem Anwohner von der Ausgrabung zweier Skelette sowie einer Kiste mit Knochen erfahren haben wollten, erklärt Baumgartner nun: „Es waren fünf intakte Bestattungen und Knochen von einer erheblich größeren Anzahl an Personen, die aber als Streuknochen im Erdreich verteilt waren.“

„Große Anzahl von menschlichen Knochen“

Außerdem, so Baumgartner, wurde zu keiner Zeit eine Kiste mit Knochen gefunden. „Es wurde eine Grube freigelegt, in der eine große Anzahl von menschlichen Knochen vergraben war“, sagt die Archäologin. Der überwiegende Teil davon habe sogar im Erdreich verbleiben können. Baumgartner betont, dass solche Gruben normal seien, wenn Teile eines Friedhofes aufgelöst oder bei Bauarbeiten, ob historisch oder rezent, Knochen gefunden werden. Dann nämlich würden diese häufig in einer Grube nahe oder auf dem Friedhof wieder bestattet.

Aus welcher Zeit die Knochen, die im Bereich des Pfarrer-Benz-Wegs gefunden wurden, stammen – darüber wurde anfangs nur spekuliert. Wie das Landesamt für Denkmalpflege auf OVB-Nachfrage dann jedoch mitteilte, stammen die im Bereich vor der Kirche außerhalb des Friedhofs in Berbling gefundenen Bestattungen nach ersten Erkenntnissen aus dem späten Mittelalter oder der frühen Neuzeit, erklärte eine Sprecherin der Behörde.

Was hinter den „Grabbeigaben“ steckt

Doch wie Archäologin Ramona Baumgartner erklärt, wurden in Berbling nicht nur Knochen gefunden. So hat man dort auch „Grabbeigaben“ beziehungsweise Funde aus Metall, wie beispielsweise ein Klappmesser sowie einmal zehn und einmal drei Münzen entdeckt, die direkt in die Restaurierung des Landesamtes für Denkmalpflege gebracht wurden. „Weil Metallfunde einer sofortigen konservatorischen Behandlung bedürfen“, so Baumgartner. Alle anderen Funde und menschlichen Knochen befänden sich bei der Fachfirma in der Funkbearbeitung. Dort werden sie gereinigt, katalogisiert und bestimmt.

Archäologen haben in Berbling während der Straßenbauarbeiten menschliche Knochen gefunden und analysiert.

Was Baumgartner bei der ganzen Thematik ärgert: Behauptungen, wonach Archäologen Bauarbeiten aufhalten oder gar stoppen würden, wenn dies gar nicht zutreffe. Genau darauf sei sie nämlich von verschiedener Seite angesprochen worden. In diesem Fall habe man jedoch unter schwierigsten Witterungsverhältnissen gearbeitet, um dem Bauunternehmen so schnell wie möglich die Fläche für ihre „Ausweicharbeiten“ wieder zur Verfügung zu stellen, während diese ganz normal in der Dettendorfer Straße arbeiten konnte, so Baumgartner. „Die Anthropologin hat eine Bestattung im strömenden Regen geborgen“, sagt sie und betont, dass nichts verzögert oder gar gestoppt wurde. Zudem seien die archäologischen Arbeiten von Anfang an eingeplant gewesen.

Berblinger Fundort galt als „Vermutungsfläche“

Im Übrigen sei die Vermutung, dass es sich bei den damals bestatteten Menschen womöglich um Selbstmörder oder Ehebrecher handelt, die deshalb außerhalb des Friedhofs vergraben wurden, nicht zutreffend. Zwar sei Letzteres natürlich nicht sicher auszuschließen, jedoch habe der Friedhof ursprünglich einfach andere Dimensionen gehabt, sagt Baumgartner, deren Firma aus Zorneding neben archäologischen Baubegleitungen auch Prospektion, Ausgrabungen und museale Dienstleistungen anbietet.

Und dass die Funde im Aiblinger Ortsteil für Experten keine große Überraschung waren, hatte zuletzt auch Jana Kreutzer, Pressereferentin des Landesamtes für Denkmalpflege erklärt. Ihr zufolge gelte ein entsprechendes Gebiet, wie das in Berbling, meist als sogenannte „Vermutungsfläche“. Heißt: In unmittelbarer Nähe zum eingetragenen Baudenkmal der katholischen Pfarrkirche Heilig Kreuz und innerhalb des eingetragenen baudenkmalpflegerischen Ensembles „Ortskern Berbling“ seien archäologische Funde bei Grabungsarbeiten durchaus zu erwarten, jedoch nicht mit Sicherheit vorauszusagen.

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