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7500 Kilometer rund um die Ostsee

Aiblinger Thomas Jahn und Emil Mathe: Mit dem 27 Jahre alten Passat zum Nordkap – ohne Navi

Fürs Abenteuer gerüstet: Emil Mathe (links) und Thomas Jahn.
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Fürs Abenteuer gerüstet: Emil Mathe (links) und Thomas Jahn starten mit dem 27 Jahre alten VW-Passat am Freitag, 21. Juni, zur Rallye rund um die Ostsee, die sie bis zum Polarkreis führen wird.

Emil Mathe und Thomas Jahn sitzen auf gepackten Koffern: Ab Freitag (21. Juni) geht es für die Bad Aiblinger in Jahns altem Passat bis hinauf zum Nordkap und einmal um die Ostsee: 17 Tage, 7500 Kilometer, unbekannte Route, ohne Navi.

Bad Aibling – Mit dem Rallye-Fieber infiziert hat sich Thomas Jahn im Herbst 2021, als er mit seiner Lebensgefährtin bei der „European 5000“ in 13 Tagen durch zehn Länder rund 5000 Kilometer von Maxlrain über die Alpen nach Frankreich, Spanien und Portugal bis nach Brüssel fuhr – nur auf Landstraßen und komplett ohne Navigationsgerät. Das Gefährt: ein mittlerweile 27 Jahre alter VW Passat, Tachostand heute bei 193.000 Kilometern, den er eigens für dieses Unterfangen gekauft und mit seinem Sohn umgebaut hatte.

„Eigentlich wollte ich den Wagen danach wieder verkaufen. Aber dann hat es so viel Spaß gemacht, dass ich ihn behalten habe“, lacht Jahn. Nun lockt mit der „Baltic Sea Circle“ die nördlichste Rallye des Erdballs: „Noch eine Nummer größer, noch besser. Nur einige Tage länger und 2500 Kilometer weiter“, ist Jahn begeistert. Für den Aiblinger Kurdirektor und Autoliebhaber stand früh fest: „Das will ich unbedingt machen.“ Auf der Suche nach einem Beifahrer sprach er Emil Mathe bei der Sportgala des Automobilclubs Bad Aibling (AMC) an. Die beiden kennen sich seit 19 Jahren, sind sich freundschaftlich verbunden.

„Eine einmalige Gelegenheit“

Mathe hat als Vorsitzender des AMC zwar jede Menge mit Rallyes zu tun – allen voran mit der ADAC Bavaria Historic sowie der Mangfall- oder der Maxlrain Classic. „Aber in erster Linie als Rallye-Leiter und Organisator“, sagt der Aiblinger. Selbst an solch einem Abenteuer wie der „Baltic Sea Circle“ teilzunehmen, das hatte er nicht auf dem Schirm. „Aber dann wurde mir klar, dass das eine einmalige Gelegenheit ist, die in dieser Form nicht mehr wiederkommt“, erzählt er.

Mittlerweile ist alles parat. Dank Emil Mathes Bruder, einem Mechaniker, „ist der Wagen wieder top in Schuss und hat den TÜV“, ist fast fertig gepackt und blitzt in der Sonne. Am Freitag, 21. Juni, startet das Duo Richtung Hamburg, wo am Abend ein Treffen mit den 139 anderen Teams stattfindet, bevor am Samstag, 22. Juni, ab 11 Uhr ein Fahrzeug nach dem anderen auf die ersten vier der insgesamt 16 Etappen geht: zunächst bis zum Polarkreis, dann von den Lofoten zum Nordkap, durch Nord-Lappland bis Estland. Lettland, Litauen und Polen zurück nach Hamburg. Zielankunft: am 7. Juli am Hamburger Fischmarkt.

Kiloweise Landkarte an Bord

Dann werden rund 7500 Kilometer hinter ihnen liegen. „Ohne ,Verfahren‘, wohlgemerkt“, fügt Jahn hinzu. Denn die Strecke muss ohne Navigationsgerät gemeistert werden. „Deswegen haben wir auch kiloweise Kartenmaterial an Bord, anhand derer derjenige, der gerade nicht am Steuer sitzt, die Route angibt.“ Denn das „Roadbook“, das die Strecken vorgibt, erhalten die Teilnehmer erst zum Start. Allerdings wissen sie bereits, dass sie abseits der großen Hauptrouten und oft auf spektakuläre Strecken geführt werden, „entlang der schönsten Nebenstraßen“, wie in der Beschreibung versprochen wird. Vielfach ohne Asphalt, wie Mathe aus Erzählungen von Freunden weiß.

Barfuß im Schnee am Stilfser Joch

Dazu gibt es spannende Tagesaufgaben und Missionen, für deren Erfüllung es Punkte gibt. Interaktion mit Einheimischen inklusive. Beispiele, die Jahn von der „European 5000“ nennt: „Wasser aus Deutschland besorgen. Das haben wir aus der Isar geholt. Einen Tannenzapfen aus Österreich. Den haben wir bei Seefeld gefunden, und den Stein in Form eines Vulkans aus Italien dann am Stilfser Joch, wo wir auch die Aufgabe erfüllt haben, uns mit den drei Gegenständen barfuß im Schnee zu fotografieren.“

Und das Gute an der Route ist: wenn Dir langweilig ist, kannst Du überall baden.

Emil Mathe

Zudem musste eine grüne Wäscheklammer, die beim Start ausgehändigt wurde, im nächsten Land gegen einen Gegenstand getauscht werden, der um 100 Gramm schwerer war und im wiederum nächsten Land gegen ein 100 Gramm schwereres Tauschstück in einer vorgegebenen Farbe gewechselt werden musste etc. „Eins ist sicher, unsere Kreativität und Flexibilität wird sehr gefragt sein. Es gibt ja keine Chance, sich auf irgendetwas vorzubereiten“, weiß Jahn. Und Mathe ist ebenfalls sicher: „Die werden uns ganz gut beschäftigen. Und das Gute an der Route ist: wenn Dir langweilig ist, kannst Du überall baden“, meint er mit Blick auf die Karte. Ein Sprung ins Eismeer ist ohnehin Pflicht für die beiden Globetrotter.

Ein vorletzter Check: Thomas Jahn am Passat, den er mit seinem Sohn umgebaut hat und in dessen oberem Teil sogar etwas Platz zum Schlafen ist.

Dass sie miteinander ein gutes Team abgeben werden, davon sind sie überzeugt. Schließlich sind sie 17 Tage auf engstem Raum gemeinsam unterwegs und müssen dabei auch für alles gewappnet sein. So haben sie neben zwei Werkzeugkoffern auch einen zweiten Ersatzreifen dabei, den sie in der Dachbox verstaut haben. „Der andere ist hinten ganz unten drin. Da ist der ganze Aufbau drüber.“ Mit Ersatzteilen wüssten sie sich im Notfall auch sonst zu helfen. „Ein bissl was geht schon bei der Mechanik“, meint Jahn. Und Mathe, der beruflich aus dem kaufmännischen Bereich kommt, hat nicht nur mehrere Mechaniker als Brüder, sondern hat seine Autos weitgehend auch immer selbst repariert.

Im oberen Teil des Passats ist gerade genug Platz, um sich hinzulegen und auf Isomatten schlafen zu können. Aber auch fürs Wildcampen, das wohl wieder auf dem Programm steht, sind die beiden gerüstet. Und der Proviant besteht neben Müsli, Marmelade, Honig, Tee, Kaffee und Co. sowie Bier in Dosen vor allem auch aus Nudeln. „Wobei wir beide so gestrickt sind, dass wir nach dem Frühstück eigentlich erst abends wieder etwas brauchen. Da werden wir dann schon schauen, wenn möglich, auch in Restaurants zu gehen.“

Team Bad Aibling fährt für die Raphael-Schule

Essen gehen steht auch nach der Rückkehr auf dem Programm, nämlich mit den Sponsoren. Denn die Rallye ist zugleich auch eine Aktion für den guten Zweck, für den die Teilnehmer Gelder sammeln. „Wir fahren wieder für die Raphael-Schule Bad Aibling und werden unsere Sponsoren zu einem gemeinsamen Abend einladen und dabei natürlich auch Bilder von unserer Reise zeigen.“ Darunter werden auch Bewegtaufnahmen der Dash-Cam sein, die die beiden ebenso an Bord haben werden wie das noch kurzerhand eingebaute Soundsystem, um nicht ganz auf Musik verzichten zu müssen.

Ländererkundung statt Fußball-EM im TV

Dass während ihrer Reise die Fußball-EM läuft und sie keine Spiele verfolgen können, tangiert beide nicht: „Für mich spielt die EM wenig bis gar keine Rolle“, sagt Jahn, und Mathe meint lapidar: „Die spielen auch ohne uns.“ Sie werden Europa anders erleben, fahren durch Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Polen. Normalerweise führt die Route auch über einen Teil Russlands, was wegen des Krieges nicht möglich ist und weswegen ab Litauen ein Teil der Strecke auf der Fähre überbrückt werden muss.

Bei dieser Rallye geht es nicht um Geschwindigkeit, sondern es gilt, die Aufgaben und Abenteuer gilt es bis zum Zieleinlauf bestmöglich zu lösen.

Bis zum Punkt, an dem Europa endet

„Ich habe den größten Respekt vor der Entfernung. Und wir fahren ja doch ziemlich viel durch die ,Walachei‘. Bis an den Punkt, an dem Europa aufhört. Das ist schon ziemlich cool und ich glaube, dass es einfach ein Mega-Abenteuer wird. Wir freuen uns beide wirklich brutal darauf“, so Jahn. Auch auf die Mittsommer BBQ-Party an den norwegischen Fjorden, die Lagerfeuer an den weißen Stränden des Polarkreises und die Tipi-Party in den estnischen Wäldern mit Saunen und Hottub.

Die Reise fällt genau in die Mittsommerzeit, in der es auch nachts nicht richtig dunkel wird. „Ich bin sehr gespannt, denn eigentlich kann ich nicht schlafen, wenn es hell ist. Aber wahrscheinlich sind wir abends so kaputt, dass es kein Problem ist“, überlegt Mathe. Dass Wetterprognosen für die kommenden zehn Tage hervorragend sind, haben beide bereits abgecheckt.

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