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„Beruhigt schlafen“ dank Rosi? Mutter und Tochter Weigert kämpfen um Rufbus-Projekt
Seit zwei Jahren rollt Rufbus Rosi durch den Rosenheimer Landkreis. Jetzt sorgt das Projekt in den Kassen der beteiligten Gemeinden für ein großes finanzielles Loch. Deshalb könnte Rosi bald Geschichte sein. Familie Weigert aus Rimsting erklärt, welch weitreichenden Folgen das hätte.
Rimsting – Die Weigerts aus Rimsting sind große Fans von Rosi, vor allem Tochter Helena: „Ich bin total unabhängig durch die Rosi geworden.“ Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt die 16-Jährige, für welche Zwecke sie einen Rosi-Bus nutzt: „Zur Arbeit, zum Sport, für Veranstaltungen in der Nähe und zu Partys. Ich fahre mindestens einmal pro Woche mit ihr, es gab aber auch schon Wochen, da bin ich drei bis vier Mal mit ihr gefahren“.
Die Sorge, diese gewonnene Unabhängigkeit wieder zu verlieren, treibt die Auszubildende um. Genau wie ihre Freundinnen: „Wir diskutieren viel darüber und bekommen natürlich mit, dass viele Orte aussteigen wollen.“ Dabei habe das Rufbus-Projekt so viele Vorteile für die Jugendlichen: „Die Fahrten können wir recht spontan buchen und Rosi fährt bis spät in die Nacht. Außerdem gibt es im Vergleich zu normalen Bushaltestellen viel mehr Haltemöglichkeiten und für junge Leute ist die Rosi relativ günstig“.
Dabei hätte die Rimstingerin kein Problem, auch mehr für Fahrten mit Rosi zu bezahlen. „Wir bekommen auch mit, dass viele ältere Leute mit Rosi fahren. Ich würde es schade finden, wenn so ein Projekt endet und nicht mehr Geld in die Entwicklung gesteckt wird, um dadurch Kosten zu senken“, so Helena Weigert. Dass im Projekt noch Verbesserungspotenzial steckt, bekommt sie in der Praxis mit: „Oft können wir eine zusätzliche Person nicht spontan hinzubuchen. Manchmal sind drei Rosis zum gleichen Ort gekommen, obwohl wir alle das gleiche Ziel hatten und sich die Fahrten hätten verbinden lassen“.
Bürgermeister Fenzl wünscht sich Fortsetzung
Ob es das Rufbus-Projekt in Zukunft weiter geben wird, hängt auch an Rimstings Gemeinderat. „Wir bekommen vom Landratsamt Rosenheim neue Zahlen. Aufgrund dieser Zahlen wird der Gemeinderat eine Entscheidung treffen“, sagt Rimstings Bürgermeister Andreas Fenzl dem OVB und fügt hinzu: „Ich persönlich würde mich freuen, wenn es zu einer positiven Entscheidung kommen würde.“
Susanne Weigert, Mutter von Helena, hat noch ein weiteres, persönliches Argument: „Durch Rosi wissen wir als Eltern, dass unsere Tochter sicher nach Hause kommt und wir können beruhigter schlafen. So haben die Jugendlichen eine verlässliche, sichere Alternative und es fährt niemand alkoholisiert.“
Auch ihre Söhne, die zwar nicht mehr in Rimsting wohnen, nutzen Rosi gerne. „Für uns als Eltern ist Rosi eine Riesenerleichterung für die ganze Kutschiererei und Fahrdienste. So werden einfach viele Fahrten gepaart und es fallen viele Einzelfahrten weg“, erzählt Weigert. Für sie und viele andere Eltern würde mit dem Ende des Projekts eine größere zeitliche Belastung bedeuten, aber Weigert hat auch die größere Umweltbelastung durch mehr Einzelfahrten mit Privat-PKWs im Blick.
Letzte Option Unterschriftenliste?
Wirklich optimistisch ist Weigert nicht: „Ich sehe die Lage als sehr bedrohlich an und habe wenig Hoffnung. Ich versuche mit vielen Personen darüber zu reden, um es so an die Gemeinde heranzutragen“. So habe sie auf dem Weihnachtsmarkt mit vielen gesprochen und einen Leserbrief an das OVB geschickt. Als letzte Option hat sie noch im Kopf, Unterschriften für Rosi zu sammeln.