Eine Lösung für alle?
E-Rollstühle bleiben außen vor: Ist bei „Rosi der Wurm drin“?
Der On-Demand Service Rosi erfreut sich großer Beliebtheit in ländlichen Gebieten. Doch Menschen mit E-Rollstühlen können den Service nicht nutzen. Ein ehemaliger Behindertenbeauftragter kämpft für eine Änderung.
Bernau/Region – Der On-Demand Service Rosi hat sich in der vergangenen Zeit in der Region etabliert. Hin und wieder sieht man ein Rosi-Mobil auf den Straßen fahren. Per App oder telefonisch kann man eine Fahrt buchen und zur gewünschten Haltestelle fahren. Damit soll das Angebot des ÖPNV besonders in ländlichen Gebieten ergänzt werden. Auch für Menschen mit Behinderung ist Rosi eine gute Option, ist doch ein Teil der Rosi-Flotte mit Rollstuhlrampen ausgerüstet und kann im Rollstuhl sitzende Fahrgäste befördern. Hier tut sich aber auch ein Problem auf, denn nur Rollstühle ohne elektrischen Antrieb können befördert werden. „Für die Beförderung von E-Rollstühlen ist Rosi leider nicht geeignet”, heißt es auf der Homepage des Rosi-Mobils.
Ist da „der Wurm drin“?
Ein Problem, das manche nicht verstehen können. So auch Helmut Linges, der frühere Behindertenbeauftragte der Gemeinde Bernau. „Das ist mir immer noch ein Rätsel”, sagt Linges. „Man sagt, der elektrische Rollstuhl ist zu schwer, mit dem Akku. Man sollte ein Taxi nehmen.” Bei einem Taxi ginge das ja auch, und das sei ja eigentlich das gleiche, findet Linges. „Ich habe schon die beiden Rosenheimer Landtagsabgeordneten Sebastian Friesinger und Daniel Artmann angeschrieben. Mit Herrn Artmann habe ich auch telefoniert, er will sich der Sache annehmen. An die Staatskanzlei habe er sich auch schon gewandt, an Sozialministerin Ulrike Scharf, da dort die entsprechenden Fördergelder verteilt werden. Daneben beteiligen sich neben dem Bezirk Oberbayern auch die einzelnen Gemeinden. Auch mit dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner habe Linges schon gesprochen. „Daraufhin wurden zwei E-Autos angeschafft. Aber keines, mit dem man auch Leute mit elektrischem Rollstuhl befördern kann? Ja, da ist der Wurm drin.”
Nicht dafür konzipiert
Der frühere Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner hatte Rosi mit initiiert und kennt den Fall. „Für Fahrten mit schweren elektrischen Rollstühlen ist Rosi einfach nicht konzipiert”, sagt Stöttner auf Nachfrage der Redaktion. Schwerbehinderte Personen, die auf diese speziellen Rollstühle angewiesen sind, könnten auf andere Fahrdienste ausweichen. „Da gibt es den Malteser-Dienst, da gibt es das Rote Kreuz, da gibt es Bestellfahrten. Die werden auch von der Krankenkasse bezahlt.” Normale Rollstühle können mit Rosi mitgenommen werden. Auch die regulären großen Linienbusse hätten ausklappbare Rampen, die einen elektrischen Rollstuhl aufnehmen können.
Das bestätigt auch Dietmar Bauer vom Regionalverkehr Oberbayern (RVO). „Rosi war immer als Zubringer zum ÖPNV gedacht. Man hat festgestellt, es gibt jede Menge Weiler und Gemeinden, ausgelagerte Wohngegenden, wo der Bus nicht vorbeikommt.” Deswegen habe man entsprechende Kleinfahrzeuge als Achtsitzer beschafft. Diese Fahrzeuge seien auch behindertentauglich. „Die haben hinten eine extra Einrichtung drin, wo man normale Rollstühle rauffahren kann. Aber Elektrorollstühle, da braucht man Spezialkonstruktionen dafür. Dafür sind die Fahrzeuge natürlich nicht ausgelegt”, sagt Bauer. Die regulären großen Linienbusse hätten allerdings ausklappbare Rampen, die einen elektrischen Rollstuhl aufnehmen können.
Hohe Kosten für wenige Fahrten
Hinzu komme, dass Fahrzeuge, die die bis zu 300 Kilogramm schweren elektrischen Rollstühle aufnehmen können, entsprechend teuer in der Anschaffung und im Unterhalt sind. Für die Gemeinden, die Kostenträger der Fahrzeuge, sei es fast unzumutbar, spezielle Fahrzeuge anzuschaffen. Er bräuchte spezielle Hubvorrichtungen oder entsprechende Rampen, zusammen mit dem Rollstuhl kämen so schnell 500 Kilogramm zusammen. „Pro Fahrzeug entfallen da Kosten für Fahrzeug, Fahrer, Sprit und allem Drum und Dran von gut 180.000 Euro im Jahr”, sagt Bauer.
Helmut Linges will aber nicht aufgeben. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass auch Menschen mit einem elektrischen Rollstuhl befördert werden können”, sagt Helmut Linges. Auf das Problem aufmerksam wurde er durch seinen Pflegesohn. Dessen Bekannter aus Aschau wollte wie sein Pflegesohn auch mit Rosi fahren. „Rosi ist ja gar nicht schlecht, aber er wurde ja nicht mitgenommen, weil er in einem E-Rollstuhl sitzt. Und da war ich traurig drüber”, sagt Linges. Er hoffe nun auf eine positive Antwort seitens der Staatskanzlei.