Junge Musiker setzen sich für Rehkitze ein
Ein Lied gegen den Mähtod: Was hinter dem „Kitzsong“ der Band Luegstoa C steckt
Er erscheint ein wenig kurios - der sogenannte „Kitzsong“ der Band Luegstoa C. Doch die jungen Musiker aus Kiefersfelden und Oberaudorf wollen mit ihrem Lied junge Rehe vor dem Mähdrescher bewahren. Das steckt hinter dem außergewöhnlichen Projekt.
Oberaudorf/Kiefersfelden – Mit einem Lied Rehkitze vor dem Tod bewahren. Das ist das Ziel des Sängers Christian Gruber, Sänger der Band Luegstoa C aus Oberaudorf und Kiefersfelden. Genauer gesagt möchte der Musiker mit seinem Text auf ein Thema aufmerksam machen, das auch im Landkreis Rosenheim zwischen April und Juli aufkommt: der Mähtod von Rehkitzen. Immer wieder kann es vorkommen, dass die Landwirte bei der Arbeit auf ihren Feldern die jungen Tiere übersehen. Da die Kitze in den ersten Monaten noch wehrlos und ohne Fluchtreflex im hohen Gras versteckt liegen, sind sie den Mähdreschern schutzlos ausgeliefert.
Erfahrung aus dem Studium der Forstwissenschaft
Und genau hier kommt Christian Gruber ins Spiel. „Um 2.25 Uhr fangen wir zum arbeiten an, ham heute richtig viel zum doa, “ beginnt die erste Strophe des „Kitzsongs”. Darin berichtet Gruber über seine Erfahrungen, die er als Forstwissenschaft-Student an der TU München-Weihenstephan gesammelt hat. „Da gab es eine Arbeitsgruppe, mit der wir bayernweit unterwegs waren, um Kitze zu retten“, berichtet Gruber.
Ausgestattet mit einer Drohne inklusive Infrarotkamera ging es frühmorgens auf die Wiese. „Wir müssen so früh dort sein, um die Wärmesignaturen noch zu erkennen”, erklärt der Student. Anschließend kämpfen sich die Helfer durch das hohe Gras, um die wehrlosen Kitze vor dem drohenden Mähdrescher herauszuholen. Wichtig dabei: Kein direkter Kontakt, sonst nimmt die Rehgeiß ihr Junges nicht zurück. Was es laut „Kitzsong” außerdem zu beachten gilt: „Wichtig is` a no, dassd a gscheite Hosen hast, sonst werst beim ersten Wiesen-Laufen bis auf die Unterhosen nass.”
Sind die Kitze gerettet, werden sie gemessen, gewogen, markiert und nach der Mahd wieder freigelassen. Mehrere hundert Kitze haben Gruber und sein Team in den vergangenen beiden Jahren gerettet. Nun möchte der Oberaudorfer auch in der Region auf das Thema aufmerksam machen.
Auch hier wird sich bereits seit einigen Jahren für die jungen Tiere eingesetzt. „Wir sind auch dieses Jahr wieder seit April unterwegs”, berichtet Elke Stepen, Einsatzkoordinatorin des Vereins KitzDrohne Inntal. Sie findet es eine „geniale Aktion“ von Luegstoa C, dass sie sich für das so wichtige Thema starkmachen und hofft auf noch mehr Aufmerksamkeit.
„Es tut sich langsam etwas“, meint Stepen, die auf der Webseite des Vereins alle Organisationen in der Region aufgelistet hat, die sich um die Rettung der Kitze bemühen. Zudem hofft die Koordinatorin, dass sich künftig noch mehr eigene Gruppen bilden, die selbst mit der Drohne aktiv werden. „Wir bieten auch die Ausbildung dafür an”, meint Stepen. Auch bei den Landwirten rund um das Inntal sei der Mähtod mittlerweile präsenter. Und kann teilweise teuer werden, wie ein Urteil des Amtsgerichts Weinheim in Baden-Württemberg zeigt. Dort wurde im Jahr 2023 ein Bauer zu 3.500 Euro Geldstrafe wegen vorsätzlicher Tötung von Wildtieren verurteilt.
Retter meist bis Ende Juni unterwegs
Durch die starken Regenfälle ist die Rettung für Stepen und ihr Team im Moment teilweise unterbrochen. Danach könnten die Einsätze jedoch umso schwieriger werden, da das Gras hoch sein wird und die Kitze dementsprechend schwer zu finden sind. „Trotzdem ist es auch im Juni noch unbedingt notwendig, dass sich die Landwirte melden”, betont die Koordinatorin, deren Verein immer noch sehr kleine Kitze aus den Wiesen holt. Die Zeit für Rettungen ist dementsprechend noch nicht vorbei. Somit haben Gruber und seine Band auch heuer noch rund einen Monat Zeit, das Lied bei ihren Auftritten zu spielen. „Dafür müssen wir es aber noch ein wenig üben”, meint Gruber abschließend mit einem Lächeln.


