Analysen für den Notfall
Im Kreuzfeuer zwischen Kommandant und Bürgermeister: So arbeitet ein Feuerwehrprüfer
Wie sicher ist jeder Einzelne wirklich, wenn ein Feuer ausbricht? Wie schnell sind die Helfer vor Ort, wie gut sind sie ausgestattet und was darf das alles kosten? Genau diese Fragen haben Experten in Oberaudorf beantwortet. So sah die Arbeit der Feuerwehrbedarfsplaner aus.
Oberaudorf – Als „neutralen, fachgerechten Blick von außen” beschreiben Stefan Heber und Sebastian Herbe, Chefs der Firma „NewWay.Protection”, ihre Arbeit. Als Feuerwehrbedarfsplaner waren sie vor kurzem im Inntal aktiv, um die Feuerwehren in Nieder- und Oberaudorf zu analysieren.
Umfassender Blick auf die Feuerwehr
Doch was bedeutet so ein ungewöhnlicher Beruf eigentlich? „Wir verschaffen uns ein ganzheitliches Bild. Egal ob über Technik, Personal oder Infrastruktur”, erklärt Sebastian Herbe. Der erfahrene Werkfeuerwehrmann kümmert sich um das operative Geschäft der bei Landshut sitzenden Firma und kennt den Ablauf genau.
In Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung und den ansässigen Feuerwehren versuchen die Experten, alle erforderlichen Informationen zu sammeln. Anhand dieser Daten wird dann ein Feuerwehrbedarfsplan erstellt, der die Feuerwehren einer Kommune genau durchleuchtet und „Implikationen für notwendige Weiterentwicklungen gibt“. Das bedeutet, es werden Vorschläge gemacht, die im Optimalfall perfekt auf die Gemeinde zugeschnitten sind.
Spezielles Gelände in Oberaudorf
Doch nicht nur von den Feuerwehren und Kommunen werden Informationen gesammelt. „Wir schauen uns auch die Daten von der Integrierten Leitstelle oder die lokalen Besonderheiten an”, erklärt Manfred Galsterer, zuständig für die Gefahrenabwehrplanung. In Oberaudorf bedeutete das zum Beispiel ein bergiges Gelände mit teilweise abgelegenen Höfen. Dementsprechend empfahlen die Planer, sich ein sogenanntes „all terrain vehicle” (ATV) zuzulegen. Mit dieser Art Quad käme man auch außerhalb der befestigten Straßen schnell zum brennenden Haus.
Solche Empfehlungen sind laut Geschäftsführer Heber genau der Grund, warum eine externe Prüfung so sinnvoll ist. Nicht nur, dass „NewWay.Protection” mit insgesamt 20 Mitarbeitern und dem angehäuften Fachwissen helfen kann. Es erspart eventuell auch Diskussionen zwischen dem Feuerwehrkommandanten und der Gemeindeverwaltung. „Überspitzt formuliert will die Feuerwehr natürlich möglichst viel Ausrüstung haben und der Bürgermeister die Kosten im Rahmen halten”, meint Herbe. Der potenziell dadurch entstehende Konflikt ließe sich durch einen neutralen Prüfer vermeiden.
Keine Diskussionen zwischen Feuerwehr und Gemeinde
„Dabei achten wir auch darauf, mit den Feuerwehren auf Augenhöhe zu arbeiten”, sagt Geschäftsführer Stefan Heber. Dementsprechend gab es bisher auch wenig Vorurteile, dass „Auswärtige” einen Plan für die regionale Feuerwehr erstellen. „Und auch die Kosten halten sich Grenzen, da die Gemeinde oft durch unsere Vorschläge wieder etwas Geld einsparen kann,” meint Heber, ohne die genauen Kosten für die Bedarfsplanung zu nennen.
Auch die Rückmeldung in Oberaudorf war sowohl von Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt als auch von Leonhard Weißenbacher, erster Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Niederaudorf, durchaus positiv. „Wir sehen jetzt eindeutig, dass wir sehr gut aufgestellt sind”, meinte der Rathauschef bei der Präsentation des Bedarfsplans. Dafür habe sich die Expertise aus Landshut bereits gelohnt.
