An der Staatsstraße 2078
Nur Sünder werden vom Blitz getroffen: In Kolbermoor müssen 35.000 Autofahrer zahlen
35.000 Mal hat es im vergangenen Jahr an der Staatsstraße 2078 in Kolbermoor geblitzt. Am 30. März 2023 ging die stationäre Geschwindigkeits-Messanlage ans Netz. Seitdem wurden vor allem Auswärtige „vom Blitz getroffen“. Einer von ihnen musste danach seinen Führerschein abgeben.
Kolbermoor – 17.000 Fahrzeuge am Tag passieren die stationäre Messanlage an der Staatsstraße in Kolbermoor. Seit ihrer Inbetriebnahme am 30. März hat sie rund um die Uhr den Verkehr aus beiden Fahrtrichtungen im Visier. Innerhalb der Ortschaft ist in diesem Bereich eine Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde (km/h) erlaubt.
Mit 110 Sachen durch den Ort
In neun Monaten wurden bis Ende des vergangenen Jahres 35.000 Tempo-Verstöße registriert, das sind durchschnittlich 3888 im Monat oder 126 am Tag (bei 277 Tagen). Die meisten Geschwindigkeitsüberschreitungen wurden zwischen 13 und 14 Uhr sowie in den Ferienmonaten August (4700) und September (4500) registriert. Der dreisteste Raser war mit mehr als 110 Sachen unterwegs. Abzüglich einer Toleranz von vier Kilometern pro Stunde war er 60 km/h zu schnell. Innerorts zieht das nach dem aktuellen Bußgeldkatalog ein Bußgeld von 560 Euro, zwei Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei und ein Fahrverbot von zwei Monaten nach sich.
Umgehungsverkehr der Autobahn
Dass das hohe Verkehrsaufkommen in diesem Bereich unmittelbar an den Umgehungsverkehr der Bundesautobahn A8 gekoppelt ist, wird auch an den Kennzeichen der geblitzten Fahrzeuge deutlich. Nach der Statistik des Zweckverbandes Kommunale Dienste Oberland, der für die Stadt Kolbermoor die Überwachung des fließenden Verkehrs und die Ahndung der Verstöße übernommen hat, wurden 19.000 Verkehrssünder mit auswärtigen Kennzeichen – davon 2000 ausländische – registriert.
Kolbermoor installierte im März vergangenen Jahres als erste Kommune im Freistaat Bayern eine stationäre Geschwindigkeitsmessanlage innerhalb einer geschlossenen Ortschaft. Als sich der Stadtrat im Juni 2022 einstimmig für das Pilotprojekt entschied, waren mehr Sicherheit und eine Verbesserung der Lebensqualität der Menschen im Süden Kolbermoors die Ziele. Allmählich scheint der erhoffte „Erziehungseffekt“ einzusetzen: Auch wenn etwa 16.000 der Verkehrssünder Rosenheimer oder Bad Aiblinger Kennzeichen hatten, gewöhnen sich die Einheimischen an den Blitzer. Seit Oktober ist die Zahl der Verstöße rückläufig und inzwischen auf 2000 bis 3000 pro Monat gesunken.
Blitzer erhöht Sicherheit deutlich
Der Vergleich mit der versteckten Verkehrsüberwachung vor Inbetriebnahme des Blitzers zeigt, dass sich die Sicherheit im Süden Kolbermoors enorm verbessert hat. Damals wurde ermittelt, dass sich zehn Prozent der Autofahrer nicht an die Verkehrsregeln halten. Nun lassen eine Hochrechnung und die Blitzer-Statistik folgenden Schluss zu: Bei circa 17.000 Fahrzeugen am Tag müssten an 277 Tagen vom 30. März bis 31. Dezember 2023 als etwa 4,7 Millionen Fahrzeuge die Staatsstraße passiert haben. Da „nur“ 35.000 Verkehrsverstöße registriert wurden, liegt die Beanstandungsquote jetzt bei 0,75 Prozent. Ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass die Ortseinfahrt für Fußgänger, Radler und Autofahrer jetzt sicherer geworden ist.
Verkehrssünder füllen das Stadtsäckel
Ein weiterer Nebeneffekt sind die Einnahmen für die Stadt. Zwar ist der absolute „Kassensturz“ der ersten neun Monate noch nicht vollzogen. Doch schon nach der Bilanz der ersten drei Monate war klar, dass sich die Investition in die stationäre Geschwindigkeits-Messanlage gelohnt hat. Die Stadt hatte circa 50.000 Euro in die stationäre Anlage investiert. In den ersten überwachten 93 Tagen wurden durchschnittlich 138 Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung am Tag geahndet und etwa 300.000 Euro eingenommen. Abzüglich der Bearbeitungs- und Überwachungsgebühren von rund 70.000 Euro schlugen im Stadtsäckel ganze 230.000 Euro zu Buche. An jedem dieser 93 Tage erzielte der Blitzer also Nettoeinnahmen von 2473 Euro. Diese finanziellen Mittel werden auf Grundlage eines Stadtratsbeschlusses zweckgebunden für grüne Mobilität eingesetzt und sollen unter anderem in den Ausbau des Radwegenetzes investiert werden.