Stadt plant noch mehr Blitzer
Stationärer Blitzer an der Staatsstraße: So viel verdient Kolbermoor täglich an den Rasern
Seit 30. März ist die stationäre Geschwindigkeits-Messanlage an der Staatsstraße in Kolbermoor scharfgeschalten. Nach dem ersten „Kassensturz“ ist klar: Der Rubel rollt. Wie viel die Stadt täglich an den Rasern verdient. Und wofür dieses Geld verwendet wird.
Kolbermoor – Seit dem 30. März ist eine stationäre Geschwindigkeitsmessanlage an der Staatsstraße 2078 in Kolbermoor am Netz. Rund um die Uhr nimmt sie alle Fahrzeuge ins Visier, die die Straße passieren. Am Tag sind das etwa 17.000. Nach 93 Tagen wurde nun erstmals Bilanz gezogen: Durchschnittlich 138 Verstöße am Tag mussten geahndet werden. Summa summarum flossen dadurch 230.000 Euro in die Stadtkasse. Auf einstimmigen Beschluss des Stadtrates sollen diese Mittel für die Erweiterung des Radwegenetzes und Verkehrssicherheit eingesetzt werden.
Für die Erweiterung des Radwegenetzes und mehr Verkehrssicherheit
Mehr Sicherheit und eine Verbesserung der Lebensqualität der Menschen im Süden Kolbermoors war das Ziel der Stadtväter, als sie sich im Juni 2022 einstimmig für das Pilotprojekt entschieden: Als erste Kommune im Freistaat Bayern installierte Kolbermoor eine stationäre Geschwindigkeitsmessanlage innerhalb einer geschlossener Ortschaft.
Nun könnte man bei 12.834 Verstößen an 93 Tagen meinen, dass die gewünschte „Erziehungsmaßnahme“ fehlgeschlagen ist. Doch ganz im Gegenteil: „Vor Inbetriebnahme der Messanlage wurde bei verdeckten Messungen eine Beanstandungsquote von knapp zehn Prozent festgestellt. Jetzt liegt sie bei 0,8 Prozent“, erläuterte Ordnungsamtschef Thomas Rothmayer. „Der gewünschte Erziehungseffekt ist also eingetreten“, resümierte Bürgermeister Peter Kloo zufrieden. „Die Verkehrssicherheit hat sich verbessert.“
Lebensqualität ist gestiegen
Auch ein weiterer Wunsch hat sich erfüllt: Die Lärmbelästigung der Anwohner ist gesunken und damit die Lebensqualität der etwa 4000 Bürger im Kolbermoorer Süden gestiegen. „Dass das wirklich gelungen ist, wurde uns bereits mehrfach von ihnen zurückgemeldet“, informierte der Ordnungsamts-Chef. Erfreulich sei, dass die Verstöße während der Nachtruhe zwischen 22 Uhr und 8 Uhr deutlich gesunken sind.
„Ein signifikanter Rückgang der Gesamtzahl der Verstöße pro Tag konnte in der Startphase allerdings noch nicht festgestellt werden“, bedauert Rothmayer. Vor allem zwischen 8 und 22 Uhr registriere die stationäre Messanlage weiterhin zahlreiche Verstöße: durchschnittlich 138 pro Tag. Das hohe Verkehrsaufkommen dürfte hauptsächlich am starken auswärtigen Durchreiseverkehr liegen, vor allem am vermehrten Umgehungsverkehr der Bundesautobahn A8, erläutert Rothmayer.
Tages-Einnahmen: Nach Abzug der Bearbeitungsgebühren bleiben der Stadt 2473 Euro
Der Zweckverband Kommunale Dienste Oberland hat für Kolbermoor die Überwachung des fließenden Verkehrs und die Ahndung der Verstöße übernommen. „In den überwachten 93 Tagen wurden etwa 300.000 Euro eingenommen“, informiert der Ordnungsamtsleiter. Abzüglich der Bearbeitungs- und Überwachungsgebühren von rund 70.000 Euro schlagen im Stadtsäckel also 230.000 Euro zu Buche. Auf 93 Tage heruntergebrochen sind das Einnahmen von 2473 Euro pro Tag. „Ein schöner Nebeneffekt“, erklärte Rothmayer, denn die Mittel sollen zweckgebunden für grüne Mobilität eingesetzt und unter anderem in den Ausbau des Radwegenetzes investiert werden.
Weitere Blitzer bereits in Planung
Doch nicht nur das: Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung außerdem, weitere Standorte für stationäre Geschwindigkeitsmessanlagen zu prüfen. „Ziel ist eine dauerhafte Verkehrsdämpfung“, betonte der Bürgermeister. Als Brennpunkte schätzen Stadtverwaltung, Zweckverband, Polizei und Stadträte die Staatsstraße 2078 auf Höhe des Gasthofes zur Post und die St2089 am Ortseingang von Pullach ein.
Auch den ruhenden Verkehr will die Stadt stärker ins Visier nehmen. Die Idee ist ein „kommunaler Außendienstmitarbeiter“, der flexibel verfügbar ist und vor allem an Sommerabenden und Wochenende in Kolbermoor unterwegs ist. Nach Information des Bürgermeisters solle er nicht nur den ruhenden Verkehr kontrollieren, sondern auch die Einhaltung von Ortssatzungen – beispielsweise den Rückschnitt von Hecken und Straßenbegleitgrün. „Unsere Verwaltungsleiterin prüft derzeit, welche Befugnisse wir als Stadt haben“, so Kloo.