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So hat das Mangfalltal gewählt

Politik „aus dem Taka-Tuka-Land“? Reaktionen auf die Bundestagswahl aus dem Mangfalltal

Wie im Bund, so auch im Mangfalltal: Die Wähler bescherten der SPD schmerzhafte Stimmverluste.
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Wie im Bund, so auch im Mangfalltal: Die Wähler bescherten der SPD schmerzhafte Stimmverluste, die Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo allerdings nicht überraschten. Die Grünen kamen glimpflicher davon. Enttäuscht über das Ergebnis ist die Aiblinger Grünensprecherin Martina Thalmayr über etwas anderes.

Verheerender Absturz der FDP, schmerzhafte Stimmverluste für die SPD, etwas weniger harte Landung für die Grünen. Auch für die Vertreter der Ampelparteien im Mangfalltal heißt es aktuell Wunden lecken, wenngleich sich vom Ausgang der Bundestagswahl kaum jemand überrascht zeigt.

Mangfalltal – Mit ihren Abstimmungsergebnissen spiegeln auch die Mangfalltalgemeinden größtenteils das Wahlverhalten der Wähler im Bundesdurchschnitt wider. Blickt man auf die einzelnen Werte in den Städten Kolbermoor und Bad Aibling, in der Marktgemeinde Bruckmühl sowie in den Gemeinden Feldkirchen-Westerham, Bad Feilnbach und Tuntenhausen, fallen diesbezüglich keine „groben Ausreißer“ auf.

53.124 Wähler aus dem Mangfalltal gaben am Sonntag ihre Stimme ab. Besonders ins Auge sticht die hohe Wahlbeteiligung in Feldkirchen-Westerham: 91,6 Prozent der Wahlberechtigten gaben dort ihre Stimme ab – das sind knapp sieben Prozent mehr als bei der letzten Bundestagswahl 2021. Die „geringste“ Beteiligung verzeichnete die Stadt Kolbermoor mit 82,7 Prozent, was aber immerhin eine Steigerung um knapp sechs Prozent im Vergleich zu 2021 bedeutet.

Hier wählte fast jeder Zweite AfD

Auch in den sechs Kommunen konnte die AfD ihre Ergebnisse von 2021 zum Teil mehr als verdoppeln. Allen voran in Bad Feilnbach: Dort schnellte der Wert von vormals 10,7 auf nun 26,4 Prozent nach oben (+15,7). Im Stimmbezirk Dettendorf-Kematen holte sie sogar 47,6 Prozent. 14 Prozent mehr Stimmenanteil als 2021 bekam die AfD in Tuntenhausen, wo sie 23,3 Prozent auf sich verbuchte. Im Ortsteil Lampferding wählten 40,4 Prozent „blau“.

23,1 Prozent entfielen in Kolbermoor auf die AfD (+ 12 Prozent). Die niedrigsten Werte verzeichnete sie mit 19,2 (+10,8) in Feldkirchen-Westerham und 19,1 (+ 10,7) Prozent in Bad Aibling.

Wo die CSU am meisten punktete

In Feldkirchen-Westerham fuhr zugleich die CSU mit 37,1 Prozent (+ 6,4 Prozent) ihr bestes Ergebnis ein. In Kolbermoor lag ihr Wert mit 35,4 Prozent zwar am niedrigsten, bedeutete jedoch auch hier eine Steigerung um 5,8 Prozent. Dafür war die Mangfallstadt die einzige Kommune, in der die SPD gerade noch ein zweistelliges Ergebnis erreichen konnte: 10 Prozent holte sie hier, was einen Verlust von 6,1 Prozent bedeutet. In Bad Aibling holte die Partei 9,9 Prozent. 2021 waren es noch 15 Prozent. Am schlechtesten schnitt sie mit 6,9 Prozent in Tuntenhausen ab ( - 4,4 Prozent).

Wo die Grünen am wenigsten verloren

Am wenigsten Federn mussten die Grünen im Mangfalltal lassen: Fast überall bewegen sie sich im untersten zweistelligen Prozentbereich – mit Verlusten zwischen 0,8 (Kolbermoor) und 1,5 Prozent (Bad Aibling). Wobei sie aber in Bad Aibling immer noch auf 13 sowie in Feldkirchen auf 13,4 Prozent kamen.

Die 2021 emporgestiegene FDP fiel auch im Mangfall tief: Die Verluste bewegen sich zwischen 6,9 Prozent in Bruckmühl und 10,4 Prozent in Tuntenhausen. Lediglich in Feldkirchen-Westerham (5,4) sowie Bad Aibling und Kolbermoor (jeweils 5,1) kam sie, die 2021 in allen sechs Kommunen zweistellig war, gerade noch über fünf Prozent.

Grobe Klatsche auch für die Freien Wähler. In Bad Feilnbach verloren sie sogar neun Prozent, fuhren aber mit 6,6 Prozent Stimmenanteil immer noch das „zweibeste“ Ergebnis hinter Tuntenhausen ein, wo sie 7,7 Prozent holten. Die Zuwächse bei der Linken bewegen sich zwischen 1,7 (Tuntenhausen, Bruckmühl, Feldkirchen-Westerham) und 3,1 Prozent (Bad Aibling, wo sie ebenso wie in Kolbermoor die „5-Prozent-Marke“knackte). Das BSW schnitt in Kolbermoor mit 4,1 Prozent noch am besten ab.

Peter Kloo: „Wie aus dem Taka-Tuka-Land“

Peter Kloo (SPD), Bürgermeister der im Volksmund immer noch oft „rotes Kolbermoor“ genannten Mangfallstadt, bezeichnete das Gesamtergebnis als „zu erwarten“. Das Einzige, was ihn überrascht habe, war, „dass die Grünen nicht mehr verloren haben“. Und das, obwohl er ihnen eine große Mitschuld am Ampel-Ende gibt. Denn deren „ganze Klimaschutzgesetzgebung“ sei „bar jeder Realität“ und „aus dem Taka-Tuka-Land“. „Nichts gegen den Klimaschutz“, begründet Kloo seine Einschätzung. „Aber dass man versucht, Wärmeversorgungssysteme, die über Jahrzehnte konstant gewachsen sind und einigermaßen ökologisch laufen, binnen weniger Jahre auf den Kopf zu stellen, ist absolut unverständlich.“ Dass nun alles auf eine Große Koalition aus Union und seiner SPD hinausläuft, ruft bei Kloo eher gemischte Gefühle hervor. Denn in einer Koalition könne die SPD viele Themen nicht umsetzen. „Da würde dann etwa in den Koalitionsverhandlungen die Migrations- gegen die Rentenpolitik ausgehandelt“, glaubt Kloo, der davon spricht, dass „irgendwie jeder sein Gesicht verlieren wird“. Aus seiner Sicht die bessere Möglichkeit: „Merz kann sich zum Kanzler einer Minderheitsregierung wählen lassen und verschiedene Gesetze vorlegen. Dann ist bei den Abstimmungen endlich wieder ersichtlich, für was eine jeweilige Partei wirklich steht.“

Martina Thalmayr: Wenig überrascht, aber enttäuscht

Martina Thalmayr engagiert sich seit Langem für grüne Politik, ist Stadträtin und Sprecherin des Grünen-Ortsverbands Bad Aibling. Sie gesteht: „Die Realistin in mir ist vom Ergebnis natürlich wenig überrascht – die Hoffnung aber schon bitter enttäuscht.“ Sorge mache ihr vor allem das „drastische Erstarken der AfD“. Für sie sei es schwer nachvollziehbar, dass eine Partei, „die die Komplexität der politischen Aufgaben offenkundig ignoriert und alles auf ihre wenigen, populistischen ,Schreihals‘-Themen reduziert, auch bei uns vor Ort so erfolgreich sein kann“. Auch wenn die „Gruppen-Performance“ der Ampel keinesfalls vertrauensbildend gewesen sei, seien gute Dinge umgesetzt und auf den Weg gebracht worden.

Jetzt richtet sich meine Hoffnung auf Friedrich Merz, dass er zu seinem Wort steht: einen Flächenbrand (wie er es ausdrücken will) verhindert und gar nicht erst entstehen lässt.
Es wird an ihm liegen die politische Arbeit wieder in ein demokratisches Miteinander zu führen.
Dann werden wir Grüne uns auch aus der Opposition heraus, für das letztendlich entscheidende Thema unserer Zeit – die Klimarettung – einbringen können.

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