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Vorfall in Feldkirchen-Westerham

Nach Pferde-Unfall einer 8-Jährigen: Wie gefährlich ist das Reiten für Kinder?

Nach einem Reit-Unfall eines Kindes in Feldkirchen-Westerham stellt sich die Frage, wie gefährlich der Umgan mit Pferden wirklich ist.
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Nach einem Reit-Unfall eines Kindes in Feldkirchen-Westerham stellt sich die Frage, wie gefährlich der Umgang mit Pferden wirklich ist. (Symbolfoto)

Nachdem eine 8-Jährige während einer Longiereinheit unter ein 300 Kilogramm schweres Pferd geraten war, stellt sich die Frage nach der Sicherheit von Reitern. Worauf sollte man achten und wie häufig kommen Reitunfälle wirklich vor?

Feldkirchen-Westerham – Die Nachricht sorgte für Aufsehen: Vor rund zwei Wochen teilte die Polizeiinspektion Bad Aibling mit, dass es in Feldkirchen-Westerham zu einem Reitunfall gekommen war. Dabei hatte ein 8-jähriges Mädchen großes Glück im Unglück. Nachdem ein Pferd während einer Longiereinheit erschrocken war, stürzte es um und die junge Reiterin geriet dabei unter das rund 300 Kilogramm schwere Tier. Laut Polizeiangaben ging man jedoch davon aus, dass das Mädchen nur leichte Verletzungen davontrug. Dennoch wurde sie vorsorglich mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Und auch wenn dieser Fall glimpflich endete, stellt sich die Frage, wie gefährlich das Reiten, gerade für Kinder, generell ist und ob solche Unfälle häufiger vorkommen.

Eine erneute OVB-Nachfrage bei der Polizeiinspektion Bad Aibling ergab einige Tage nach dem Unfall jedenfalls keine neuen Erkenntnisse. Wie eine Sprecherin mitteilte, könne man zum Zustand des Kindes keine weiteren Angaben machen, man gehe aber weiterhin nur von leichten Verletzungen aus. „Wenn wir Kenntnis davon erlangen, fahren wir grundsätzlich schon zu solchen Unfällen, um die Ursache zu klären“, sagte eine Polizei-Sprecherin. Dies sei etwa vergleichbar mit Berufsunfällen, beispielsweise wenn jemand vom Gerüst gefallen ist. „Dabei versuchen wir einfach auszuschließen, dass es Fremdeinwirkung gab.“ Ein solcher Einsatz wie in Feldkirchen-Westerham, mit der speziellen „Kombination Pferd und Kind“, sei jedoch eine „absolute Seltenheit, so etwas kommt nicht häufig vor“.

Wie passieren die meisten Reitunfälle?

Nach Anfragen bei mehreren Reiterhöfen in der Region zur generellen Gefahr beim Reiten äußerte sich Susanne Fuß vom Reiterhof Aschbach gegenüber dem OVB und versuchte der Angst vor Reitunfällen ein wenig entgegenzutreten. „Reitunfälle passieren, aber lange nicht so häufig, wie man meinen könnte“, sagt Fuß. In den meisten Fällen falle der Reiter vom Pferd, weil er das Gleichgewicht verliert, entweder weil das Pferd eine plötzliche unvorhergesehene Bewegung macht oder weil der Reiter einen Fehler gemacht hat. „Dabei gibt es aber meistens nur Prellungen“, so die Expertin.

Dennoch seien aber auch Unfälle vom Boden aus, also wenn sich Menschen mit Pferden beschäftigen, sie putzen, führen oder longieren, nicht immer zu vermeiden. „Schließlich haben wir es mit Lebewesen zu tun“, betont Fuß. Hier spreche man insbesondere von Fluchttieren, die durchaus zu spontanen Reaktionen fähig seien, wenn sie sich unwohl oder bedroht fühlen.

„In unserem Betrieb, der nun seit 17 Jahren besteht, hatten wir bisher nur zwei ernsthafte Situationen, in denen Einsätze des Rettungsdiensts nötig waren“, betont Fuß. Und das, obwohl man sehr viel reite und dies vielen verschiedenen Menschen ermögliche. „Ich selber reite seit 37 Jahren und bin auch schon vom Pferd gefallen, habe aber außer Prellungen keine Verletzungen davongetragen.“

„Vorhersehen kritischer Situationen“

Damit das so bleibt, sei eine gute Ausbildung von Reitern und Pferden notwendig. Außerdem immer ein „vorausschauendes Mitdenken und Vorhersehen kritischer Situationen“. Deshalb führten bei ihrem Reiterhof nur geprüfte Rittführer die Ausritte. Die fundierte Ausbildung dafür erhielten sie über die VFD, die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer Deutschland“, erklärt Fuß. In ihrem Reitunterricht werde zudem viel Wert auf Sicherheit gelegt. „Ich dränge niemanden dazu, etwas zu tun, bei dem er sich noch nicht sicher genug fühlt.“

Fuß schule ihre Reitschüler auch im Umgang mit dem pferdetypischen Verhalten, damit auch sie kritische Situation vorhersehen und dadurch verhindern können. „Viele kleine Regeln im Alltag führen zu mehr Sicherheit, zum Beispiel genügend Abstand beim Anbinden, Führen und Reiten einzuhalten.“ Laut Fuß würden Pferde häufig auf die Ängste ihrer Reiter mit eigener Unsicherheit reagieren. Deshalb bietet Fuß auch Reitercoachings an. Dabei gibt sie Anleitungen dafür, diesen Ängsten zu begegnen, mögliche Ursachen zu erkennen und sie zeigt Möglichkeiten auf, wie man in konkreten Situationen mit seinen Ängsten umgehen kann.

Großes Pferde-Interesse in Deutschland

Dass dennoch immer wieder Reiterunfälle vorkommen, hängt freilich auch damit zusammen, dass der Pferdesport hierzulande beliebt ist. Laut der Deutschen Reiterlichen Vereinigung gaben rund 2,3 Millionen Menschen bei einer Studie des Marktforschungsunternehmens IPSOS vor wenigen Jahren an, Pferdesportler zu sein (allerdings wurden dabei nur über 14-Jährige befragt).

Laut Angaben der Uelzener Versicherungen, die sich als Spezialversicherer unter anderem im Bereich der privaten Haushalte mit Pferden verstehen, könnten Reiter in der Regel viel dafür tun, dass weniger Reitunfälle passieren oder sie vergleichsweise harmlos verlaufen. So spiele das Verhalten und die Ausbildung von Reitern neben dem Tragen von Reithelmen und schützenden Westen mit Protektoren eine entscheidende Rolle für die Minimierung von Unfallrisiken.

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