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Kümmern sich Persil-Milliardäre nicht genug?

Nach Pachtentzug in Kufstein: Was passiert mit dem Jagdrevier des Henkel-Konzerns im Inntal?

Das Problem mit dem Wild: Schon seit Jahren wünschen sich die angegliederten Jöger und Waldbauern eine höhere Abschussquote von der Firma Henkel.
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Das Problem mit dem Wild: Schon seit Jahren wünschen sich die angegliederten Jäger und Waldbauern eine höhere Abschussquote von der Firma Henkel.

Die Verwaltung in Kufstein greift durch. Nachdem sich die Multimillionäre der Firma Henkel nicht ausreichend um ihr gepachtetes Jagdrevier gekümmert hatten, holte es sich die Stadt zurück. Auch rund um Flintsbach besitzt der Konzern satte 3200 Hektar umstrittenes Waldgebiet. Droht hier der nächste Entzug? 

Flintsbach – Um das Problem rund um das Henkel-Jagdrevier bei Flintsbach zu begreifen, hilft ein Blick in die Vergangenheit. Seit rund 90 Jahren gehören der Firma, die mit Marken wie Persil, Pril oder Somat laut Börseninformationen rund 22 Milliarden Euro im Jahr umsetzt, mehr als 3000 Hektar in der Gemeinde. Doch immer wieder gibt es Streitigkeiten um das große Waldgebiet. Denn aus Sicht der Jäger und Waldbauern kümmert sich die in Düsseldorf ansässige Firma nicht genug um ihr Revier. Rund 70 private Waldeigentümer, die sich in einer Jagdgenossenschaft zusammengeschlossen haben und an das Revier von Henkel angegliedert sind, machten daher schon vor rund zehn Jahren ihren Unmut deutlich.    

Tiere breiten sich unkontrolliert aus

Das Problem: Da auf der Fläche aus Sicht der umliegenden Waldbesitzer zu wenig gejagt wird, breiten sich die Tiere unkontrolliert aus und zerfressen die dortige Vegetation. „Dadurch können wir keinen gesunden Bergwald aufbauen“, betonte Martin Antretter, Vorstand der angegliederten Jagdgenossenschaft, schon im Jahr 2013. Gespräche mit der Forstverwaltung Brannenburg, die das Gebiet für Henkel verwaltet, scheiterten. 

Rund 50 Teilnehmer machten sich beim Waldbegang 2013 ein Bild von den Schäden. Die betroffenen Waldbauern forderten von der Firma Henkel eine drastische Erhöhung der Abschussquoten.

Die Antwort des Konzerns fiel damals wie heute knapp aus. „Die Forstverwaltung Brannenburg bewirtschaftet und bejagt ihre eigenen und die ihr angegliederten Flächen gemäß der behördlichen Vorgaben“, sagt Pressesprecherin Hanna Philips auf Nachfrage des OVB. „Darüber hinaus möchten wir hierzu keine Stellung nehmen.“ 

Doch ganz so einfach ist das Thema für die angegliederte Genossenschaft nicht erledigt. „Es ist in den vergangenen Jahren schon ein wenig besser geworden“, meint Antretter. Doch gerade mit der Pflanzung von Tannen oder Edellaubholz habe man immer noch zu kämpfen. 

Kufstein wärmt Streit wieder auf

Besonders brisant wird der Fall nun mit einer Meldung aus Österreich. Denn dort wurde der Familie Henkel ihr gepachtetes Jagdrevier entzogen. Gemäß der Kufsteiner Verwaltung wurde auch hier das Gebiet unzureichend gepflegt. Laut Medienberichten habe die wohlhabende Familie noch versucht, eine höhere Pacht anzubieten. Doch das änderte nichts an der Entscheidung aus Kufstein, das Gebiet nun wieder selbst zu übernehmen. 

Droht dasselbe nun auch im Flintsbacher Henkel-Revier? Wohl eher nicht, wie Antretter bestätigt. Denn es gibt einen wichtigen Unterschied. „Das Gebiet in Kufstein wurde von der Familie privat gepachtet“, sagt der Jagdvorstand. Das Jagdrevier in Flintsbach gehört jedoch zum Konzern, der aber in dem Fall nicht als Pächter, sondern als Eigentümer auftritt. Die Jagdpacht von Herrn Henkel im Kaisertal sei vom Unternehmen Henkel somit völlig unabhängig, wie Sprecherin Philipps betont. 

Komplett untätig darf die Firma allerdings auch als Eigentümer nicht bleiben. Gemäß Artikel 141 der Bayerischen Verfassung liegt zumindest ein grundsätzliches Gebot vor, den Wald vor Schäden durch zu hohe Wildbestände zu schützen. „Auch aus dem Bundesjagdgesetz, dem Bayerischen Jagdgesetz und dem Bayerischen Waldgesetz leitet sich ein Gemeinwohlerfordernis ab“, erklärt Philip Bust, Referent für Jagd und Wildtiermanagement beim Bayerischen Bauernverband. Auch Eigenjagdbesitzer müssen sich demnach daran orientieren. „Die Jagd nach dem Grundsatz ‚Wald vor Wild‘ ist Teil der Waldpflege“, meint Bust. Doch laut des kurzen Statements von Sprecherin Philipps hält sich die Firma an diese Vorgaben.

Genossenschaft hängt am Konzern

Eine weitere Möglichkeit für die angegliederten Waldbesitzer wäre, sich vom Henkel Gebiet abzugrenzen. Um eine eigene unabhängige Genossenschaft zu gründen, bräuchte es allerdings eine zusammenhängende Fläche von 500 Hektar. „Die kriegen wir aber nicht zusammen“, meint Antretter. Somit bleibt wohl weiterhin nur der zuweilen mühsame Austausch mit dem milliardenschweren Unternehmen. 

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