Lehren aus Jahrhundertflut 2005 gezogen
Nach dem Hochwasser in Wasserburg: Diese Maßnahmen schützen die Altstadt
Vier Wochen nach dem Hochwasser in Wasserburg hat sich die Lage längst wieder normalisiert. Trotzdem: Ein unbehagliches Gefühl bleibt. Warum sich die Bürger jedoch auch beim nächsten Starkregen nur wenig Sorgen machen müssen und was diese Sicherheit mit der Jahrhundertflut von 2005 zu tun hat.
Wasserburg – Vier Wochen nach dem Hochwasser in Wasserburg hat sich die Lage wieder normalisiert. Am Montag, 28. August, war die Meldestufe 3 überschritten worden. Viele Bürger befürchteten, dass die Altstadt überflutet werden könnte, wie schon einmal 2005. Damals entging die Innstadt nur knapp der Katastrophe. Auf 7,19 Meter stieg der Inn 2005, so hoch wie nie zuvor. Auf 7,24 Meter war der Deich zu dieser Zeit noch ausgelegt. Das heißt: Sechs Zentimeter haben die Stadt damals vor Wasser, Schlick und Sand gerettet. Der größte Teil der Altstadt blieb verschont, aber nicht alles. Denn ein 100 Jahre alter Kanal barste. Ein Bereich in der westlichen Altstadt lief voll.
Nach diesem Ereignis hatte das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim weitere Maßnahmen ergriffen. Die in den Jahren 1984 bis 1988 errichteten Hochwasserschutzanlagen in Wasserburg wurden auf ein hundertjährliches Ereignis zuzüglich Freibord (= Sicherheitszuschlag von 50 Zentimetern) bemessen, erklärt die Behörde.
Eine umfangreiche Analyse des Hochwassers von August 2005 hätte ergeben, dass der Wasserstand bei einem solchen Ereignis in Teilabschnitten höher gelegen habe, als beim Bau angenommen. Durch eine Aufstockung des Deiches am Riedener Weg um 80 Zentimeter und der Mauern um 50 Zentimeter wurde der Freibord auf gesamter Strecke der Innschleife wieder hergestellt, so die Behörde. Die Kosten für den Bau betrugen rund 850.000 Euro. Die Stadt beteiligte sich damals mit 50 Prozent daran. Außerdem wurde der Kanal an der Knoppermühle „komplett verschlossen“, wie Georg Schmaderer, ehemaliger Kommandant der Wasserburger Feuerwehr und Mitarbeiter im Bauamt, auf Anfrage erklärt.
Nicht alle nehmen den Hochwasserschutz ernst
Dass so mancher Bürger den Hochwasserschutz trotzdem nicht sonderlich ernst nimmt, zeigte die jüngste Berichterstattung. Das Verhalten eines jungen Mannes löste in Kraiburg einen Einsatz aus. Mehrere Zeugen hatten ihn mit einem Stand-Up-Paddle auf dem Inn gesehen – aufgrund der heiklen Hochwassersituation und drohender Überschwemmungen ein lebensgefährliches Unterfangen. In Wasserburg war es ein Zelt direkt am Innufer neben der Einmündung der Wuhr, das bei Passanten Kopfschütteln auslöste.
Außerdem gab es zuhauf Selfies – zum Teil mit Kleinkind auf dem Arm – vor sprudelnden Innwerken zu sehen. Familienausflüge zum Hochwasser? Wohl keine Seltenheit.

