Trauer und Beunruhigung nach Gewaltverbrechen
Nach Tötungsdelikt: Polizei weiter in Aschau präsent - Suche nach Handy und Auswertung von Mobilfunkdaten
Aschau im Chiemgau trauert. Und Aschau ist beunruhigt. Ein Tötungsdelikt inmitten des beschaulichen Ortes. Die Polizei will nun Präsenz zeigen, steht mit einem Infomobil parat. Wie die Spurensuche nun weitergeht und was sich die Polizei vom Infomobil erhofft.
Aschau im Chiemgau - Hanna W., Studentin, 23 Jahre alt, wollte an diesem Abend feiern, Spaß haben, mit Freunden die Zeit im „Eiskeller“ verbringen. Der Musikclub unterhalb der Burg Hohenaschau hatte am 2. Oktober nach einer zweimonatigen Sommerpause erstmals wieder geöffnet. Der Andrang war groß. 600 bis 800 Gäste dürften an diesem Abend vor Ort gewesen sein, schätzt die Polizei. Mit möglichst allen will die Kripo nun sprechen, Kontakt aufnehmen.
Alle Hinweise von Bedeutung
Die Ermittler hoffen dabei auf Hinweise, die das Verschwinden der jungen Frau erklären. Hanna hatte am 3. Oktober gegen 2.30 Uhr, augenscheinlich alleine, den Eiskeller verlassen. Zwölf Stunden später wurde die Leiche der jungen Frau in der Prien entdeckt, auf Höhe Kaltenbach, etwa zehn Kilometer von Aschau entfernt.
Lederjacke ist nun Beweisstück
Seither läuft die Spurensuche. Erste, kleine Erfolge kann die Soko „Club“, die zuletzt auf 60 Mitarbeiter aufgestockt wurde, inzwischen vermelden. Die gesuchte Lederjacke der jungen Frau und auch die Handtasche sind gefunden. Taucher hatten die Gegenstände am Grund der Prien entdeckt. Sie konnten laut Polizei zweifelsfrei dem Opfer zugeordnet werden. Die Spurensuche an den gefundenen Gegenständen läuft. „Wobei die Funde mit höchster Vorsicht behandelt werden müssen, da sie Spurenträger sein können“, gibt Polizeisprecher Stefan Sonntag gegenüber dem OVB Einblick in die laufenden Ermittlungen. Die Gegenstände müssten erst getrocknet und dann über Angehörige verifiziert werden. „Dann gehen sie als Beweisstück zur Spurensicherung nach München“, erklärt Sonntag.
Handtasche wird untersucht
Selbiges Verfahren wird bei der ebenfalls in der Prien gefundenen Handtasche der jungen Frau angewandt - die laut Polizeisprecher leer aufgefunden wurde. „Deshalb geht die Suche nach den persönlichen Gegenständen weiter“, erklärt Sonntag. „Sie dürften irgendwo am Grunde des Flusses liegen.“ Erneut sollen dazu Taucher eingesetzt werden.
Handy weiter verschollen
Besonders fieberhaft läuft die Suche nach dem Handy der jungen Frau. Hierzu war bereits am Freitag ein Hubschrauber mit speziellen Suchgeräten, „Recco-Detektoren“, eingesetzt worden, über die Signale geortet werden können. Allerdings ohne Ergebnis. „Es wird viel Personal und Technik eingesetzt, um den Fall aufzuklären“, betont Polizeisprecher Sonntag.
Auswertung von Mobilfunkdaten
Weiter sollen ebenfalls „Funkzellen und Handy-Ortung“ bei der Aufklärung helfen. Die Polizei setzt dabei vor allem auf die Auswertung von Mobilfunk-Daten. „Wir nutzen natürlich alle technischen Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen“, so Sonntag. Heißt: Alle Personen, die mit ihrem Handy in der Tatnacht im und rund um den Nachtclub „Eiskeller“ unterwegs waren, könnten automatisch wichtige Hinweise für die Ermittlungen liefern.
Rückläufig ist inzwischen die Zahl der telefonischen Hinweise und Uploads von Fotos und Filmen vom Eiskeller-Abend, die bei der Polizei eingehen. Stand Dienstag, 11. Oktober, sind 123 Hinweise über Telefon eingegangen, die nun allesamt überprüft werden. Hinweise werden weiter telefonisch über die Nummer 08031/2000 entgegengenommen. Ebenso am Infomobil, mit dem die Polizei seit Dienstag in Aschau am Rathaus präsent ist (Dienstag bis Donnerstag, 13. Oktober, 9 bis 16:30 Uhr).
Polizei präsent mit Infomobil
Doch nicht nur Hinweise erhofft sich die Kripo über das Infomobil, die Polizei will zudem Präsenz zeigen im Ort. „Es ist auch ein Angebot an die Bürger, über die Situation zu sprechen“, erklärt Sonntag. „Wir wollen damit ein Stück Betreuung anbieten.“
Besetzt ist das Infomobil an den drei Tagen mit jeweils einem Kripo-Beamten, der die sachlichen Hinweise annimmt, und einem kriminalpolizeilichen Fachberater, der auf Fragen zur Sicherheit eingehen kann. Am Dienstag vor Ort: Karl-Heinz Busch, Kriminalhauptkommissar der Kripo Traunstein. Busch betonte gegenüber dem OVB, dass „jeder kleine Hinweis hilft“. Bislang seien schon viele Infos über die Hotline eingegangen. Diese gelte es nun zusammenzufügen. „Denn jede und jeder, der an dem Abend im Eiskeller etwas Auffälliges beobachtet hat oder durch Ortskenntnisse Hinweise auf den oder die Täter geben kann, könnte eventuell mit einer Kleinigkeit dazu beitragen, den Fall aufzuklären.“
Beunruhigung in Aschau im Chiemgau
Aschaus Bürgermeister Simon Frank begrüßt die Initiative des Polizeipräsidiums sehr. „Es ist gut, dass die Polizei das Infomobil bereitstellt als Anlaufstelle für unsere Bürger, um Ängste und Sorgen ansprechen zu können.“ Denn: Die Beunruhigung im Ort ist nach den Worten des Bürgermeisters durchaus zu spüren. Insbesondere, wenn es dämmrig wird. „Da wächst vor allem bei Frauen und Familien die Besorgnis, ob sie noch rausgehen können“, sagt Frank. „Das ist durchaus ein Thema.“
Er hofft deshalb, dass das Infomobil in Anspruch genommen wird, nicht nur, um Hinweise abzugeben. Simon Frank: „Das Angebot steht, ich kann nur jedem empfehlen, es auch anzunehmen.“

