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„Vereinbarkeit von Denkmalschutz und regenerativen Energien“

Modellprojekt: Wasserburg will erneuerbare Energien ausbauen

Hauseigentümer in einer historischen Altstadt wie Wasserburg tun sich nach wie vor schwer bei Anträgen auf Photovoltaik- und Solaranlagen. Doch Wasserburg geht das Genehmigungsproblem an.
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Die Wasserburger Altstadt: Die Kommune will Denkmalpflege und Klimaschutz vereinbaren.

Am Weberzipfel, Heisererplatz, Herrengasse und Ledererzeile: Die Stadt Wasserburg will regenerative Energien an diesen Standorten ausbauen. So ist Stand der Dinge.

Wasserburg - Wasserburg will mehr regenerative Energien. Ein schwieriges Unterfangen, denn die gesamte Altstadt steht unter Ensembleschutz. Die Möglichkeiten, Solaranlagen auf den Dächern zu installieren, oder Blockheizkraftwerke zu integrieren, sind eher gering. Doch die Kommune will den Spagat schaffen: Das unverwechselbare Bild der Altstadt soll erhalten bleiben und doch will die Stadt etwas für den Klimaschutz tun. Mit dem Modellprojekt „Vereinbarkeit von Denkmalschutz und regenerativen Energien“ soll das geschaffen werden (wir berichteten).

In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses stellte Chef des Planungsbüros G.A.S, Prof. Dr. Georg Sahner, den aktuellen Projektstand vor und zeigte die nächsten Schritte auf. Vier Wasserburger Gebäudegruppen sind für das Modellprojekt des Freistaates „Vereinbarkeit von Denkmalschutz und regenerativen Energien“ ausgesucht worden: Weberzipfel 2 bis 4, Heisererplatz 6, Herrengasse 3 und Ledererzeile 12 und 14, so Sahner. Auswahlkriterien für die Gebäude waren neben der Einsehbarkeit des Dachs, von besonders wichtigen Aussichtspunkten, auch die Übertragbarkeit auf ähnliche Projekte in der Altstadt.

Modell 1 „Der Weberzipfel 2+4“ setzt sich aus zwei Wohngebäuden und einer Gerberei dazwischen zusammen, erklärte Sahner in der Sitzung. Das Wohngebäude habe ein flaches Metalldach, das mit einem Folien-Photovoltaik-Modul von der Firma Heliatek bestückt werden soll. Dieses Modul habe eine Leistung von 89 Watt Peak pro Quadratmeter (WP/m2). Damit komme man bei einer Belegungsfläche von 164 Quadratmetern auf eine Leistung von 14,60 kW. Eine Versorgung des Gebäudes am Weberzipfel wäre laut dem Ingenieur also denkbar. Die Leistung der Anlage wäre auch in den Wintermonaten ausreichend, sodass es hier nicht nötig sei, einen Speicher anzuschaffen, so Sahner.

Modell 2 „Heisererplatz 6“: Das Gebäude am Heisererplatz hat vier Geschosse und eine Dachgeschosswohnung. Auf dem Dach seien Ziegel-Photovoltaik-Module von der Firma Autarq vorgesehen. Diese seien in den Farben rot oder schwarz zu erhalten und hätten eine Leistung von 100 WP/m2. Damit komme man bei 84 Quadratmetern auf eine Leistung von 8,26 kW. Die überschüssige Energie, die in den Sommermonaten erworben wird, könne in einer Vorrichtung gespeichert und in den Wintermonaten genutzt werden, erläuterte der Ingenieur.

Modell 3 „Herrengasse 3 Betten Klobeck“: Das Bettenhaus in der Herrengasse 3 liegt sehr zentral in der Innenstadt von Wasserburg. Das Gebäude erstreckt sich über vier Geschosse, von denen eines als Lager dient. An der Rückseite schließt sich ein Hof an, der beispielsweise für die Errichtung einer Wärmepumpe genutzt werden könne, meinte Sahner. Das Geschäftshaus habe einen deutlich höheren Stromverbrauch als die anderen Modelle. Für das Dach sei ein Folien-Photovoltaik-Modul von der Firma Roofit vorgesehen. Das Modul habe eine Leistung von 165 WP/m2. Damit komme man bei 203 Quadratmetern auf eine Leistung von 33,50 kW. Bei einer maximalen Belegung mit den Photovoltaik-Modulen könne ein großer Teil des Strombedarfs gedeckt werden. Während es im Sommer Überschüsse an nachhaltig erzeugtem Strom gebe, müsse im Winter über ein Blockheizkraftwerk oder eine Brennstoffzelle zusätzlicher Strom erzeugt werden, so der Ingenieur. Sahner empfiehlt, eine Lösung aus erneuerbaren Energien, die Strom und Wärme erzeuge. Großes Potenzial dafür biete dabei der Hof, der ideal als Standort für eine Wärmepumpe wäre.

Modell 4 „Ledererzeile 14 +12“: In der Ledererzeile 14 und 12 befinden sich Wohn- und Geschäftshäuser. Hier strebt Sahner eine sogenannte Quartierslösung an. Das heißt, es gibt verschiedene Module, die in dem zusammengehörenden Gebäudekomplex ineinandergreifen, um erneuerbare Energien zu erzeugen. Angedacht sei eine Photovoltaik-Folie von Heliatek, ein Photovoltaik-Modul zur Erzeugung von Strom, ein von Pellets betriebenes Blockheizkraftwerk und ein Druckluftspeicher für Strom, erklärte der Ingenieur.

Das gesamte Modellprojekt „Vereinbarkeit von Denkmalschutz und regenerativen Energien“ sei allerdings ein „teures Unterfangen“, so Sahner. Es dauere etwa 14 bis 16 Jahre, bis sich die Anschaffung der Photovoltaik-Anlagen rechne. Außerdem sei es schwierig, Handwerker zu finden, die mit den neuen Modulen, wie Solarziegeln und Photovoltaik-Folien arbeiten könnten. Zu den Kosten machte er keine Angaben.

Stadtbaumeisterin Mechthild Herrmann erklärte, dass das Landesamt momentan ein neues Förderprogramm auflege. Danach könne die Stadt Wasserburg den Antrag auf Gelder einreichen. Sie wagte als „ganz vorsichtige Prognose“, dass die Umsetzung im zweiten Quartal des kommenden Jahres zu schaffen sei. Der Bauausschuss nahm die Ausführungen zum Sachstand von Prof. Dr. Sahner und die Vorschläge zu den nächsten Schritten einstimmig zur Kenntnis.

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