Rektor der Berufsschule wird verabschiedet
„Meine Gefühle sind sehr gemischt“: Wasserburgs Schulleiter Gerhard Heindl geht in Ruhestand
Gerhard Heindl, Rektor der Wasserburger Berufsschule, hängt nach über 40 Jahren seinen Job an den Nagel. Uns verrät der 66-Jährige, wie er seinen Ruhestand verbringt und warum er mit einem weinenden und einem lachenden Auge die Bildungsstätte verlässt.
Wasserburg – Er hatte als Chef einer Bildungseinrichtung mit zuletzt 1.250 Schülerinnen und Schülern sowie 64 Lehrkräften wohl einen der anspruchsvollsten Jobs, die in Wasserburg zu vergeben sind – einen kräfte- und zeitraubenden Beruf, den er über viele Jahre ausübte: Gerhard Heindl. Am kommenden Donnerstag, 27. Juli, wird 66-Jährige als Leiter des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums der Stadt verabschiedet.
Hochmodernes Ausbildungszentrum
In den vergangenen Jahren hat sich die Berufsschule in der Ponschabaustraße nach umfangreichen Baumaßnahmen zu einem hochmodernen Ausbildungszentrum entwickelt – ein Vorzeigeprojekt der Region „Die Rückmeldung aus den Betrieben ist sehr, sehr positiv“, freut sich Heindl. Dort finden unter anderem Ausbildungen zum Kraftfahrzeug-Mechatroniker, zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechniker, zum technischen Produktdesigner und zum technischen Modellbauer statt.
Fast 20 Jahre war Heindl an führenden Stellen in Berufsschulen tätig, seit 2005 als Leiter der Berufsschule I in Rosenheim und der Berufsschule Bad Aibling, 2006 kam in Personalunion die Berufsschule Wasserburg dazu. Ab 2014 bis heute war er allein für Wasserburg zuständig. Damit ist mit dem Erreichen der Altersgrenze nun Schluss. Ab 1. August werden das Staatliche Berufliche Schulzentrum und die Berufliche Oberschule FOS/BOS zu einem Zentrum zusammengefasst, und zwar mit Claudia Romer als neuer Chefin, bisher Leiterin der FOS/BOS. Heindl glaubt fest daran, dass die in Wasserburg neu erbaute Berufsschule für junge Leute wieder an Attraktivität gewinnt und so auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann.
Ob es ihn schmerzt, gerade jetzt aus dem Beruf auszuscheiden? „Meine Gefühle sind sehr gemischt“, sagt er. „Seit bald 40 Jahren war ich ja an Berufsschulen tätig.“ Aber er habe sich an den Gedanken gewöhnt, den Job an den Nagel hängen zu müssen. Zeitgleich mit ihm beendet auch seine Frau ihre Lehrertätigkeit am Luitpold-Gymnasium. Das Ehepaar freut sich vor allem darauf, künftig mehr Zeit für ihre drei Kinder zu haben. Verschwägert ist Heindl mit Bürgermeister Michael Kölbl, dessen Frau die Schwester seiner Gattin ist. „Das ist meine engste Verwandtschaft, wir treffen uns regelmäßig. Es gibt kein Familienfest, das wir nicht gemeinsam feiern“, sagte Heindl vor Jahren einmal im Gespräch mit der Wasserburger Zeitung.
Maschinenbau und Theologie
Gerhard Heindl kommt aus einer kinderreichen Familie, ist mit sechs Geschwistern bei Kirchdorf nahe Haag aufgewachsen, seine Eltern arbeiteten in der Landwirtschaft. Von 1979 bis 1983 hat er in München Maschinenbau und Theologie studiert, Fächer, deren Inhalte weit auseinanderliegen. „Ich hab‘ das genossen“, sagte er rückblickend. „Die verschiedenen Aspekte haben das Studium interessant gemacht.“ Sein Referendariat absolvierte er an den Berufsschulen in Straubing und Schwandorf.
Die Vermittlung von Bildung lag Heindl immer schon am Herzen, und auch als Pensionär wird er sich damit beschäftigen: Im vergangenen Jahr hat er sich in den Vorstand der Volkshochschule Wasserburg wählen lassen – zur großen Freude der VHS.