„Die Menschen werden immer respektloser“
Mehr Gewalt im Rosenheimer Nachtleben? So schätzen Clubs, Bars und Polizei die Lage ein
Werden die Rosenheimer bei ihren Party-Abenden immer schlimmer? Das behauptet zumindest der Türsteher eines Lokals. Wir haben die Zahlen der Polizei unter die Lupe genommen und andere Bar- und Clubbetreiber befragt.
Rosenheim – „Es wird immer schwieriger“, erzählte ein Rosenheimer Türsteher, der anonym bleiben möchte, kürzlich gegenüber dem OVB. Konkret sprach er dabei über das Verhalten der Gäste. Es kommt immer häufiger zu Diskussionen und Auseinandersetzungen, sagte er. „Und die Personen, die Ärger machen, werden immer jünger und respektloser.“ Auch Drohungen wie „Ich stech dich ab“, höre er regelmäßig. Doch ist die Lage in Rosenheim wirklich so dramatisch?
Rosenheimer Nachtleben „grundsätzlich ruhig“
Simon Hölzl von der One Bar und dem Tatis ist eher positiv gestimmt. „Es ist grundsätzlich recht ruhig“, sagt er auf OVB-Anfrage. „Man muss an der Tür aussortieren, wer rein darf. Jeder, der eine gute Zeit haben will, ist bei uns herzlich willkommen. Wer allerdings auf Radau aus ist, muss draußen bleiben“, macht er deutlich. Es würde zwar schon ab und an passieren, dass jemand rausgeworfen werden muss, dies komme aber vermehrt zur Herbstfest- und Christkindlmarkt-Zeit vor. An einem klassischen Samstag gibt es Hölzl zufolge weniger Probleme.
Eine ähnliche Einschätzung liefert auch Max Holzner vom Club Moon22. „Die Kriminalitätsrate ist exponentiell gesunken“, sagt er. „Den Leuten ist inzwischen klarer, welche Folgen ihr Handeln hat. Ich habe den Eindruck, dass mehr nachgedacht wird.“ Ab und an gebe es zwar an der Tür Diskussionen, aber nicht, weil die Gäste kein „Nein“ verstehen, vermutet der Clubbetreiber. „Man kennt das ja. Wenn Menschen Alkohol trinken, werden sie oft redseliger. Dann dauern diese Gespräche einfach länger.“ Zudem lobt Holzner die Stadt Rosenheim, die auch erkannt hat, dass die Kriminalität zurückgegangen ist und inzwischen die Sperrstunde im Hofbräukomplex nach hinten verschoben hat.
Ähnlich sieht es bei der Lausa Bar aus. „Wir haben eigentlich selten Probleme, aber wir haben auch ein älteres und vernünftigeres Publikum“, erklärt der Betreiber Stephan Rech. Es gebe zwar immer mal Diskussionen vor der Tür, wenn jemandem der Zutritt verwehrt wird, dies gehöre aber dazu. „Es ist als Türsteher mittlerweile Teil des Jobs, dass schnell Beleidigungen fliegen“, sagt Rech. Dass es häufiger unfreundlich wird, bestätigt auch Hölzl: „Beim Aussortieren fliegen natürlich öfter mal Beleidigungen oder blöde Sprüche – teilweise auch unter der Gürtellinie.“ Er lobt allerdings auch die Unterstützung durch die Polizei, sollte es doch einmal ernster werden.
Das sagt die Polizeistatistik zur Gewalt im Nachtleben
Allzu viele ernste Fälle erleben die Beamten im Rosenheimer Nachtleben aber ohnehin nicht. Im Jahr 2018, also vor der Corona-Pandemie, verzeichnete die Rosenheimer Polizei 125 Fälle von „Gewalt gegen Personen“ im Bereich der „Weggeh-Meile“ zwischen Adlzreiterstraße, Kaiserstraße, Weinstraße, Ludwigsplatz, Salzstadel und Ruedorfferstraße. Wichtig ist aber auch zu erwähnen, dass es sich bei dem Begriff „Gewalt gegen Personen“ um ein extrem weitläufiges Feld handelt. „Das fängt bereits beim Schubsen oder einem kleinen Kratzer an“, erklärt Robert Maurer, erster Polizeihauptkommissar der Polizeiinspektion Rosenheim. „Diese klassische Gewalt, wie sie allgemein verstanden wird, haben wir kaum.“
Aus den Zahlen wird auch deutlich, dass ein Großteil der Delikte während der Herbstfest-Zeit stattfand. 53 der 125 Vorfälle ereigneten sich 2018 während der Rosenheimer Wiesn. Während des Corona-Jahres 2021 gingen auch die Gewalt-Vorfälle deutlich zurück. Hier verzeichnete die Polizei lediglich 39. Für das Jahr 2023 erwartet Maurer ähnliche Zahlen wie vor Corona. Details können erst mit der Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik genannt werden. Aber: „Konkret beim Herbstfest können wir positiv sagen, dass es zu einer erkennbaren Reduzierung der Fallzahlen kam.“
