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Hoffnung für den Fachkräftemangel

„Leider am Aussterben“: So denkt der Rosenheimer Nachwuchs über das Handwerk

Valentin Kaltenecker, Paul Kleiber und Filip Gaach begeistern sich für handwerkliche Berufe
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Spaß am Handwerk: (von links) Valentin Kaltenecker, Paul Kleiber und Filip Gaach begeistern sich für handwerkliche Berufe. Ob Kfz-Mechatroniker oder Schreiner, die Schüler freuen sich über die vielfältigen Einblicke.

Die Schüler der Johann-Rieder Realschule konnten für einen Tag Einblicke in handwerkliche Berufe gewinnen. Nicht ganz unwichtig in Zeiten des Fachkräftemangels. Doch wie groß ist das Interesse an diesen Berufen bei der jungen Generation?

Rosenheim – Matthias Vogelsberger schaut nachdenklich auf den Computer. Was muss er tun, damit das Auto wieder läuft? Der Ausbilder für Kfz-Mechatronik, Kaj Petersen, steht hinter ihm und schaut gespannt über seine Schulter. Zusammen mit seinen Mitschülern der siebten Klasse der Johann-Rieder-Realschule ist er an diesem Tag zu Besuch bei der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Eine ganze Woche lang öffnen sie ihre Werkstätten für Schüler, die so zwei bis drei Handwerksberufe kennenlernen können.

Vogelsberger ist schon früh mit handwerklichen Berufen in Kontakt gekommen. „Mein Opa war Maurer“, sagt er. Ein Bürojob komme für den 12-Jährigen daher nicht in Frage: „Es ist toll, wenn man etwas mit den eigenen Händen machen kann.“ Einen Traumberuf hat er auch schon: Er möchte Landmaschinenmechaniker werden.

Die Idee kam ihm auf dem familieneigenen Bauernhof, denn die Arbeit und das Leben dort machten ihm viel Spaß. Anders als bei Csinszka Tripsó und Kejsi Sijarina. Die beiden Mädchen finden den Tag bei der Handwerkskammer interessant und abwechslungsreich. Doch ein handwerklicher Beruf komme für beide eher weniger in Frage. „Ich möchte gerne Schauspielerin werden“, sagt Tripsó. Sijarina weiß noch nicht, was sie später mal werden will. Doch Schreinerin oder Kfz-Mechatronikerin sei nichts für die Schülerin.

Einblick in acht Berufe

Die Handwerkskammer für München und Oberbayern hat vom 15. bis 19. Mai zum „Tag des Handwerks“ eingeladen. Der zukünftige Nachwuchs kann vor Ort die Vielfalt des Handwerks kennenlernen und sich über Ausbildungsmöglichkeiten informieren. Es sind um die 144 Schüler pro Tag, die zum Schnuppern in der Werkstätte vorbeischauen. „Wir haben alle drei Schultypen in dieser Woche bei uns: die Mittelschule, Realschule und das Gymnasium“, erklärt Jennifer Brosche, stellvertretende Leitung des Bildungszentrums Rosenheim.

Die Schüler erhalten in kleinen Gruppen Einblicke in den Alltag von Elektrikern, Raumausstattern, Zimmerern, Schreinern, Kfz-Mechanikern, Friseuren, Maurern und in kaufmännisches Büromanagement. Die jeweiligen Ausbilder geben eine kurze theoretische Einweisung in ihren Beruf. Danach können die Schüler auch praktische Erfahrungen sammeln.

„Die Herausforderung bestand darin, in der Kürze der Zeit möglichst spannende Inhalte über diese Berufe mitzugeben“, sagt Brosche. Und das sei jedem gelungen: „Die Ausbilder haben versucht, sich Projekte zu überlegen, bei denen die Schüler am Ende einen Erfolg sehen können.“ In der Elektriker-Werkstatt konnten die Schüler Schaltungen auf Brettern austesten. „Das ist natürlich für viele Schüler komplett ungewohnt, in diesem Ausmaß mit Strom zu arbeiten“, sagt Brosche. Doch wenn am Ende die Lampe leuchtet, motiviere es die Schüler über den Beruf nachzudenken.

Begeisterung bei den Schülern

Selbst anzupacken ist das, was bei Filip Gaach bereits in jungen Jahren die Leidenschaft für das Handwerk geweckt hat. „Mein Vater war Kfz-Mechatroniker bei BMW und das hat mich immer fasziniert“, sagt der 13-jährige Schüler. Vor allem die gemeinsame Arbeit mit seinem Vater an Autos hat Gaach begeistert. „Das Rumschrauben, neue Sachen entdecken und der Erfolg, wenn man etwas geschafft hat“, macht für ihn das Besondere am Handwerk aus.

Auch sein Mitschüler Paul Kleiber gefällt das Handwerk – allerdings die Schreinerei. „Ich hatte schon als Kind eine Werkbank, wo ich Stühle gebaut habe“, erzählt der 13-Jährige. Auch er hat diese Leidenschaft von seinem Vater geerbt. Nicht anders sieht es bei Valentin Kaltenecker aus. Sein Vater ist Zimmerer: „Ich fand es immer interessant, wenn ich mit ihm auf seine Arbeit durfte.“ Für sein zukünftiges Arbeitsleben wünscht sich der 12-Jährige ein gutes Gehalt, nette Arbeitskollegen und viel Spaß.

Handwerk am aussterben

„Seit ich elf Jahre alt war, wollte ich Friseurin werden“, erzählt hingegen Alejandrina Höllbauer. In jungen Jahren habe die Friseurmeisterin schon ihrer Mutter die Haare eingedreht. Dabei kam der Gedanke: „Dass ist mein Beruf!“ „Es ist kreativ und man kann so viel machen“, sagt Höllbauer. Mittlerweile wirkt sie bei der Berufsorientierung, Potenzialanalyse und überbetrieblichen Lehrlingsunterweisungen der Handwerkskammer mit. „Es macht mir viel Spaß, den Kindern diesen Beruf näher zu bringen.“ Sie hoffe, dass die jungen Menschen wieder mehr handwerkliche Jobs ergreifen. „Leider ist das Handwerk am Aussterben“, sagt Höllbauer.

Alejandrina Höllbauer und Helmut Frohwieser haben viel Spaß an ihren handwerklichen Berufen. Diesen wollen sie an die jungen Schüler weitergeben.

Gründe dafür sind Höllbauer zufolge der Lohn und die Eltern. „Eltern sagen ihren Kindern, dass man in diesem Beruf nicht genug verdient.“ Doch mittlerweile verdienten auch Lehrlinge in diesem Beruf mehr Geld. „Natürlich ist es aber auch schwer, den passenden Arbeitsplatz für sich zu finden“, sagt Höllbauer. Die Qualität der Ausbildung sei für sie ein wichtiger Aspekt, um den Beruf wieder attraktiver zu machen.

Dem pflichtet auch Helmut Frohwieser bei. Laut dem Schreinermeister trägt die Presse dazu bei, dass junge Menschen lieber studieren wollen. „Mit Hängen und Würgen gehen die Schüler dann durchs Abitur und weiter bis hin zum Akademiker.“ Doch eins sei klar: Es brauche auch Leute fürs Handwerk. Frohwieser brannte für das Schreinern seit der vierten Klasse. „Man hat mit dem Material direkt zu schaffen und am Ende des Tages hat man ein Ergebnis.“ Ein Möbelstück zu schreinern mache ihm viel Spaß – und diesen Spaß möchte er an die Teilnehmer weitergeben.

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