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Weiteres Geschäft schließt Ende März

Lebensmittelladen im Herzen der Stadt gibt auf: Ein Stück altes Wasserburg bricht weg

Maria und Anton Häuslmann sind begeisterte Kaufleute. Trotzdem ist die Zeit reif, ihren kleinen Laden aufzugeben, sagen sie.
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Maria und Anton Häuslmann sind begeisterte Kaufleute. Trotzdem ist die Zeit reif, ihren kleinen Laden aufzugeben, sagen sie.

Erneut schließt ein traditionsreiches Geschäft in der Wasserburger Altstadt. Ende März ist Schluss – eine Entscheidung, an der auch die Corona-Pandemie Schuld ist.

Wasserburg – Eine Ära geht zu Ende: Seit 1999 haben Anton und Maria Häuslmann in der Wasserburger Altstadt einen kleinen Lebensmittelladen mit Stehausschank betrieben, Ende März geben sie ihr traditionsreiches Geschäft im Haus „Max Deggendorfer“ auf.

Großhandel mit Tabakwaren geht weiter

Nur der Großhandel mit Tabakwaren soll von dort aus weiterlaufen, auch zehn Zigarettenautomaten hat Anton Häuslmann (60) regelmäßig zu befüllen. Maria Häuslmann will sich künftig vor allem um die Büroarbeiten kümmern. „Langweilig wird uns bestimmt nicht“, sagt die agile 58-Jährige.

Laden gab es 127 Jahre

Auf jeden Fall ist es ein Stück altes Wasserburg, das wegbricht: „Diesen Laden hat es 127 Jahre gegeben“, berichtet Häuslmann, ein gelernter Elektriker. Der Gründer war Max Deggendorfer, Anton Häuslmanns Urgroßvater, ein Essigfabrikant. Viele Jahre später übernahmen Häuslmanns Eltern den Betrieb – der Vater baute in den 50er Jahren die Zigarettensparte aus, die Mutter verkaufte Lebensmittel zuerst in einem Laden am Marienplatz, alsbald folgte der Umzug in die Ledererzeile.

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Alte Ansicht aus dem Jahr 1955.

„Dann hab‘ ich das Lehrmädchen geheiratet“, erzählt Anton Häuslmann. Und er lacht dabei. Seine Frau Maria – sie stammt aus Schnaitsee – lernte vor 44 Jahren im Haus „Max Deggendorfer“ ihren Beruf als Verkäuferin. Bis zur Heirat sollte es aber noch zehn Jahre dauern. Mit ihr blühte das Geschäft auf, das Sortiment – Eier, Mehl, Obst, Wein, Pralinen, Spirituosen – ist bis heute liebevoll zusammengestellt: „Alles, was sie nicht brauchen, haben wir nicht“, sagt Maria, die von allen nur Marlene genannt wird.

Auch Corona hat eine Rolle gespielt

Und warum hört das Inhaber-Ehepaar auf? „Ich bringe eine Lebensarbeitszeit von 50 mitunter anstrengenden Jahren zusammen, und dann haben wir uns gesagt: Das genügt“, so Häuslmann. Dass der Abschied dann doch relativ zügig kam, lag letztlich an Corona: „Vor einem Jahr sind wir alle erkrankt, die ganze Belegschaft, die ganze Familie. Mein Vater ist im Alter von 85 Jahren an Corona gestorben.“ Das habe den Schlusspunkt gesetzt: „Du sagst dir: Was soll das alles noch?“

Die Suche nach einem passenden Nachfolger ist bisher erfolglos geblieben. Anton Häuslmann führt das Ausbleiben von Bewerbern auch auf die starke Beanspruchung zurück, die mit der Führung eines solchen Ladens verbunden ist. „Man muss schon Herzblut dafür haben – und sich engagieren, damit es sich rentiert.“ Gut möglich, dass noch Monate vergehen, bis ein neuer Mieter gefunden ist. Erst einmal stehen Umbaumaßnahmen an.

Bürgermeister Michael Kölbl, mit Anton Häuslmann sein Jahrzehnten eng befreundet, sagte auf Anfrage: „Als Bürgermeister bedauere ich sehr, wenn ein so traditionsreicher Familienbetrieb schließt, obgleich ich die individuellen Beweggründe gut verstehen kann. Ich hoffe, dass sich für diese gute Geschäftslage ein geeigneter Nachfolgebetrieb findet, der ebenfalls für Frequenz in der Altstadt sorgt und zur lebendigen Geschäftswelt in der Wasserburg beiträgt.“ Ähnlich äußerte sich Christoph Klobeck, Wirtschaftsreferent des Stadtrates: „Das ist natürlich schade, weil es ein Wasserburger Traditionsgeschäft ist, das man noch aus der Kindheit kennt.“

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