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Junge Künstler stellen beim AK 68 aus

„It‘s a dress, not a yes“: Wasserburger Gymnasiasten und ihre kreativen Botschaften

Therese Huber (links) und Daniela Langenberg vor ihrer Arbeit ohne Titel.
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Therese Huber (links) und Daniela Langenberg vor ihrer Arbeit ohne Titel.

Skulpturen, Selbstporträts, sogar Leberkäse: Wasserburger Gymnasiasten setzen Themen ihrer Generation in Kunstwerke um. Ihre Ausstellung „Format und Versehen“ im Ganserhaus behandelt unter anderem das Erwachsenwerden und sexuelle Belästigung. Über Arbeiten, die nicht auf dem Lehrplan stehen.

Von Petra Jahn

Wasserburg – Die erste eigene Vernissage wollen sich Therese Huber und Daniela Langenberg nicht entgehen lassen. „Ich bin stolz, dass die Schule uns das ermöglicht hat“, so Therese Huber vor ihren Papierfiguren, die Schatten werfen. Zu Themen wie „Körper in Bewegung“ wählte eine Jury über 200 Einzel- und Gruppenarbeiten der 5. bis 12. Klassen des Luitpold-Gymnasiums in Wasserburg aus.

Schüler und Schülerinnen sammelten Schwemmholz vom Inn, bauten daraus ein Holz-Skelett namens „Frank“, sein Kopf ähnelt dem eines Krokodils. Kunstlehrerin Felicitas Popp klebt um Schüler- und Schülerinnenarme buntes Tape: „Ihr seid die Kunstpiloten, die die Werke hier erklären.“ Die zwei 17-Jährigen, Lukas Weiß und Florian Selter, aus einer 11. Klasse kamen durch den Kaminschacht im Ganserhaus auf die Idee, den schwierigen „Aufstieg zum Erwachsenen“ zu zeigen. „The Climb“ heißt ihre Installation: Eine Puppe versucht den Schacht hochzuklettern, stützt sich auf einen wackeligen Wisch-Mopp. Im Fall eines Absturzes lauert der weiße Hai im Planschbecken darunter. Das Gedränge im Erdgeschoss war groß. So verteilten sich die 350 Kunstinteressierten auf alle fünf Stockwerke der Ausstellung.

Florian Selter (links) und Lukas Weiß mit ihrer Installation „the climb“.

Frauenkleider mit roten Handrücken

Im Keller interpretieren Emma Pick und Lena Eicher die „Körper in Bewegung“ politisch: als eine „gesellschaftliche Bewegung gegen sexuelle Belästigung“. Vom Partykleid bis zum Sportdress: Der Raum hängt voller Frauenkleider mit roten Handabdrücken. Aus dem Lautsprecher kommt die Umfrage, die die beiden mit Gleichaltrigen geführt haben. „Voll krass, jedes Mädchen konnte uns eine eigene Geschichte dazu erzählen“, sagt Emma Pick. Ihre Arbeit mit dem Titel „It’s a dress, not a yes“, - so Lena Eicher – fordere auf, „die Belästigten ernst zu nehmen“, statt zu fragen: „Was hattest du an?“

Einmal 90 Minuten Unterricht hätten nicht gereicht, um die überlebensgroßen Selbstporträts mit dem Titel „Der analytische Blick“ in Aquarell zu malen. Es habe Wochen gedauert, bis die Fotos passten und sie handwerklich präzise am Computer bearbeitet, zur Vorlage für die Malerei werden konnten. Der Lehrplan gibt Formate wie etwa Objekt, Körper oder Raum vor: „Das, was dann daraus vielleicht aus Versehen entsteht, zeugt gerade von der Kreativität, macht das Fach Kunst unentbehrlich“, ist sich das Kuratorenteam einig. Felix Rutkowski, auch Kunstlehrer am Luitpold-Gymnasiums, freut sich, dass sich heute hier zwei Welten versammeln würden: „Kunst- und Schulpublikum“. Ihm gehen nur die ab, „die nächste Woche Abi schreiben und noch büffeln müssen“.

Von der Demokratie zur Diktatur

Die Vorsitzende des AK 68, Katrin Meindl, hofft auf Nachwuchs für den Kunstverein, „viele kannten das Ganserhaus vorher noch gar nicht“. Die 17-jährige Lillith Bebos malt unglaublich gerne: „Freu‘ mich, wenn ich es anderen zeigen kann.“ Im Dachgeschoss erzählt sie auf drei Collagen über den Weg von der Demokratie zur Diktatur und hofft, „dass es nicht dazu kommt“.

Katrin Meindl, Vorsitzende AK 68, und Kunstlehrer Felix Rutkowski vom Luitpold-Gymnasium freuen sich über den erfolgreichen Auftakt der Ausstellung.

Es gibt viel zu entdecken in dieser ungewöhnlichen Ausstellung. Etwa ein Hochhaus am Inn aus neu angeordneten Wasserburger Fassaden. Und auch Rätselfreunde kommen auf ihre Kosten beim „Bauschmaus“: Welches berühmte Gebäude steckt in den leckeren Skulpturen aus Lebensmitteln? Die Münchner Frauenkirche aus Radieschen und Leberkäs ist dabei noch leicht zu erraten.

„Bauschmaus“ - Gruppenarbeit der 12. Klasse

Öffnungszeiten

Die Ausstellung „Format und Versehen“ des Luitpold-Gymnasiums im Wasserburger Ganserhaus ist bis Sonntag, 19. Mai, donnerstags bis sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

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