Kabarettist tritt in Feldkirchen-Westerham auf
„Faschistische Diktatur taugt nicht für Frieden“: Christian Springer spricht zu Krisen Klartext
Mit seinem neuen Programm „Leider“ eröffnet Kabarettist Christian Springer am Donnerstag (17. Oktober) den Kulturherbst Feldkirchen-Westerham. Im OVB-Interview spricht der 59-Jährige über Putin, Palästina und Angriffe auf die Demokratie.
Feldkirchen-Westerham – Kabarettist, Buchautor, Menschenfreund: Christian Springer (59) wird mit seinem neuen Programm „Leider“ am Donnerstag, 17. Oktober, die 17. Auflage des Kulturherbstes Feldkirchen-Westerham eröffnen. Der gebürtige Münchner ist seit den 90er-Jahren nicht nur durch seine Paraderolle „Fonsi“ und seinen Polit-Kabarett-Programmen bekannt, sondern hat auch mit verschiedenen Büchern, die sich aktuellen gesellschaftspolitischen Themen widmen, die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zudem engagiert sich der 59-Jährige mit seinem Verein Orienthelfer für bessere Zukunftschancen für die Menschen im Nahen Osten. Wieso er mit dem Palästina der Gegenwart hart ins Gericht geht, was er von Russen-Machthaber Wladimir Putin hält und warum seine Zuschauer in Feldkirchen-Westerham mitverantwortlich für sein neues Programm sein werden, hat Springer im OVB-Interview verraten.
Am Donnerstag, 17. Oktober, sind sie mit einer Vorpremiere Ihres neuen Programms „Leider“ in Feldkirchen-Westerham zu Gast. Was können die Besucher an diesem Abend erwarten?
Christian Springer: Es ist die Generalprobe für mein neues Kabarettprogramm. Das heißt, das Publikum ist bei der Entstehung dabei. Was beklatscht und belacht wird, bleibt drin. Für mich sind das die spannendsten Auftritte.
Sie wollen in Ihren Veranstaltungen zum einen zum Nachdenken anregen, zum anderen natürlich auch unterhalten. Wie wichtig ist Unterhaltung in der heutigen Zeit, in der die Nachrichtensendungen gefühlt nur noch von Krisen berichten?
Springer: Ich glaube, das war in den 60ern, 70ern und 80ern nicht anders. Es ist Zeit, wieder Optimismus und Lebenslust in die Welt zu bringen. Das ist aber eigentlich nicht der Job des Kabarettisten. Daher bietet mein Kabarettprogramm auch viel Biografisches. Da finden sich viele Leute wieder. Ernst und Gaudi zusammenzubringen, darum geht’s!
In Ihrem 2022 erschienen Buch „Ich und der Russe“ nehmen Sie zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine Stellung. Wieso ist die Unterstützung der Ukraine für Sie so wichtig?
Springer: Putin ist ein gewalttätiger, antisemitischer Diktator. Wer anderes behauptet, hat seine Geschichte nicht gelesen. Die Ukraine war der drittgrößte Atomwaffenstaat und hat als einziges Land der Welt seine Atomwaffen verbannt. Danach wurde es von Putin überfallen. Mehr Zynismus geht nicht.
Der Nahe Osten ist ein weiteres Pulverfass, dass nicht zur Ruhe kommt. Sie selbst sind dort mit Ihrer Organisation Orienthelfer im Einsatz, hatten - bevor er zerstört worden ist - einen Stützpunkt in Beirut. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation im Nahen Osten?
Springer: Die Hamas ist die reichste Terrororganisation der Welt, die Hisbollah die größte. Sie haben mehr Raketen als die NATO und sind ein Staat im Staat Libanon. Beide Terrororganisationen haben ein gemeinsames Ziel: Israel von der Landkarte zu tilgen. Aber für mich ist die Humanität an erster Stelle: Wer in Not ist, der braucht Hilfe. Das ist unsere Zivilisation.
Buntes Programm beim Kulturherbst Feldkirchen-Westerham
Eine Vorpremiere zum Auftakt: Mit seinem neuen Programm „Leider“ steht der Münchner Polit-Kabarettist Christian Springer (59) am Donnerstag, 17. Oktober, ab 20 Uhr auf der Bühne der Fuchshalle Neenah Gessner in Westerham. Einlass ist bereits ab 19 Uhr. Informationen zum Kauf von Tickets sowie das komplette Programm des Kulturherbstes gibt es online unter www.kulturherbst-feldkirchen-westerham.de.
Gibt es bei diesen Konflikten, die oftmals unter dem Deckmantel der Religion geführt werden, überhaupt eine Lösungsmöglichkeit?
Springer: Religion spielt keine so große Rolle. Die Lösung besteht in zwei Staaten. Doch wie soll das mit dem jetzigen Palästina gehen? Dort gibt es keine Wahlen, keine Meinungsfreiheit und kritische Journalisten werden eingesperrt oder getötet. Der Präsident behauptet, dass es in Deutschland keine Gaskammern gegeben hat. Also, eine faschistische Diktatur taugt nicht für Frieden im Nahen Osten. Und Netanjahu ist dafür auch nicht der richtige. Doch der kann abgewählt werden.
Sie nehmen bei derartigen Krisen kein Blatt vor den Mund und nehmen oftmals eine klare Position ein. Welche Reaktionen rufen Sie dabei bei Kollegen und Fans hervor?
Springer: Freundschaften zerbrechen, Kritik und Bedrohungen nehmen zu, und ab und an wird das Auto zerkratzt. Das ging schon zur Corona-Zeit los, als immer mehr Menschen glaubten, die Erde ist eine Scheibe, wir werden von Monstern regiert und die Impfungen sollen uns vergiften. Dagegen muss man aufstehen, um den jungen Menschen im Land ein Vorbild zu sein.
Im Sommer haben Sie unter dem Titel „Bayerischer Mob: wie die Gewalt in die Politik einzog“ ein weiteres Buch herausgebracht, das sich mit der zunehmenden Gewalt gegen politische Vertreter beschäftigt. Was war der Antrieb für dieses Buch?
Springer: Ich war selbst dabei, als ein sogenannter „Reichsbürger“ einen armdicken Stein auf grüne Politiker warf. Ein Mordversuch. Wir Wähler müssen besser verstehen, dass Gewalt in der Politik keinen Platz haben darf. Selbst wenn man die Ampel nicht leiden kann, gilt: Angriffe auf Politiker zerstören die Demokratie von allen.
Sie sind ja immer wieder auch in der Region unterwegs. Was ist das besondere am Mangfalltal oder am Landkreis Rosenheim? Gibt es dort etwas, was Ihnen besonders gefällt oder in Erinnerung geblieben ist?
Springer: Ich wohne im Münchner Osten und seit meiner Kinderzeit verbringe ich viel Freizeit dort. Schwimmen hab ich im Simssee gelernt, bei Tuntenhausen hab ich geheiratet und im Mangfalltal bin schon mit dem Kamel geritten. Und jetzt komm‘ ich mit Kabarett! Auf gehts!