Chef vom Kulturherbst Feldkirchen-Westerham
Wegen U2 Stress mit der Polizei: Was Roland Fröhlich als „Runner“ bei Rock-Konzerten alles erlebt
Roland Fröhlich (56) ist der Macher hinter dem Kulturherbst Feldkirchen-Westerham. Er verdient sein Geld aber vor allem als „Runner“ bei großen Konzert-Produktionen. Wieso ihm der Job bei einem U2-Konzert schon Ärger mit der Polizei eingebracht hat – und warum Tina Turner nicht in sein Auto steigen wollte.
Feldkirchen-Westerham – Auch wenn es mit der eigenen Musikkarriere nicht so geklappt hat, wie er es sich vielleicht in jungen Jahren erhofft hatte: Die Musik bestimmt dennoch das Leben von Roland Fröhlich (56) aus Feldolling bei Feldkirchen-Westerham. Denn der 56-Jährige ist seit Jahrzehnten als sogenannter Runner bei Konzertproduktionen im Einsatz. Dort blickt er nicht nur hinter die Kulissen der Live-Konzerte, sondern geht hin und wieder auch mit den Stars auf Tuchfühlung. Und erlebt dabei unglaubliche Geschichten – von heikel bis kurios.
Als kleines Kind wollte Fröhlich noch Tierarzt werden
Als Kind wollte Fröhlich, 1967 im schweizerischen Genf geboren und in Feldkirchen-Westerham aufgewachsen, eigentlich noch Tierarzt werden. Bis er erstmals an einem Schlagzeug Platz genommen hatte – und ihn bereits als kleiner Bub der Virus Rockmusik infizierte. „Wenn man selbst Musik macht, dann ist der Wunsch natürlich da, selbst beruflich in der Musik Fuß zu fassen“, sagt Fröhlich. „Leider hat der Musikerwunsch für mich nicht so richtig hingehauen.“ Und dennoch hat der heute 56-Jährige seinen Platz dort gefunden.
Betriebswirtschaftslehre an der FH studiert
Zunächst führte den Feldkirchen-Westerhamer sein beruflicher Werdegang aber weg von den Musik- und eher hin zu den Banknoten. Nach Stationen am Gymnasium Bad Aibling und an der Fachoberschule folgte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre, das Fröhlich mit Diplom abschloss. Fuß fasste der Feldkirchen-Westerhamer anschließend als Versicherungsberater mit einer Agentur in Rosenheim, die er gemeinsam mit einem Partner führte, die 2006 aber in finanzielle Schieflage geriet. Auch heute bildet das Thema Versicherungen für den 56-Jährigen noch ein kleines berufliches Standbein. Doch seine Haupteinnahmequelle liegt in der Musik.
Von Bullage über die „Stimmen der Berge“ bis zum Zither Manä: Die Veranstaltungen im Überblick
Auch bei der 17. Auflage des Kulturherbstes Feldkirchen-Westerham können sich die Besucher wieder auf ein buntes Programm mit Veranstaltungen für jeden Geschmack freuen – von Kabarett bis Klassik, von heimatlichen Klängen bis zu Hard-Rock-Rhythmen.
Zum Auftakt am Donnerstag, 17. Oktober, gastiert Kabarettist Christian Springer mit seinem Programm „Leider“ in der Fuchshalle Neenah Gessner in Westerham. Dort geht es dann bereits am Freitag, 18. Oktober, weiter mit dem Trio D‘Bavaresi (Mathias Kellner, Sebastian Horn und Otto Schellinger) die mit „Hitz mit Witz“ aufwarten. Heimatliche Klänge in frischem Gewand sind dann am Sonntag, 19. Oktober, in der Fuchshalle beim Auftritt der „Stimmen der Berge unter dem Motto „Danke für die Lieder“ zu hören.
Mit einem „Best of“ seiner Werke wird am Freitag, 8. November, der Zither Manä im Foyer des Kultur- und Sportzentrums (KuS) in Feldkirchen-Westerham seine Fans beglücken, ehe tags darauf am Samstag, 9. November, „Da Huawa & I“ mit „Drah de um“ ihren größten Hits in der IHK-Akademie präsentieren. Am Sonntag, 10. November, spielt dort dann zudem Innside Hot Six zum Dixie-Jazz-Frühschoppen auf. Auf einen musikalischen Ausflug entführen Tastenreise und Saitensprünge (Stefanie Polifka und Marita Matschke) an Klavier und Harfe die Zuhörer am Sonntag, 17. November, in den Büroräumen des Unternehmens „Text hoch Drei“, ehe am Samstag, 23. November, Kabarett-Urgestein Bruno Jonas mit seinem Programm „Meine Rede“ im Kultur- und Sportzentrum die November-Veranstaltungen ausklingen lässt.
Am Samstag, 7. Dezember, machen dann Monobo Son im Rahmen ihrer „Bitte Meer!“-Tour Station im Kultur- und Sportzentrum, ehe Bullage mit einer AC/DC-Night am Sonntag, 5. Januar 2025, im Foyer des Kultur- und Sportzentrums den Kulturherbst mittlerweile fast schon traditionell beschließt. Wobei sich Kulturherbst-Fans bereits jetzt auf die Veranstaltungsreihe 2025 freuen dürfen. Denn bereits jetzt steht fest: Am Samstag, 18. Oktober 2025, wird Kabarettist Urban Priol die Feldkirchen-Westerhamer im Kultur- und Sportzentrum mit seinem Programm „Im Fluss“ beglücken, am Samstag, 29. November 2025, dann Lokalmatador Stefan Kröll – ebenfalls im Kultur- und Sportzentrum – ein neues Programm präsentieren.
Kunden der Bruckmühler Tafel haben die Möglichkeit, sich eine begrenzte Anzahl an kostenlosen Tickets für die Veranstaltungen zu sichern, die über das Projekt „Kultur für alle“ der Sparkassenstiftung Zukunft zur Verfügung gestellt werden. Infos dazu gibt es direkt bei der Tafel in Bruckmühl.
Ausführliche Infos zu den verschiedenen Veranstaltungen, den Örtlichkeiten sowie zum Ticketverkauf gibt es online unter www.kulturherbst-feldkirchen-westerham.de.
Denn bereits seit Jahrzehnten arbeitet Fröhlich freiberuflich als sogenannter Runner für verschiedene große Konzertveranstalter, die Jahr für Jahr die Top-Stars der Musikszene in die Landeshauptstadt München locken. Bei Hunderten Produktionen war der Rock-Fan bereits im Einsatz, wovon auch die Wände seines Büros in Feldolling zeugen. In zwei riesigen Bilderrahmen hat er unzählige Konzert-Tickets, Backstage-Pässe und Arbeitsausweise drapiert. Derzeit ist er auf der Suche nach neuen Bilderrahmen, da in mehreren Kisten unzählige weitere dieser Erinnerungsstücke schlummern.
Guten Ruf in der Branche erarbeitet
Doch was macht Fröhlich als „Runner“ denn genau? Er ist ein bisschen „Mädchen für alles“ und besorgt Dinge, die seitens der Produktion dringend benötigt werden. Ein Beispiel: „Wenn eine Band nach München kommt, bei der der Drummer seine Drumsticks nicht dabei hat, ist es meine Aufgabe, welche zu besorgen.“ Was je nach Wochentag und Tageszeit alles andere als leicht ist. „Wenn es dann geklappt hat, bist Du natürlich der König“, erzählt Fröhlich, der sich über Jahrzehnte in der Branche einen guten Ruf erarbeitet hat. Heute sei der Job „ein bisschen langweiliger geworden“, da durch Internet und Smartphones die Aufgaben in der Regel deutlich einfacher zu lösen seien.
Was Fröhlich aber immer bleiben wird: Skurrile Geschichten aus seinem Runner-Alltag, die in jeder Runde für Erheiterung und Staunen sorgen. Wie beispielsweise die Geschichte, als Mitte der 90er-Jahre die US-Rockband Bon Jovi in München eingeflogen war, deren Küchen-Chefin, die die gesamte Crew verköstigen sollte, aber nicht auf dem Schirm hatte, dass in München sonntags Supermärkte geschlossen haben. „Mein Auftrag war dann, für 200 Personen Lebensmittel zu besorgen“, erinnert sich Fröhlich. Eine Mammutaufgabe, aufgrund seines guten Netzwerks aber lösbar: So wurde in Windeseile ein kleiner Supermarkt inklusive Lager am Hauptbahnhof leergekauft, zudem befreundete Metzger kontaktiert, um zentnerweise Fleisch zu ordern.
Noch kurioser: Eine Geschichte rund um ein U2-Konzert vor Jahrzehnten in München. Das Bandmanagement hatte Fröhlich 20.000 britische Pfund in die Hand gedrückt und den Auftrag erteilt, das Geld in D-Mark zu wechseln. Nachdem der Bankmitarbeiter das Geld gezählt hatte, standen plötzlich zwei Polizisten hinter dem Feldkirchen-Westerhamer und „baten“ ihn, mit auf die Wache zu kommen. „Zwischen den Scheinen, die wohl aus dem Kartenverkauf in Großbritannien stammten, war scheinbar auch Falschgeld“, erzählt der „Runner“, der schließlich drei Stunden in Obhut der Polizei verbringen musste, ehe die Geschichte aufgeklärt war.
Mit dem betagten Mercedes am Rollfeld vorgefahren
Auch in direkten Kontakt mit dem ein oder anderen Weltstar ist Fröhlich im Rahmen seiner Arbeit getreten – wobei der Kontakt aber nicht immer reibungslos verlief, wie der heute 56-Jährige mit einem Schmunzeln auf den Lippen verrät. So sollte er einst Rockröhre Tina Turner direkt vom Rollfeld eines kleinen Flughafens abholen und hatte das Rollfeld mit seinem damaligen, bereits etwas betagten Mercedes E-Klasse-Modell angesteuert. „Tina Turner ist dann aus dem Flugzeug gestiegen, hat das Auto gesehen und sich geweigert, in das Fahrzeug einzusteigen.“ Ob Starallüren oder Sicherheitsbedenken der Grund waren, blieb letztlich offen.
Und welchen Eindruck hat er insgesamt von den Stars, die er selbst kennenlernen durfte? „Es ist wie überall: Es gibt nette und weniger nette Leute“, sagt Fröhlich, der bei der Frage nach den „weniger Netten“ aber diskret bleibt. Bei der Frage nach absoluten Sympathieträgern fallen ihm sofort drei Namen ein: Der schottische Künstler Fish, Mitglied der Band „Marillion“, mit dem Fröhlich den ganzen Tag Fußball spielen sollte. Metallica-Leadgitarrist Kirk Hammett, den Fröhlich drei Stunden durch München gefahren hatte, damit dieser Fotos von der Stadt machen kann. Und Bela B von den Ärzten, mit dem sich Fröhlichen stundenlang über das gemeinsame Hobby „Comics“ unterhalten konnte.
Start wird durch Corona vermiest
Ausführliche Gespräche mit den Künstlern – die muss Fröhlich auch führen, wenn er sich einem weiteren seiner beruflichen Standbeine widmet, das aber auch eine große Herzensangelegenheit für ihn ist: der Kulturherbst Feldkirchen-Westerham. Seit 2020 organisiert der 56-Jährige hauptverantwortlich die Veranstaltungsreihe, die von der Kommune bezuschusst wird. „Mein Start war zeitgleich mit Corona – und damit natürlich alles andere als leicht“, erinnert sich Fröhlich zurück. Daher ist er schon stolz darauf, dass er „bis auf nur wenige Veranstaltung letztlich alle nachholen konnte“. Dass er auch für 2024 wieder ein buntes Veranstaltungsprogramm zusammengestellt hat, versteht sich von selbst.
So konnte sich Fröhlich seinen Traum von einem beruflichen Leben in und mit Musik letztlich doch erfüllen. Wobei er gerne wieder als Schlagzeuger selbst in einer Band aktiv werden würde. „Ich bin zwar nicht der beste Musiker, habe aber ein Gespür für Musik und wie ein Stück arrangiert werden muss“, sagt der 56-Jährige, der „einfach Spaß hat, vor Publikum zu spielen“ – und zwar am liebsten Rock in jeder Form. „Allerdings ohne acht Stunden täglich dafür zu üben“, sagt Fröhlich und lacht. Denn den Traum von der Karriere in der Musik hat sich der 56-Jährige ja in gewisser Weise bereits erfüllt.