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Sondersitzung des Marktgemeinderats

Kostenexplosion für Prienavera-Technik: Sanierung etwa doppelt so teuer wie geplant

Für die Generalsanierung des Prienavera Erlebnisbades wird die Marktgemeinde rund eine Million Euro investieren müssen.
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Die Sanierung des Prienavera Erlebnisbades wird deutlich teurer als zunächst kalkuliert.

Nahezu doppelt so teuer wie kalkuliert wird der Ersatz für die alte Badewassertechnik im Prienavera Erlebnisbad in Prien. Mit dieser Problematik hatte sich der Marktgemeinderat in einer kurzfristig einberufenen Sondersitzung zu befassen.

Von: Petra Wagner

Prien – Im Zuge der Ausschreibung der Sanierungsarbeiten für das Bad habe lediglich die Salzburger Firma Atzwanger ein Angebot für dieses Gewerk abgegeben, erklärte Zweiter Bürgermeister Michael Anner (CSU), der in Vertretung des verhinderten Ersten Bürgermeisters Andreas Friedrich (ÜWG) die Sitzung leitete.

Das Unternehmen habe mit 1,9 Millionen Euro netto kalkuliert, die Kostenschätzung lag bei 926.000 Euro. Weil die Angebots-Bindefrist noch vor der turnusmäßigen Sitzung des Gremiums am Mittwoch, 29. März, ende, müsse jetzt über die Vergabe entschieden werden.

Kostensteigerung erläutert

Christoph Kurz von der Bauverwaltung und Stefan Mersmann vom beauftragten Essener Planungsbüro „btplan“ – per Video zugeschaltet – erläuterten die Ursachen für die Kostensteigerung. Diese lägen zum einen in der weltpolitischen Lage mit dem Krieg in der Ukraine sowie dem Erdbeben in der Türkei. Eine derart schnelle Kostenexplosion – unter anderem durch diese Ereignisse hervorgerufen – sei nicht vorhersehbar gewesen, waren sich beide einig. Zum anderen sorge auch die Anschaffung eines neuen Steuerungsschranks, der in der Kostenschätzung zunächst nicht berücksichtigt worden sei, für die Erhöhung.

Schaltschrank wurde nicht vergessen

Karina Dingler (ÜWG) sprach sich für die Annahme des Angebots aus. Sie hätten diesen Weg zur Sanierung eingeschlagen und sollten ihn auch weitergehen. Annette Resch (CSU) schloss sich dem an. Ulrich Steiner (Die Grünen) wollte wissen, warum der Steuerungsschrank bei der Kostenschätzung nicht berücksichtigt worden sei.

Da war die Steuerung der alten Badewassertechnik noch in Betrieb: Prienavera-Geschäftsführer Dirk Schröder (links) und Michael Heizer, stellvertretender Betriebsleiter.

Mersmann erklärte, der Schaltschrank sei nicht vergessen worden, die Erfordernis habe sich erst später ergeben. Während der Planung habe sich herausgestellt, dass es so gut wie keine Ersatzteile mehr dafür gebe. Das Gerät könne noch Jahre funktionieren, aber auch kurzfristig ausfallen.

Kersten Lahl (Bürger für Prien, BfP), monierte, dass er den Sachverhalt „als katastrophal“ finde. Er habe den Eindruck, dass hier etwas nicht stimme. Zudem frage er sich, ob man sich einer solchen Monopol-Stellung beugen solle. Michael Anner warnte vor einem Zuwarten. Dies sei gefährlich, denn keiner wisse, wie sich der Markt entwickle. Die Firma Atzwanger habe die Preise nicht hochgetrieben, sondern das sei die Lage am Markt.

Künftig Energiekosten senken

Johannes Dreikorn (CSU) befand es befremdlich, dass das Gremium bei Projekten, die aus dem Ruder laufen, vor die Entscheidung gestellt werde, es zu tun oder nicht. Die aktuell schwierige Situation sei schon länger bekannt. Anner entgegnete, dass es leider so gut wie keine Alternativen gebe. Dr. Simone Hoffmann-Kuhnt (Die Grünen) erklärte, ihr würde „sauer aufstoßen“, dass das Planungsbüro bereits seit zwei Jahren damit beauftragt sei. Ihr komme es wie eine Scheibchen-Taktik vor, dass immer erst nach und nach aufkomme, dass auch noch andere Dinge ausgetauscht werden müssten.

Die Verwaltung antwortete, Stefan Mersmann habe damals den Auftrag nicht bekommen, um die Gemeinde Prien energetisch bezüglich des Prienavera Erlebnisbads zu beraten, sondern um die Umwälzpumpen zu erneuern. Im Rahmen seiner Planungsarbeiten habe er versucht, Maßnahmen zu erarbeiten, um künftig Energiekosten zu senken. Stefan Mersmann ergänzte, dass, wenn die Planungen so nicht umgesetzt würden, der hohe Energieverbrauch für die nächsten 25 Jahre zementiert wäre – was bei den derzeitigen und höchstwahrscheinlich auch künftigen Preissteigerungen von 500 bis 700 Prozent im Energiesektor nicht gut wäre. Grundsätzlich sei ihm der Erhalt von Bädern wichtig. Die Aufgaben seien sukzessive ausgeweitet worden – immer mit dem Ziel, die langfristig wirtschaftlichste und ökologisch sinnvollste Lösung zu finden.

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Ein Defizit von 500 000 Euro

Marion Hengstebeck (BfP) erkundigte sich nach der finanziellen Situation. Laut Kämmerer Alfons Kinne ergibt sich ein Defizit von 500 000 Euro, das durch Einsparungen in anderen Bereichen aufgefangen oder durch Kreditaufnahmen gedeckt werden könne. Unter Umständen würde es sich auch durch eine positive Entwicklung der Einnahmenseite ausgleichen.

Für ihn seien die Ausführungen von Stefan Mersmann nachvollziehbar, sagte Michael Feßler (CSU). „Wir haben uns für das Prienavera entschieden und können jetzt keinen Rückzieher machen“, so sein Fazit. Auch Leonhard Hinterholzer (Die Grünen) erklärte, die Frage einer Schließung sollte nicht gestellt werden.

Beschluss fiel mehrheitlich

Dennoch finde er das Vorgehen der Verwaltung unprofessionell, er hätte gerne eine Auflistung, welche Maßnahmen wie viel Einsparungen brächten. Johannes Dreikorn (CSU) schloss sich dem an. Die Verwaltung sagte zu, für die nächste Sitzung eine Gesamtübersicht zur Sanierung zu erstellen.

Nach kontroverser Diskussion beschloss der Marktgemeinderat, den Auftrag für die Erneuerung der Wasseraufbereitung an die Firma Atzwanger Anlagenbau GmbH aus Salzburg zu 1 900 842,63 Euro netto zu vergeben. 18 Räte stimmten dafür. Michael Voggenauer (FW), Kersten Lahl und Marion Hengstebeck waren dagegen.

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