Engagement gegen Diskriminierung
„Stärker als jede Form von Hass“: So setzt sich die kommunale Realschule Prien gegen Rassismus ein
Auch wenn die kommunale Realschule Prien nur noch dieses Jahr besteht, seit Dienstag, den 9. Januar, ist sie offiziell eine „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“. Was dafür nötig war, und wie dieser Titel in Zukunft ins Schulleben integriert wird.
Prien – „Das ist nicht nur ein Titel, sondern der Beginn einer Reise, bei der ihr euch zu einer Schule ohne Rassismus bekennt und dieses Bekenntnis weiterhin lebt und fördert“, sagte Tobias Wolf am Dienstagvormittag, 9. Januar, in der Aula der kommunalen Realschule Prien. Wolf ist zuständig für die Regionalkoordination des Netzwerks „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ in Oberbayern, und sein Besuch hatte einen besonderen Anlass. Denn die Realschule Prien wurde offiziell in dieses Netzwerk aufgenommen.
Nach einem musikalischen Auftakt folgten die Grußworte der Schülersprecherin Nora Kirschner. Sie betonte dabei: „Die wichtigsten Personen sind wir Schülerinnen und Schüler. Ohne uns wäre eine Schule ohne Rassismus nicht möglich.“ Denn die Idee, sich am Netzwerk zu beteiligen, kam von Sophia Feil, Lara Justin, Heidi Bohleber und Donik Dervishi, die die zehnte Jahrgangsstufe besuchen.
Große Mehrheit für Teilnahme
Sie erklärten, dass die Idee im vergangenen Schuljahr im Geschichtsunterricht geboren wurde. Sie hatten das Thema Nationalsozialismus behandelt. Mithilfe von Lehrer Dr. Manfred Gerner, der auch als Projektleiter fungiert, und dem stellvertretenden Direktor Bernd Loos beschäftigten sie sich intensiver mit diesem Thema.
Vergangenen Sommer hatten sie sich mit verschiedenen Arten von Diskriminierung befasst, neben Rassismus zum Beispiel auch mit Antisemitismus oder Frauenfeindlichkeit. Wie sie in ihrer Rede mitteilten, hatten die Schüler dazu Plakate entworfen, die sie in der Aula ausstellten. Somit wurden auch die anderen Schulmitglieder auf das ernste Thema aufmerksam. Einige dieser Plakate zeigten sie auch am 9. Januar auf einer Leinwand.
Um nun „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ zu werden, müssen 70 Prozent der Schulmitglieder – das beinhaltet sowohl Schüler als auch Personal – dafür sein, wie es auf der Homepage des Netzwerks heißt. Die Initiatorinnen gaben bekannt, dass sie dazu 301 Stimmzettel ausgaben, und davon etwa 79 Prozent für die Bewerbung abgestimmt hatten. Diese Stimmen und der Antrag wurden dann von der Bundeskoordination des Netzwerks überprüft, genehmigt, und an die Regionalkoordination für Oberbayern übergeben.
Pate des Projekts ist Priens Bürgermeister Andreas Friedrich. Er lobte das großartige Engagement der Schule und betonte, wie wichtig es sei, auf Rassismus aufmerksam zu machen. „Rassismus bedeutet Ausgrenzung eines Menschen, und zwar, weil er anders ist“, sagte Friedrich. Diese Ausgrenzung könne bereits bei Aussagen anfangen, in denen man Personen einer Gruppe in eine Schublade steckt. „Es ist daher besonders wichtig, dass wir Courage zeigen, und gegen Vorurteile ankämpfen.“
„Meine einzige Chance auf ein Leben in Freiheit“
Über die Herausforderungen, sich in einer neuen Gesellschaft einzufügen, berichtete der Schüler Rani Addula. 2015 musste er aus dem Irak fliehen. „Es war kein leichter Weg, aber meine einzige Chance auf ein Leben in Freiheit und Sicherheit“, sagte Addula. Er dankte den Schülern sowie Lehrern, die ihn dabei unterstützt hatten, sich zu integrieren. Auch in schweren Zeiten haben sie ihm Trost gespendet und ihn aufgebaut. „Das hat mir gezeigt: Zusammenhalt und Mitgefühl sind stärker als jede Form von Hass.“ Die Möglichkeit sich in Prien zu bilden sei für ihn außerdem nicht nur zu einem Schlüssel für persönlichen Erfolg geworden, „sondern ein Mittel meine Stimme zu erheben, und anderen Menschen in ähnlichen Situationen Hoffnung zu geben.“
Daher sei es so wichtig, diese Botschaft und dieses Engagement gegen Diskriminierung weiterzutragen. Was die Schüler mit weiteren Projekten umsetzen werden, wie Projektleiter Gerner auf Nachfrage mitteilt. Die Initiatorinnen gaben auch bereits einen kleinen Einblick: So wollen sie sich in diesem Jahr mit der Verfolgung der NS-Konstruktion von Sinti und Roma beschäftigen. Genauer gesagt dabei mit dem Lebenslauf von Anton Guttenberger, der 1941 in Bregenz verhaftet und zu einem KZ-Sammeltransport nach Rosenheim überstellt wurde.
Aber wie geht es dann weiter? Die kommunale Realschule Prien gibt es nur noch dieses Jahr, dann fusioniert sie mit der staatlichen Chiemsee-Realschule. Die Direktorin der kommunalen Realschule, Andrea Dorsch, appellierte, die Botschaft und das Bekenntnis zu „Schule ohne Rassismus“ auch in die neue Schulgemeinschaft mitzunehmen, „sodass die Realschule diesen Gedanken immer weiterführt“.

