Ab Herbst sollen sie im Einsatz sein
Kolbermoors neue Kontrolleure: Was sie von den berüchtigten „Schwarzen Sheriffs“ unterscheidet
Mit deutlicher Mehrheit hat der Kolbermoorer Stadtrat für die Einführung eines kommunalen Außendienstes gestimmt. Was diese Entscheidung für die Bürger bedeutet – und wie sich die neuen Stadtmitarbeiter von den „schwarzen Sheriffs“ unterscheiden sollen.
Kolbermoor – „Hundetretminen“ auf Gehsteigen oder Spielplätzen, Müll in öffentlichen Grünanlagen, wildes Parken in Verbotszonen: Jede Stadt kennt diese Beschwerden, die von ihren Bürgern immer wieder an sie herangetragen werden, auch Kolbermoor. Dort jedoch konnte man die Beanstandungen bislang im Grunde nur registrieren aber wenig dagegen tun, schon gar nicht zeitnah nach dem Rechten schauen: Der Stadtverwaltung, genauer gesagt dem Ordnungsamt, fehlte hier eine Präsenz vor Ort.
Das soll sich nun ändern, denn auf der jüngsten Sitzung hat der Stadtrat mit großer Mehrheit einen Grundsatzbeschluss zur Einführung eines kommunalen Außendienstes beschlossen. Nur zwei Ratsmitglieder stimmten dagegen. Dieser Verwaltungsvorschlag war vorab schon im Hauptausschuss ausführlich vorgestellt und dort auch intensiv diskutiert worden.
Stadt will die „Bürgernähe aus dem Rathaus hinaus mitten unter die Kolbermoorer tragen“
In der Stadtratssitzung hob Elisabeth Kalenberg, die Hauptamtsleiterin, noch einmal eines unmissverständlich hervor: Der kommunale Außendienst hat nichts mit einem Sicherheitsdienst, nichts mit berüchtigten sogenannten „schwarzen Sheriffs“ zu tun, die vor der Jahrtausendwende in München unterwegs waren: „Er ist vielmehr gedacht als eine Serviceinitiative der Stadt, der das Bemühen um Bürgernähe aus dem Rathaus hinaus mitten unter die Kolbermoorer tragen soll.“
Die Frage, über die sowohl die Hauptausschuss-, als auch die Stadtratsmitglieder diskutiert hatten, war, ob und vor allem wie das in der Praxis zusammengehen könne: Ein Informationspartner der Bürger zu sein und dennoch auf Missstände verwarnend hinzuweisen.
Dass das aber durchaus gut funktionieren kann, dafür könnte man als Beweis die Sicherheitswacht anführen, die in enger Abstimmung mit der Polizei seit November 2019 in Kolbermoor Streife geht. Auch deren Mitglieder, davon konnte sich unter anderem Bürgermeister Peter Kloo (SPD) bei einem Rundgang Ende 2020 überzeugen, verstehen sich in erster Linie als Partner der Bürger. Und bei Beanstandungen, so betonte man bei der Sicherheitswacht, helfe überraschend oft schon ein ruhiges, aber klares Gespräch.
Natürlich wird der entstehende kommunale Außendienst im engen Kontakt mit der Sicherheitswacht und auch der kommunalen Verkehrsüberwachung des ruhenden Verkehrs stehen. Seine Kernaufgabe ist aber, wie Hauptamtsleiterin Kalenberg noch einmal betonte, dennoch eine etwas andere: Er soll weniger überwachen als vielmehr aufklären.
Denn, so die Hoffnung der Stadt: Würden bei Verstößen gegen die Satzungen der Stadt – etwa bezüglich der Anleinpflicht von Hunden oder bei nächtlicher Ruhestörung – die Hintergründe sachlich erläutert, könnte oft schon ein solches Gespräch auf Gehör stoßen. Falls aber nicht, so seien die Angehörigen des zukünftigen kommunalen Außendienstes, der sich auf drei Personen belaufen soll, berechtigt und durchaus dazu angehalten, auch Verwarngelder auszusprechen.
Ab Juni will Kolbermoor nach geeigneten Mitarbeitern suchen
Bezüglich des zeitlichen Horizontes soll nach dem jetzt erfolgten Grundsatzbeschluss ab Juni nach geeigneten Mitarbeitern gesucht werden. Ab Oktober beginnen die Beschäftigungsverhältnisse, an deren Anfang verschiedene Lehrgänge stehen, unter anderem auch ein Zertifikatslehrgang Verwaltung mit dem Fachmodul kommunaler Außendienst. Damit soll sichergestellt sein, dass sich die Angehörigen des Dienstes für die Bürger tatsächlich fachlich qualifizierte Ansprechpartner erweisen, die aber eben nicht im Rathaus zu finden, sondern auf den Straßen anzutreffen sind.
In ihren kommunalen Außendienst wird die Stadt zukünftig knapp 130 000 Euro pro Jahr investieren. Geld, das wie es die Mehrheit des Stadtrates sah, gut ausgegeben sein wird: Für eine Einrichtung, die am Ende weniger einschränken als vielmehr dabei helfen soll, für alle Bürger eine „kleinstädtische Liberalität“ zu wahren, wie es Elisabeth Kalenberg in ihrem Vortrag formulierte.
