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Es gibt auch brenzlige Situationen

Fake-Polizist und Hundeangriff: Das erlebt die Sicherheitswacht Mangfalltal bei ihren Einsätzen

Drei Mitglieder der Sicherheitswacht Mangfalltal (von links): Peter F., Rick W. und Harry F.. Mit dabei ist auch Polizeioberkommissar, Manuel Schlosser (rechtes Foto, links)
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Drei Mitglieder der Sicherheitswacht Mangfalltal (von links): Peter F., Rick W. und Harry F. Mit dabei ist auch Polizeioberkommissar, Manuel Schlosser (rechtes Foto, links).

Sie sind ehrenamtliche Helden des Mangfalltals: die Mitglieder der Sicherheitswacht. Seit fünf Jahren sorgen sie für Recht und Ordnung und haben dabei auch vieles erlebt. Welche kuriosen und gefährlichen Einsätze drei Ehrenamtliche auf ihren Streifzügen bereits durchmachten.

Bruckmühl – Über Bruckmühl ziehen am Donnerstag (13. März) dicke graue Wolken vorbei. Der Regen prasselt auf die parkenden Autodächer vor dem Rathaus der Gemeinde. Drei Männer in Uniform stört das schlechte Wetter allerdings nicht. Sie steigen aus einem Polizeiauto. Auf ihren dunkelblauen Jacken steht in Weiß „Sicherheitswacht“ geschrieben. Ausgestattet mit einem Funkgerät, Dienstausweis und Handschuhen geht ihr Streifzug durch Bruckmühl los.

Die drei Männer engagieren sich gerne ehrenamtlich für die Sicherheit der Bürger im Mangfalltal. Seit fünf Jahren gibt es die Sicherheitswacht. Harry F. und Rick W. sind seit der ersten Stunde dabei. Seit 2019 sind sie in Bad Aibling, Bruckmühl, Kolbermoor und Feldkirchen-Westerham auf Streife. Beide sind durch eine Anzeige in der Zeitung auf das Ehrenamt aufmerksam geworden. Ihre Beweggründe, dabei mitmachen zu wollen, waren allerdings ganz unterschiedlich.

Für mehr Sicherheit vor Ort

„Ich bin sehr sozial eingestellt und habe gerne mit Menschen zu tun, deshalb habe ich mich dafür angemeldet“, erklärt Harry F. Außerdem hat er als Rentner „Zeit ohne Ende“ und fand in der Sicherheitswacht einen „tollen Ausgleich“. Auch Rick W. engagiert sich sozial und hilft gerne anderen Menschen. „Mein Traumberuf war eigentlich immer Polizist und mit der Sicherheitswacht komme ich dem ganz nah“, sagt er und lacht. Rick W. arbeitet hauptberuflich bei einem Sicherheitsdienst. Für ihn ist der Schutz der Bürger sehr wichtig.

Das wird auch bei dem kurzen Streifzug durch Bruckmühl sichtbar. Während die Ehrenamtlichen über ihre Tätigkeit berichten, beobachten sie genau ihre Umgebung. Darf der E-Scooter-Fahrer da lang fahren? Ist gerade einer durch die zugehenden Schranken beim Bahnübergang durchgeschlüpft? Die wachen Augen der Mitarbeiter der Sicherheitswacht sind überall.

Drei ehrenamtliche Mitarbeiter der Sicherheitswacht Mangfalltal (von rechts): Peter F., Rick W. und Harry F.

„Wir werden von der Polizei da eingesetzt, wo es gerade notwendig ist“, erklärt Harry F. Es sind Orte, die bei der Polizei schon bekannt sind, oder Situationen, worüber sich Bürger beschweren. „Wir schauen vor Ort nach, wie schlimm es wirklich ist und klären gegebenenfalls die Ruhestörer auf“, sagt der Rentner. Neben den bekannten Hotspots, wie zum Beispiel am Mangfalldamm entlang, klären sie auch Gassigeher über die nicht eingehaltene Leinenpflicht auf oder halten nach Fahrradfahrern Ausschau, die unerlaubte Wege befahren.

Brenzlige Konflikte gibt es auch

Die Bilanz nach fünf Jahren Einsatz? „Die Leute reagieren recht freundlich auf uns. Man wird plötzlich von vielen gegrüßt und bekommt eigentlich immer höfliche Antworten zurück“, sagt Harry F. Aber Ausnahmen gibt es bekanntlich immer wieder. „Es gab mal einen Hundebesitzer, der recht renitent und extrem aggressiv war“, erinnert sich Harry F. an eine brenzlige Situation. Die aggressive Art des Herrchens sei dann auch auf seinen Hund übergegangen. „Der Hund ist dann auf mich losgegangen, konnte aber noch rechtzeitig an der Leine zurückgerissen werden“, sagt er. In seinen fünf Jahren bei der Sicherheitswacht sei das aber „wirklich die Ausnahme gewesen“.

Solch einen Einsatz hat Peter F. bisher nicht erlebt. Der dritte Sicherheitswachtmitarbeiter ist der „Frischling“ in der Runde. Er ist seit Anfang des Jahres mit von der Partie. Gerade steckt er noch mitten in der Schulung und darf heute den Streifzug zur Übung mit begleiten. „Mein Bruder ist von Beginn an bei der Sicherheitswacht in Rosenheim dabei und hat mir immer wieder davon erzählt“, sagt Peter F. Auch diverse Anzeigen und Plakate weckten langsam sein Interesse am Ehrenamt. „Ich habe einen Beruf, wo ich hauptsächlich am Schreibtisch sitze. Mal herumzugehen und dabei mit Menschen in Kontakt zukommen, klang für mich sehr spannend“, sagt er.

Darauf freut sich Peter F. schon sehr. Doch vorher muss er die Schulung und eine Prüfung absolvieren. Die Schulung dauert 40 Stunden und wird auf mehrere Abende verteilt. Die Ehrenamtlichen lernen unter anderem, wie das Funkgerät funktioniert, wann sie jemanden festhalten dürfen und alles über Notwehr und Erste Hilfe. Und letzteres musste Harry F. einmal einsetzen – bei einem eher ungewöhnlichen Fall.

Kuriose und freundliche Begegnungen

„Es war einer meiner ersten Steifgänge an der Mangfall entlang“, erinnert sich Harry F. Er kontrollierte mit seinem Partner ein paar Leute, die etwas scheinbar Verbotenes machten. „Zwei entgegenkommende Radfahrer haben uns dabei beobachtet und sind voll zusammengekracht“, sagt er. Bei Rick W. verlief sein kuriosester Fall ohne medizinische Versorgung. „Bei mir war es tatsächlich ein Fake-Polizist“, so der Ehrenamtliche. Während eines Gesprächs mit Bürgern sei ein Mann auf die Gruppe zugekommen und habe sich als Polizist vorgestellt. Das kam Rick W. suspekt vor und er rief über das Funkgerät die echte Polizei.

Doch solch kuriose oder bedrohliche Einsätze kommen so gut wie gar nicht vor. „Nach fünf Jahren hat es sich halt herumgesprochen, dass es uns gibt. Einige kennen uns und bedanken sich auch mal“, sagt Harry F. Sein Partner bestätigt das. „Es gibt uns natürlich auch wieder ein gutes Gefühl, wenn man gesagt bekommt, dass man einen guten Job macht. Es geht runter wie Öl, wenn man die Komplimente hört“, sagt Rick W.

So auch am regnerischen Donnerstag in Bruckmühl. Eine Passantin freut sich sehr, die drei Mitarbeiter der Sicherheitswacht zu sehen. „Die Zeiten verändern sich und es wird immer unsicherer“, sagt sie. Sie gehe gerne abends spazieren, doch schaue sich dabei immer mal wieder ängstlich um. „Es ist schön, dass es Leute gibt, die aufpassen“, sagt sie an die drei Männer gerichtet. Es gebe schließlich immer wieder Orte, wo kuriose Dinge ablaufen und man nicht weiß, soll man jetzt die Polizei anrufen oder nicht. „Das ist eben auch eine Hauptaufgabe von uns. Wir sind das Bindeglied zwischen der Bevölkerung und der Polizei“, sagt Rick W. Wer sich nicht traut, die Polizei anzurufen, kann jederzeit auf die Sicherheitswacht zugehen. Doch eins will er betonen, es sei immer besser, einmal zu viel die Polizei anzurufen als zu wenig.

Rick W., Harry F. und Peter F. freuen sich über eine positive Rückmeldung einer Bürgerin auf ihrem Streifzug durch Bruckmühl.

Bürgermeister ziehen positive Bilanz

Über die positive Rückmeldung freut sich auch Bruckmühls Bürgermeister Richard Richter, der an dem Tag mit von der Partie ist. „Wir haben eine sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit, und es dient wirklich dem bemerkten Sicherheitsbedürfnis der Bürger“, sagt er. Kommt es an Orten vermehrt zu Schwierigkeiten, bittet die Gemeinde, die Sicherheitswacht dort verstärkt Präsenz zu zeigen. „Zum einen macht es den Ort für Störenfriede uninteressanter und zum anderen fühlen sich die Nutzer wieder sicherer“, so der Rathauschef.

Für Richter ist das Ehrenamt „eine ganz tolle Sache“. „Ich finde das super, dass sich immer wieder Menschen bereit erklären, auch bei nicht so schönem Wetter auszurücken und ihre Dienste zu machen“, sagt er. Richter hofft, dass noch weitere Menschen diesem Beispiel folgen.

Über das Ehrenamt freut sich auch Bruckmühls Bürgermeister, Richard Richter (ganz links). Für Rick W., Harry F. und Peter F. (von rechts) ist ihre Tätigkeit etwas Besonderes.

Auch Kolbermoors Rathauschef Peter Kloo zieht nach fünf Jahren eine positive Bilanz. „Die Einsatzbereiche gehen von wichtigen öffentlichen Bereichen bis hin zur Präsenz bei diversen Veranstaltungen wie dem Bürgerfest oder dem Weihnachtsmarkt“, sagt Kloo. Schon allein durch die Anwesenheit der Sicherheitswacht erhöht sich die „gefühlte Sicherheit“ bei den Bürgern. Auch Kloo würde sich über mehr Freiwillige für diese Tätigkeit freuen.

Vielfältige Aufgabenbereiche

Der positiven Bilanz schließt sich auch die Polizeiinspektion Bad Aibling an. Schließlich arbeiten die beiden eng zusammen, da die Sicherheitswacht als Ergänzung der Polizeiarbeit dient. „Das Konzept Sicherheitswacht hat sich über die letzten fünf Jahre bewährt“, sagt Polizeioberkommissar Manuel Schlosser, der die Einsätze der Sicherheitswacht koordiniert. Allein durch die „Präsenzstreife“ der Ehrenamtlichen konnte sich die Lage in gemeldeten Hotspots entspannen.

Bald sind es sieben Mitglieder, die fest ihre Streifzüge durch das Mangfalltal machen. Da das Konzept gut läuft, würde sich die Polizeiinspektion mehr Zuwachs wünschen. Und für eine Einstellung muss man auch nicht viel mitbringen. Außer, dass Bewerber zwischen 18 und 62 Jahren sein müssen, sicheres Deutsch sprechen und eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung brauchen.

„Die Sicherheitswacht soll in den bayerischen Kommunen ein Bindeglied zwischen Bevölkerung und Polizei sein“, erklärt Polizeioberkommissar Manuel Schlosser (rechts).

„Mindestens fünf Stunden sollte jeder Ehrenamtliche pro Monat für die Sicherheitswacht im Einsatz sein“, erklärt Schlosser. Die Arbeit sei dabei sehr vielfältig. Die Sicherheitswacht informiert die Polizei über verdächtige Vorkommnisse und beseitigt kleine Gefahrensituationen selbstständig. „Stets in Absprache mit der Polizei“, betont Schlosser. Die Ehrenamtlichen dürfen außerdem personenbezogene Daten an Polizei und Gemeinden übermitteln und Platzverweise erteilen. „Straftäter dürfen sie bis zum Eintreffen der Polizei festhalten und Mitmenschen im Rahmen von Notwehr und Nothilfe unterstützen“, so der Polizist.

Die Streifgänge erfolgen laut Schlosser in Wohnsiedlungen, Parks, bei öffentlichen Veranstaltungen oder Flüchtlingsunterkünften. „So soll das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung gestärkt und insbesondere die Straßenkriminalität bekämpft werden“, betont er.

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