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Christine Leitner mit Courage-Medaille ausgezeichnet

Vergewaltigung verhindert: Kolbermoorerin wurde als Retterin in der Not selbst schwer verletzt

Als „großartiges Vorbild für Zivilcourage“ wurde Christine Leitner aus Kolbermoor (Mitte) jetzt von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (links) und Landespolizeipräsident Michael Schwald gewürdigt und mit der Courage-Medaille ausgezeichnet.
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Als „großartiges Vorbild für Zivilcourage“ wurde Christine Leitner aus Kolbermoor (Mitte) jetzt von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (links) und Landespolizeipräsident Michael Schwald gewürdigt und mit der Courage-Medaille ausgezeichnet. Sie hatte beim Versuch, einem potenziellen Vergewaltigungsopfer beizustehen, schwere Gesichtsverletzungen erlitten.

Mit der Courage-Medaille wurde jetzt Christine Leitner aus Kolbermoor ausgezeichnet. Sie hatte im November 2021 in der Ganghoferstraße eine versuchte Vergewaltigung verhindert und wurde dabei selbst schwer verletzt. An den Folgen wird sie ein Leben lang leiden.

Kolbermoor – Als „großartige Vorbilder für Zivilcourage“ haben Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Landespolizeipräsident Michael Schwald am Montag (11. September) 31 Bürger mit der „Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit“ – kurz Courage-Medaille – ausgezeichnet. Zu ihnen gehört auch Christine Leitner aus Kolbermoor. Sie hatte am 20. November 2021 an der Ganghoferstraße eine versuchte Vergewaltigung verhindert und wurde dabei selbst schwer verletzt.

37-jähriger Frau zu Hilfe geeilt

In der Laudatio wurde noch einmal an die Geschehnisse jener Nacht erinnert: Ein damals 17-Jähriger hatte gegen 1.40 Uhr an der Ganghoferstraße eine 37-jährige Kolbermoorerin attackiert, gewürgt und versucht, seinem Opfer die Hose auszuziehen. Die 37-Jährige wehrte sich so heftig gegen ihren Peiniger, dass er von ihr abließ und gemeinsam mit einem Begleiter die Flucht ergriff. Die verzweifelten Schreie der Frau rissen Christine Leitner aus dem Schlaf. Daraufhin rannte sie auf die Straße und entdeckte eine völlig verstörte Kolbermoorin. „Sie kamen ihr zu Hilfe“, würdigte das Innenministerium ihren Mut.

Faustschlag ins Gesicht

Nach Informationen des OVB hatte der Täter bei seiner Flucht seine Geldbörse verloren. Bei seiner Rückkehr an den Tatort versuchte er dann, sich des Rucksacks seines 37-jährigen Opfers zu bemächtigen. „Die Frau und ich haben gemeinsam den Rucksack festgehalten“, schilderte die damals 52-jährige Christine Leitner gegenüber dem OVB. Daraufhin habe ihr der 17-Jährige mit voller Wucht die Faust ins Gesicht geschlagen. Anschließend machte er sich aus dem Staub, konnte aber wenig später im Rahmen einer Fahndung von Polizeibeamten dingfest gemacht werden.

Einheitsjugendstrafe von drei Jahren

Im April 2023 wurde er von der Zweiten Jugendkammer des Landgerichts Traunstein wegen vorsätzlicher Körperverletzung und zwei Fällen der gefährlichen Körperverletzung zu einer Einheitsjugendstrafe von drei Jahren verurteilt. „Die gegen dieses Urteil eingelegte Revision wurde vom Bundesgerichtshof verworfen. Das Urteil ist rechtskräftig“, informiert Andrea Titz, Vizepräsidentin und Sprecherin des Landgerichts Traunstein.

Die Verletzungen, die der damals 17-jährige Täter Christine Leitner zugefügt hat, waren schwer. Sie musste damals in einer Münchener Augenklinik notoperiert werden, um ihr Augenlicht zu retten. Auch 22 Monate und viele Operationen später leidet die heute 53-Jährige, der bei der Attacke unter anderem das Jochbein zertrümmert worden war, noch unter den physischen und psychischen Folgen des Angriffs. „Ich habe immer noch Probleme mit den Augen, sehe Bilder oft doppelt und habe in bestimmten Gesichtspartien noch kein Gefühl“, berichtet sie. Die operierten Gesichtspartien kribbeln, erzählt Christine Leitner: „So als würden Ameisen übers Gesicht laufen, ein sehr unangenehmes Gefühl.“ Die Hoffnung, dass Taubheitsgefühle und Kribbeln verschwinden, hat sie inzwischen verloren: „Wahrscheinlich werde diese Schäden mein Leben lang bleiben.“

Trotzdem würde Christine Leitner wieder so handeln wie am 20. November 2021, denn eines weiß sie genau: „Hätte ich die Schreie der Frau ignoriert und am nächsten Tag von einer Vergewaltigung erfahren, könnte ich mich nicht mehr im Spiegel anschauen.“

Sie hat Furchtbares erlebt: den Überfall, den Schlag ins Gesicht, die Operationen und die Ängste, die spätere Begegnungen mit dem Täter in Kolbermoor auslösten. „Er war ja noch lange danach auf freiem Fuß, sodass ich ihm in der Stadt begegnet bin“, erzählt sie. Sie hat das Erlebte noch lange nicht verarbeitet. Allein geht sie in der Dunkelheit nicht mehr aus dem Haus. Laute Geräusche lassen sie aufschrecken: „Das war früher nicht so.“

Stolz auf couragierte Menschen

Das Innenministerium sprach der couragierten Frau auch für ihr künftiges Leben Mut zu: „Liebe Frau Leitner, Sie sind der jungen Frau mutig zu Hilfe geeilt und haben sie auch nach Rückkehr der Täter äußerst couragiert verteidigt. Dabei wurden Sie selbst schwer verletzt. Wir danken Ihnen für Ihren Einsatz und wünschen Ihnen baldmöglichst vollständige Genesung.“

Christine Leitner hat sich über die Auszeichnung sehr gefreut, obwohl „ich ein wenig eingeschüchtert war, weil plötzlich die ganze Aufmerksamkeit auf mich gerichtet war“, wie sie erzählt. Besonders beeindruckt hat sie an diesem Tag aber vor allem eines: „Die beeindruckenden Geschichten der anderen 30 Ausgezeichneten.“

Sie sind stolz auf solch couragierte Menschen in ihrer Stadt: Bürgermeister Peter Kloo (rechts) und Andrea Rosner (von links), stellvertretende Landrätin und Kolbermoorer Stadträtin, haben Claudia und Christine Leitner zur Feierstunde nach München begleitet und gehörten zu den ersten Gratulanten.

„Das Beispiel von Christine Leitner zeigt, dass unsere Gemeinschaft noch funktioniert, dass es Menschen gibt, die uneigennützig handeln, wenn andere in Not sind, die anpacken, wenn es darauf ankommt“, würdigt Bürgermeister Peter Kloo die Zivilcourage der Kolbermoorerin. Gerade in der heutigen Zeit, in der man oft das Gefühl habe, dass die Gesellschaft abdrifte und es immer mehr Egomanen gebe, sei er dankbar, dass in Kolbermoor solch engagierte Menschen leben. Der Bürgermeister und Andrea Rosner, stellvertretende Landrätin und Kolbermoorer Stadträtin, wohnten der Feierstunde bei und gehörten zu den ersten Gratulanten der Geehrten.

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