Ein Weltmeister-Team steht am Amboss
Kolbermoorer schlagen zu: Schmieden für den Frieden und gegen den Hass
Mit ganzer Kraft haben die Kolbermoorer zugeschlagen: gegen den Hass und für den Frieden. Das weltmeisterliche „Schmieden für den Frieden“ hinterlässt Spuren in der Stadt und Fördergelder für soziale Projekte.
Kolbermoor – Kolbermoor wäre nicht Kolbermoor, wenn nicht wenigstens einmal im Jahr irgendwo in der Stadt die Musik im Takt fallender Hämmer zu hören, brennende Kohle und glühender Stahl zu riechen wäre. Geradezu logisch ist deshalb, dass einer der Höhepunkte der No-Hate-Veranstaltungsreihe mit dem Schmiedehandwerk in Verbindung steht. Und das im Grunde das ganze Wochenende (30. September/1. Oktober) über.
Schmiedeeiserne Spuren in der Stadt
Am Samstag, 30. September, fanden sich Schmiede aus Deutschland und Österreich ein, um „Nägel für den Frieden“ zu schmieden. Und am Sonntag, 1. Oktober, war Peter Elgaß an der Reihe: Der Vorsitzende des Fördervereins für Zeitgemäße Metallgestaltung in Kolbermoor hat wesentliche Verdienste daran, dass es in der Stadt eine Schmiedebiennale gibt. Er führte Interessierte zu Schmiedekunstwerken im öffentlichen Raum.
Das Projekt „Nägel für den Frieden“ ist nicht neu. Anlass war der erste Ukrainekonflikt im Jahr 2014. Damals kamen die Schmiede Alfred Bullermann aus Niedersachsen und Tom Carstens aus Oberbayern sowie der Schauspieler Heinz Hönig auf die Idee, Nägel zu schmieden und diese für eine Spende zu verschenken würden.
Der Erlös sollte sozialen Projekten in der Stadt zugute kommen, in der die Schmiede zu Gast waren. In Kolbermoor kommt der Erlös auf das Treuhandkonto der Stadt – so wie die Einnahmen aller No-Hate-Veranstaltungen auch. „Diese Mittel machen es uns möglich, dort schnell und unbürokratisch zu helfen, wo wir öffentliche Mittel nicht verwenden dürfen“, betonte Bürgermeister Peter Kloo.
Die Idee, Nägel für den Frieden als Zeichen gegen den Hass zu schmieden, stieß auf große Resonanz: Und so kam Tom Carstens – Schmied und Gestalter aus Degerndorf – mit seinem Team nach Kolbermoor, mit dem er gerade erst Schmiede-Weltmeister geworden war. Die weiteste Anreise hatte Thomas Hecker aus Köln, der als Schmied in der Dombauhütte beschäftigt ist und sagt: „Für uns sind solche Veranstaltungen wie ein Familientreffen. Deshalb kommt jeder vorbei, der Zeit hat.“ Wie gut sich diese Familie versteht, verdeutlichte die fröhliche Stimmung beim Schmieden für den Frieden.
Bestens gelaunt waren auch die Besucher, von denen viele unter Anleitung der Profis ihre Nägel selbst schmiedeten. Fast schon ein Profi ist Bürgermeister Peter Kloo: Er schmiedete einen Nagel, den er dann in einen großen Holzstock vor seinem Büro einschlug. Darin steckt übrigens ein stählernes „Souvenir“ von jedem Kolbermoorer Schmiedeereignis.
Dass Schmiedearbeit echte Kunst ist und Bedeutung trägt, zeigte Peter Elgaß am Sonntag, 1. Oktober, bei einem Rundgang durch Kolbermoor – an bekannten Beispielen wie dem „Tor zu Europa“ oder der „Brücke der Freundschaft“ und an weniger bekannten Schmiedearbeiten wie der Stele für die Sternenkinder auf dem Alten Friedhof, einer Stätte der Erinnerung an Kinder, die es nicht ins Leben schafften. In allen Werken verstehen sich die Schmiede als Botschafter einer positiven Lebenseinstellung und der Hoffnung, dass es immer eine Chance auf eine Zukunft gibt.


