Nachgefragt bei Bürgern in Kolbermoor
Mehr Sport? Weniger Schokolade? Keine Zigaretten? Diese Vorsätze stehen für 2023 hoch im Kurs
Mehr Sport, weniger Süßigkeiten oder Schluss mit dem Rauchen: Zum Jahreswechsel werden wieder unzählige Menschen Vorsätze fürs neue Jahr fassen. Was sich Bürger aus Kolbermoor für 2023 vorgenommen haben – und woran sie einst gescheitert sind.
Kolbermoor – Schluss mit den Zigaretten, weg mit dem Bauchspeck, her mit den Sportgeräten: Wenn ein altes Jahr endet und ein neues beginnt, dann steigt bei vielen Menschen auch das Bedürfnis, Veränderungen im Leben anzugehen. Oftmals mit, immer wieder aber auch ohne Erfolg. Der Mangfall-Bote hat bei Bürgern aus Kolbermoor nachgefragt, ob und welche Vorsätze sie für das Jahr 2023 gefasst haben.
Um mit gutem Beispiel voranzugehen – und, weil es für sie einfach praktisch ist – legt Kolbermoors Mobilitätsmanagerin Veronika Winkler (42) die Strecken durch und rund um die Stadt Kolbermoor in der Regel sowieso per Fahrrad zurück. Was mehr Bewegung anbelangt, muss sich die sportliche Frau daher keine Gedanken machen.
Nach kurzer Bedenkzeit fällt ihr die Schokolade ein
Und auch sonst ist die 42-Jährige in puncto Vorsätze fürs nächste Jahr eher zurückhaltend. „Was ich mir aber auf jeden Fall für 2023 vornehme, ist weniger Schokolade zu essen – und die dann wesentlich bewusster“, sagt Winkler nach kurzer Bedenkzeit. Selbstverständlich sei sie in ihrem Leben auch schon an Vorsätzen gescheitert. Welche das waren, da schweigt sich die Kolbermoorerin dann aber lieber aus.
Dafür hat sie beruflich einen Vorsatz gefasst, der auch vielen Bürgern der Stadt zugute kommen würde. „Mein Ziel ist es, ausreichend Radabstellanlagen in der Stadt zu verwirklichen“, so die Stadtangestellte. „Und zwar Abstellanlagen, in denen das Rad vor Wind und Wetter geschützt ist und in denen der Radler auch den Helm lassen kann, ohne dass er plötzlich verschwunden ist.“ Sie sei „guter Hoffnung“, dass sich dieser Vorsatz umsetzen lässt, sagt aber auch: „Die Hürden stecken dann bei den Planungen oft mal im Detail.“
Psychologin gibt Tipps, wie gute Vorsätze zur Gewohnheit werden
Weniger Stress – dieser Wunsch für das neue Jahr ist laut einer Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit so verbreitet wie noch nie. 67 Prozent der Befragten gaben an, sie wollten 2023 Stress vermeiden oder abbauen. Besonders populäre Vorsätze sind auch mehr Sport treiben (61 Prozent), sich mehr Zeit für sich selbst nehmen (54) und sich gesünder ernähren (53).
Dinge, die man sich vornehme, sollte man am besten in die Alltagsroutine einbauen, sagte die Psychologin und Bestsellerautorin Stefanie Stahl. Ein Beispiel: Joggen immer am gleichen Tag zur gleichen Uhrzeit. Schwieriger sei es jedoch mit Tätigkeiten, die man unterlassen wolle – wie etwa das Rauchen. „Wenn ich zwei Mal die Woche joggen gehe, ist das zeitlich begrenzt. Aber nicht mehr Rauchen, das habe ich 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche.“ Der große Vorteil bei „den Unterlassungs-Dingen“ sei aber, dass das Gehirn sich irgendwann daran gewöhnt habe. dpa
Auch Martina Mauder (48), Pastoralreferentin der Stadtkirche Kolbermoor, hat sich fürs Jahr 2023 eher berufliche, denn persönliche Ziele gesteckt. „Beruflich hat für mich auch 2023 Priorität, dass ich meine Arbeit vernünftig und zum Wohl unserer Gläubigen mache“, sagt die 48-Jährige.
Was das persönliche Leben angehe, sei sie eigentlich zufrieden, so wie es ist. „Vorsätze im klassischen Sinne fasse ich daher fürs neue Jahr nicht.“ Zumal die Seelsorgerin auch „bei diesem Zwang zur Selbstoptimierung“ nicht mitmachen will. Mauder: „Das war noch nie so mein Ding.“
Mehr Gelassenheit an den Tag legen – das ist ein großes Ziel von Christian Poitsch (62) vom Kolbermoorer Stadtmarketing fürs kommende Jahr. Denn die vergangenen drei Jahre, in dem sich mit Corona, Ukraine-Krieg und Energiekrise eine Krise nach der anderen gereiht hatte, haben dem 62-Jährigen, wie vielen anderen Menschen auch, zugesetzt. „Ich habe gedacht, dass ich das alles gut wegstecke“, gibt Poitsch unumwunden zu. „Ich habe aber gemerkt, dass ich dadurch ein dünnhäutiger geworden bin und vielleicht auf Probleme nicht so reagiere, wie es angebracht wäre.“
Doch nicht nur die Gelassenheit, auch eine aktivere Freizeitgestaltung hat sich der Marketingexperte für 2023 auf die Agenda gesetzt. „Rund um die Feiertage habe ich mir eine Liste gemacht“, erzählt Poitsch. „Da habe ich festgestellt, dass ich unbedingt mal wieder nach Wien fahren muss.“ Auch Venedig will der 62-Jährige demnächst einen Besuch abstatten: „Da war ich schon über 30 Jahre nicht mehr.“
Dass er mit einem Vorsatz, den er einst gefasst hatte, mal krachend gescheitert wäre, daran kann sich Poitsch nicht erinnern. Rückschläge habe es zwar sicherlich gegeben, die sind seiner Meinung nach aber nicht mit einem Scheitern vergleichbar. Denn der 62-Jährige setzt sich auch lieber höhere Ziele. Poitsch: „Es ist doch besser, die Messlatte im übertragenen Sinn beispielsweise auf 2,10 Meter zu setzen, und dann wenigstens 1,90 Meter zu überspringen, als sich ein zu bescheidenes Ziel zu setzen.“
Weniger Vorsätze als viel mehr Wünsche hat der Kolbermoorer Andreas Paukert, Jugendwart beim Kreisfischereiverein Bad Aibling, für das neue Jahr 2023. „Ich wünsche mir für meine Familie Gesundheit und eigentlich, dass alles so bleibt, wie es derzeit für mich ist“, sagt der 72-Jährige. Einen besonderen Wunsch hat er zudem in puncto Ehrenamt beim Fischereiverein: „Ich würde mir sehr wünschen, dass die Jugendarbeit wieder so gut anläuft, wie vor Corona.“ Die Pandemie-Jahre hätten die Arbeit nämlich deutlich erschwert.
„Da muss ich doch nicht bis zum neuen Jahr warten“
Dass sich viele Menschen gerade zum Jahreswechsel Vorsätze fassen, kann Paukert nicht nachvollziehen. „Wenn ich merke, dass mir etwas nicht passt und ich etwas ändern will, dann muss ich doch nicht bis zum neuen Jahr warten“, findet der 72-Jährige, der nach eigenen Angaben Dinge, die er sich vorgenommen, auch umgesetzt hat. Nur an einem Vorsatz ist der 72-Jährige bis heute gescheitert: „Ich habe zweimal versucht, mit dem Rauchen aufzuhören“, erzählt Paukert. „Ich habe aber immer wieder angefangen.“
Was den Zeitpunkt anbelangt, wann man sich seinen Vorsätzen widmen sollte, kann Walter Weinzierl, Ehrenvorsitzender des Trachtenvereins D‘Mangfalltaler, Paukert nur beipflichten. „Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann wollte ich es auch gleich angehen“, sagt der 70-Jährige. „Da macht es doch gar keinen Sinn, zu warten, bis der Jahreswechsel ansteht.“
Und dennoch hat sich der Trachtler mit Leib und Seele fürs kommende Jahr 2023 viel vorgenommen. Allerdings Dinge, die er selbst nur bedingt beeinflussen kann. So leidet Weinzierl seit Mai an einer hartnäckigen Gürtelrose, die ihn im Alltag erheblich einschränkt. Doch mittlerweile schlagen die Behandlungen und Therapien an, wie Weinzierl erzählt. „Es geht auf jeden Fall bergauf“, sagt der 70-Jährige, der sich für 2023 vorgenommen hat, „gesund zu werden“, denn: „Gesundheit ist einfach das wichtigste Gut!“
Wenn es ihm dann wieder deutlich besser geht, will er einen weiteren Vorsatz für 2023 angehen. „Da mich die Erkrankung extrem eingeschränkt hat, musste ich in den vergangenen Monaten auf viele Dinge verzichten“, so Weinzierl. „Veranstaltungen besuchen, Motorrad fahren – diese Dinge will ich im kommenden Jahr dann wieder richtig anpacken.“
Anpacken will auch Coach und Buchautorin Melanie Binder (39) aus Kolbermoor. Sie hat sich für 2023 vorgenommen, wieder mehr „unsere schöne Gegend, in der wir leben dürfen“, zu erkunden und zu genießen. Binder: „Es gibt noch viele schöne Fleckchen hier in den Bergen, an Seen und noch mehr, an denen ich noch nicht war.“ Beruflich will sie sich nach eigenen Angaben mehr mit der Online-Welt und einem neuen digitalen Seminarkonzept befassen.
Vorsatz für 2022 bringen Autorin „zwölf sehr schöne Begegnungen oder Telefonate“
Dass sie nicht alle Vorsätze, die sie je gefasst hatte, durchhalten konnte, daraus macht die Autorin keinen Hehl. So hatte sie sich einst vorgenommen, vier Mal die Woche morgens vor der Arbeit joggen zu gehen. „Das hat ein Monat funktioniert, dann hat sich der Schlendrian eingeschlichen“, erinnert sich die Kolbermoorerin. Umgesetzt hat die 39-Jährige dafür den Vorsatz aus dem vergangenen Jahr, jeden Monat mit einer Freundin in Kontakt zu treten, mit denen die Verbindung etwas eingeschlafen war. Binder: „Das waren am Ende des Jahres zwölf sehr schöne Begegnungen oder Telefonate, die Erinnerungen geweckt und wieder Verbindung hergestellt haben.“
Dass es, um Änderungen im Leben herbeizuführen, unbedingt den Jahreswechsel brauche, glaubt die 39-Jährige indes nicht. Obwohl sie findet, dass die Zeit um den Wechsel von einem ins andere Jahr schon einen „besonderen Zauber“ habe. Binder: „Warum also nicht diesen Zauber des neuen Anfangs für sich in Form von Wünschen und Vorsätzen nutzen?“