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Nach Anwohner-Kritik in der Gärtnerstraße

TÜV-Experte zu Spielplatz in Kolbermoor: „Jedem Kind sollte ein Beinbruch zugestanden werden“

Soll voraussichtlich im Frühsommer eröffnet werden: der neue Spielplatz an der Gärtnerstraße in Kolbermoor. Anwohner Achim Wolf hält ihn allerdings für nicht sicher genug.
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Soll voraussichtlich im Frühsommer eröffnet werden: der neue Spielplatz an der Gärtnerstraße in Kolbermoor. Anwohner Achim Wolf hält ihn allerdings für nicht sicher genug.

Ist der neue Spielplatz an der Gärtnerstraße in Kolbermoor gefährlich für spielende Kinder, wie ein Anwohner findet? Die OVB-Leser haben dazu eine eindeutige Meinung. Und auch ein TÜV-Experte findet, dass jedem Kind zugestanden werden sollte, „sich ein Bein zu brechen“.

Kolbermoor – Die Befürchtungen von Achim Wolf (67) aus Kolbermoor, der neu gebaute Spielplatz an der Gärtnerstraße könnte schwere Verletzungen spielender Kinder provozieren, haben in den sozialen Medien für Diskussionen gesorgt. Wolf hatte vor allem die großen Steine bemängelt, die an der Rutsche des rund 250.000 Euro teuren Spielplatzes als Aufgang dienen. „Wenn ein Kind beim Aufgang zur Rutsche ausrutscht oder rückwärts auf einen dieser Steine fällt, die Folgen wären gar nicht auszudenken“, sagte Wolf jüngst gegenüber dem OVB. Eine Einschätzung, die jedoch die wenigsten Facebook-Nutzer, die sich an der Diskussion beteiligt haben, teilen.

„Natursteine als Ersatz für Treppenstufen – besser geht‘s doch nicht“, kommentierte ein Facebook-Mitglied den Beitrag, „Der Spielplatz ist so schön, was kann man da bloß nörgeln“ ein anderer. Ein weiterer schrieb: „Hmmn hab selber ein Kind, sehe da aber keine Gefahr wegen der Steine“. Mehr als 20 Bürger hatten sich auf Facebook zu Wolfs Kritik am neuen Spielplatz in Kolbermoor geäußert. Einhellige Meinung: Die Stadt habe dort ein schönes Areal für die Kinder geschaffen, die Bedenken des Anwohners seien völlig überzogen.

Deutliches Meinungsbild bei OVB-Umfrage

Ein ähnliches Meinungsbild zeigt eine OVB-Umfrage auf den Online-Portalen von OVBmedia zur Sicherheit auf dem neuen Kolbermoorer Spielplatz, an der bislang rund 179 Personen teilgenommen haben. 40 Teilnehmern, die die großen Steine für ein Sicherheitsrisiko halten, stehen dort aktuell 125 Leser gegenüber, die dort keine Gefährdung sehen. 14 Umfrage-Teilnehmer zeigten sich hin- und gerissen oder hatten an diesem Thema schlichtweg kein Interesse.

Anwohner Achim Wolf findet, dass von den großen Steinen, die als Aufgang zur Rutsche am Spielplatz an der Gärtnerstraße in Kolbermoor verbaut worden sind, eine Gefahr für spielende Kinder ausgeht.
Dass die Sitzgelegenheiten, wie hier am Sandkasten, keine abgerundeten Kanten und Ecken haben, findet Anwohner Achim Wolf auch nicht optimal.

Eine klare Meinung zum Spielplatz an der Gärtnerstraße, der derzeit noch eingezäunt ist und voraussichtlich im Frühsommer eröffnet werden soll, hat auch der TÜV Süd, der unter anderem Spielplatzprüfungen anbietet. Wie auf der Homepage des Unternehmens zu lesen ist, geht es dabei „vor allem um Stabilität und Standfestigkeit“. „Denn die meisten Unfälle auf Spielplätzen entstehen durch nicht erkannte Mängel an den Geräten und durch ungeeigneten Spielplatzboden“, wie der TÜV auf seiner Homepage mitteilt.

Wobei das Unternehmen auch klarstellt: „Zu sicher ist sicher gefährlich“. So verweist der TÜV darauf, dass auf dem Spielplatz „Kinder Fähigkeiten und Kompetenzen für das spätere Leben“ erlernen würden. Und dabei sei nichts bedeutender, „als das Kennenlernen der eigenen Grenzen“. So hätten nach Angaben des TÜVs Studien gezeigt, dass beispielsweise ein direkter Zusammenhang zwischen Klettern an hohen Gerüsten und der Entwicklung von Höhenangst im Erwachsenenalter bestünde.

Aus Sicht des Unternehmens sei daher „das kalkulierbare Risiko“ der „goldene Mittelweg“: So sind nach Einschätzung des TÜVs „unsichtbare Gefahren durch morsche, verschlissene oder schlichtweg fehlerhaft konstruierte Geräte oder gefährliches Terrain“ zweifelsohne zu vermeiden. Erkennbare Risiken sind nach Einschätzung der Experten „hingegen nicht nur akzeptabel, sondern ausgesprochen zu empfehlen“.

Was nach einer ersten Einschätzung beim Spielplatz in Kolbermoor durchaus umgesetzt worden ist. So sieht der TÜV-Spielplatzprüfer Roland Zwickl, der sich auf OVB-Anfrage die Situation an der Rutsche auf Aufnahmen angeschaut hat, kein Sicherheitsrisiko an der Gärtnerstraße. „Naturstein ist im Spielbereich sogar erwünscht“, sagt der Experte in Hinblick auf die Gestaltung des Aufgangs an der Rutsche. Schließlich sollten „Kinder lernen, mit der Natur umzugehen“.

TÜV-Experte Zwickl: „Auch ein Gehsteig hat ja scharfe Kanten“

In Hinblick auf die Gestaltung des Spielplatzes an der Gärtnerstraße sehe er weder eine zu hohe Fallhöhe für die Kinder an der Rutsche, noch Steine, die zu weit raus stünden. Dass die Steine an sich bereits eine Gefährdung seien, sei aus seiner Sicht falsch. „Auch ein Gehsteig hat ja scharfe Kanten. Soll ich Kinder dann dort nicht mehr gehen lassen?“, so Zwickl, der darauf verweist: „Jedem Kind sollte auch zugestanden werden, sich das Bein zu brechen.“ Das lasse sich auch aus den Schutzzielen der Spielplatznorm DIN EN 1176 ableiten.

Aussagen, die Anwohner Achim Wolf, der den Stein im wahrsten Sinne des Wortes ins Rollen gebracht hatte, nicht überzeugen. Er kann nicht verstehen, wieso der Bereich um die Rutsche nicht umgestaltet wird. Zumal es einfache Lösungen dafür gäbe. „Ich könnte da beispielsweise statt der Steine Split verstreuen oder zerstückelte Lavasteine, die dann auch noch als Dünger dienen“, sagt der 67-Jährige, der auch bemängelt, dass diverse Sitzflächen, beispielsweise am Sandkasten, „scharfe Kanten“ aufweisen. Dennoch will er sich nicht weiter mit dem Thema beschäftigen, da er nach eigenen Angaben aufgrund seines Engagements bereits von Anwohnern beschimpft worden ist.

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