Organisation feierte 90-jähriges Bestehen
„Das Miteinander ist eure Stärke“: So prägt der Siedlungsverein Kolbermoors Entwicklung mit
Mit einem dreitägigen Fest hat der Kolbermoorer Siedlungsverein am Wochenende (18. bis 20. August) sein 90-jähriges Bestehen gefeiert. Im Rahmen der Festivitäten wurde deutlich, welche wichtige Rolle die Organisation für die Entwicklung der Stadt gespielt hatte.
Kolbermoor – Das jährliche Siedlerfest des Siedlungsvereins Kolbermoor am Wochenende, 18. bis 20. August, stand unter einem ganz besonderen Thema: Und zwar der Feier zum 90-jährigen Bestehen des Vereins. Es begann mit dem Kesselfleisch-Essen am Freitagabend (18. August), bei dem die „Vier jungen Hinterberger“ die Teilnehmer mit zünftigen alpenländischen Weisen unterhielten.
Am Samstagabend (19. August) kam mit der „Partygang“ von Nik und Dieter Kannengießer alsbald Partystimmung auf unter den vielen Gästen, darunter Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo, der Leiter der Wirtschaftsschule Alpenland, Randolf John, und eine Abordnung des Siedlervereins Bad Tölz. Zu den Schlagern und Oldies der zweiköpfigen Band wurde auch kräftig das Tanzbein geschwungen.
Der offizielle Festakt war dann dem Sonntagvormittag (20. August) vorbehalten. Er wurde mit einem von Pfarrer Maurus Scheurenbrand zelebrierten Feldgottesdienst eingeleitet. Daran nahmen neben vielen Besuchern, unter ihnen auch der Zweite Bürgermeister Dieter Kannengießer, Altbürgermeister Ludwig Reimeier und mehrere Stadtratsmitglieder, die Fahnenabordnungen der beiden örtlichen Trachtenvereine Immergrün und Mangfalltaler, des Gesangsvereins Concordia, des Rauchklubs und Sterbekassenvereins, der Schützengesellschaft „Bavaria und Wendelstein“, der Feuerwehr und des Siedlungsvereins teil.
Stadtpfarrer würdigt „das Gottvertrauen und die Lebensenergie“ der ersten Siedler
In seiner Predigt würdigte der Stadtpfarrer „das Gottvertrauen und die Lebensenergie“, die vor 90 Jahren von den ersten Siedlern nach Kolbermoor gebracht wurden. Mit Kameradschaft und Lebensmut sei hier eine neue Siedlung entstanden und der Zusammenhalt sei noch heute spürbar. „Das Miteinander ist eure Stärke“, attestierte der Geistliche. Musikalisch ansprechend umrahmt wurde die Messfeier von der Stadtkapelle Kolbermoor unter der Leitung von Gabi Hardrath.
Der Vorsitzende des Siedlungsvereins, Christian Wagner, blickte in seiner Festrede auf die im Jahr 1933 durch 41 Siedler nach dem Leitspruch „Hilfst du mir, so helfe ich dir“ erfolgte Vereinsgründung zur Linderung der Wohnungsnot zurück. Unter dem Vorsitzenden Ludwig Prager habe man dann nach der mühevollen Entwässerung des 47 Tagwerk umfassenden Hochmoorgebietes mit dem Bau von 40 Wohnhäusern begonnen.
Große Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg
„Durch den großen Zuzug von Arbeitern und deren Familien in die wachsende Industriegemeinde Kolbermoor entstand nach dem Zweiten Weltkrieg eine weitere große Wohnungsnot“, schilderte der Vorsitzende. Für die Errichtung der „neuen Siedlung“ habe man dann weitere 49 Tagwerk Moorgrund erwerben können, wobei die Maßeinheit „ein Tagwerk“ rund 3400 Quadratmeter entspricht. „Heute präsentiert sich unsere Siedlung mit derzeit 1964 Einwohnern auf einer Fläche von 50,5 Hektar als schmucker Stadtteil von Kolbermoor“, stellte Christian Wagner stolz fest und fügte hinzu: „Die Siedlung lebt und ist lebendig und viele junge Familien ziehen hinzu“. Abschließend sprach er allen Beteiligten für die Durchführung des Festes und dem städtischen Bauhof für die Renovierung des Ehrendenkmals seinen Dank aus.
Im Anschluss nahm er zusammen mit seinem Stellvertreter Jürgen Stadler mit einer Kranzniederlegung die Ehrung der verstorbenen Siedler vor. Bürgermeister Peter Kloo griff in seinem Grußwort den Siedlerleitspruch „Hilfst du mir, so helfe ich dir“ auf, der in der heutigen Gesellschaft in den Hintergrund trete. „In der heutigen Zeit werden Häuser nicht mehr selber gebaut und Grundstücke sind nicht mehr finanzierbar, daher ist die Stadt auf einen gut funktionierenden Siedlungsverein angewiesen“, betonte er und führte weiter aus: „Die nächsten 90 Jahre werden ganz spannend sein“.
Der Vizepräsident des über 71.000 Mitglieder umfassenden Eigenheimerverbandes Bayern, Markus Eppenich, wies auf die vielen gesellschaftlichen Veränderungen in den vergangenen 90 Jahren hin. „Aber eines ist geblieben: der Wunsch nach einem Dach über dem Kopf“, konstatierte er. Als die drei Säulen der Wohnungswirtschaft nannte er den sozialen Wohnungsbau und den Mietwohnungsbau, die beide aber den Bedürfnissen hinterherhinken würden. „Das Eigentum als dritte Säule funktioniert, manche in der Politik möchten es aber kaputt machen“, rügte er. Daher sei der Eigenheimerverband wichtig, der seine Mitglieder auch bei der Energiewende begleite.
Im Rahmen des Gebäudeenergiegesetzes sei auch die Zusammenarbeit mit den Kommunen zielführend: „Mit ihnen sitzen wir dabei in einem Boot“, unterstrich er. Die Glückwünsche des SV-DJK Kolbermoor überbrachte der Ehrenvorsitzende Gerhard Duschl, der sich unter anderem für „die Toleranz der Siedler als Nachbarn der Sportanlagen“ bedankte. Den Ausklang der Jubiläumsfeierlichkeiten bildete der von der Stadtkapelle musikalisch begleitete Weißwurst-Frühschoppen.


