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Auftritt in Kolbermoor

Rückschritte bei Gleichberechtigung: Das sagen Katholische Frauen - und wie ist‘s in der Kirche?

KFD-Frauen bei Stand in Kolbermoor für mehr Gleichberechtigung
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Für mehr Gleichberechtigung der Frau, gegen Rückschritte innerhalb und außerhalb der Kirche gehen KFD-Frauen auf die Straße (v.l.nr.): Rosa Marx, Katharina Steindlmüller, Margit Kopf, Martina Mauder und Marianne Reil.

Vor Kurzem klärten einige Mitglieder der katholischen Frauen Deutschlands (KFD) in Rosenheim über Gleichberechtigung auf. Wie es um die Stellung der Frau in der Gesellschaft steht und was dem Feminismus gefährlich werden könnte.

Rosenheim – „Wir müssen aufpassen, dass die Frauen in unserer Gesellschaft nicht wieder untergehen“, sagt Martina Mauder. Sie war am Samstag (28. September) mit einigen anderen Frauen an einem Stand am Ludwigsplatz zu sehen. Es waren aber keine radikalen Feministinnen, die sich dort für die Rechte der Frauen engagierten, sondern Mitglieder der KFD, der katholischen Frauen Deutschlands

Fortschritt gerät in Gefahr

Für die KFD wiederum ist so ein Engagement selbstverständlich. Es handelt sich, so erklärt Martina Mauder, Pastoralreferentin im Pfarrverband Oberes Inntal, schließlich um die älteste Frauenorganisation in Deutschland, mit derzeit über 260 000 Mitgliedern. Und keine Errungenschaft der letzten Jahrzehnte in Sachen Gleichberechtigung sei ohne die Mitwirkung der KFD erfolgt: Ob etwa die Anerkennung der Erziehungszeit auf die Rente, die Rentenanwartschaft für pflegende Angehörige oder auch die Änderung des Sexualstrafrechts „Nein heißt nein“ – an allem war die KFD maßgeblich beteiligt, sagt Martina Mauder nicht ohne Stolz. 

Was die Frauen am KFD-Stand umtrieb, war die Befürchtung, dass genau dieser erzielte Fortschritt langsam, aber sicher in Gefahr geraten könnte. Dabei liegt paradoxerweise gerade im Erfolg die Gefahr, sagt Martina Mauder. „Für viele der jüngeren Frauen ist die relative Gleichberechtigung, die wir haben, etwas, das feststeht, das unverrückbar in unserer Gesellschaft ist. Sie kennen es ja nicht anders.“

Wie Trends der Gleichberechtigung schaden

Nur aus dieser vermeintlichen Sicherheit heraus, so sagt sie, sei auch der derzeitige Trend in den sozialen Medien zu verstehen, bei dem die „Frau am heimischen Herd“ als hip gepriesen würde. „Die Frau als Heimchen, wie es unter den Hashtags „Tradwife“ oder „stayathomegirlfriend“ propagiert wird, so etwas können nur die toll finden, die diese Zeit nicht mehr selbst erlebt und keine Ahnung davon haben, wie viel Mühe und Kampf es kostete, sie zu überwinden“, sagten übereinstimmend alle Frauen am KFD-Stand. 

Auch wegen solcher Trends, so stellen sie weiter fest, gäbe es in unserem Gemeinwesen rein gar nichts, was wirklich gesichert sei. Das Aufleben rechtsradikaler Strömungen, auch wuchernder Verschwörungstheorien zeige das ebenfalls: „Demokratisches und aufgeklärtes Denken, das hielten wir für ein zementiertes Fundament unseres Staates – es ist es nicht“

Corona wirft Stellung der Frau zurück

Die Veränderung ins Negative komme dabei schleichend, auch bei der Gleichberechtigung. Es gibt Untersuchungen, so erläutert Martina Mauder, die feststellen, dass allein Corona die bis dahin errungene Stellung der Frau in der Gesellschaft aufgeweicht hat und um ein, zwei Jahrzehnte zurückwarf.

Denn im Homeoffice waren es in der Regel vor allem die Frauen die sich vermehrt um die Kinder zu kümmern hatten, wenn der Schulunterricht über den heimischen Computer lief. Ihre Doppelbelastung durch Kinder und eigenen Beruf sei dadurch deutlich gestiegen. „Es gilt einfach aufzupassen, dass sich dieser Trend nicht verfestigt“, sagt Martina Mauder.

Geschlechtergerechte Kirche?

Die Frauen am KFD-Stand wussten aber auch, dass sie mit dem Vorwurf konfrontiert werden könnten, sie sollten doch zunächst mal vor der eigenen Türe kehren und sich um die Stellung der Frau in der katholischen Kirche kümmern. Das tun wir auch, sagt Margit Kopf, Dekanatsvorsitzende der KFD und verweist auf einschlägige Aktionen.

Schon 2018 habe man sich etwa für Aufklärung und Aufarbeitung sexuellen Missbrauches in der Kirche eingesetzt, habe bereits 2020 in einer Aktion über 130 000 Unterschriften für eine geschlechtergerechte Kirche gesammelt, auch in einem Positionspapier ganz konkret Stellung bezogen für die „Öffnung aller Dienste und Ämter für Frauen in der Kirche“. 

Eines war für die Frauen am KFD-Stand dabei ganz entscheidend: „Das Bewusstsein innerhalb einer Organisation, auch die Power, die sie bei der Verwirklichung ihrer Ziele entfaltet, hängt ganz entscheidend von ihren Mitgliedern ab, von buchstäblich jedem Einzelnen. Das gilt auch für die KFD.“

Der Stand am Ludwigsplatz hatte deshalb durchaus auch das Ziel, gerade die Frauen anzusprechen, die mit der Kirche derzeit hadern: „Verändern kann nur, wer mitmacht“. Und selbst bei jenen, die mit der Kirche gar nichts am Hut haben, hoffe man durch solche Aktionen Interesse für die Gleichberechtigungsbemühungen der KFD wecken zu können.

Martina Mauder: „Es ist einfach so. Man darf sich auf Erreichtem nicht ausruhen. Eine Errungenschaft bleibt nur eine Errungenschaft, wenn man sich fortwährend um ihren Erhalt bemüht“.

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