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Firmen äußern sich zur aktuellen Lage

Autozulieferer in der Krise? Kolbermoorer Unternehmen sprechen von Wachstum und Neueinstellungen

Bei der Produktion von Fahrzeugen kommen oftmals Anlagen der ROFA AG aus Kolbermoor zu Einsatz. Wie sich die schwachen Absatzzahlen der Automobilbranche auf ihre Unternehmen auswirken, dazu haben Markus Seidl (oben), Geschäftsführer der Mues Products & Moulds GmbH & Co. KG, sowie ROFA-Vorstandsvorsitzender Andreas Bauer gegenüber dem OVB Stellung genommen. Beide Unternehmen aus Kolbermoor zählen zur Branche der Autozulieferer.
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Bei der Produktion von Fahrzeugen kommen oftmals Anlagen der ROFA AG aus Kolbermoor zu Einsatz, wie hier bei dieser Schubplatten-Montagelinie. Wie sich die schwachen Absatzzahlen der Automobilbranche auf ihre Unternehmen auswirken, dazu haben Markus Seidl (oben), Geschäftsführer der Mues Products & Moulds GmbH & Co. KG, sowie ROFA-Vorstandsvorsitzender Andreas Bauer gegenüber dem OVB Stellung genommen. Beide Unternehmen aus Kolbermoor zählen zur Branche der Autozulieferer.

Bislang haben sie zu den Auswirkungen der Krise in der Automobilbranche auf ihre Unternehmen geschwiegen. Doch jetzt melden sich zwei Autozulieferer aus Kolbermoor zu Wort. Wieso die ROFA AG und die Mues Products & Moulds GmbH & Co. KG sogar von Wachstum und Neueinstellungen sprechen.

Kolbermoor – Welche Auswirkungen hat die Absatzkrise in der deutschen Automobilindustrie auf Autozulieferbetriebe in der Region, die große Automobilhersteller als wichtige Auftraggeber haben? Eine Frage, die bislang unbeantwortet bleiben musste, nachdem mehrere Unternehmen aus dem Mangfalltal trotz mehrmaliger OVB-Anfrage keine Stellung dazu genommen hatten. Zwei dieser Unternehmen aus Kolbermoor, die ROFA AG sowie die Mues Products & Moulds GmbH & Co. KG, haben jetzt doch noch reagiert – und sprechen in Bezug auf die aktuelle wirtschaftliche Situation ihrer Unternehmen sogar von Wachstum und Neueinstellungen.

Nach Angaben von Markus Seidl, Geschäftsführer der Mues Products & Moulds GmbH & Co. KG, die unter anderem für Autohersteller wie BMW, Audi und Mercedes diverse Teile fertigt, sind die Absatzzahlen seines Unternehmens stabil. „Bei den Neuentwicklungen merken wir einen Rückgang der Anfragen“, so Seidl gegenüber dem OVB. Dieser sei aber „kompensierbar“.

Laut Seidl ist daher weder Kurzarbeit noch ein Stellenabbau Thema. Ganz im Gegenteil. „Wir haben dieses Jahr bereits zwei Mitarbeiter eingestellt und eine neue Maschine für 250.000 Euro gekauft“, verrät der Geschäftsführer. Die Gründe, dass der Betrieb von der Auto-Absatzflaute nicht betroffen sei, sind nach Angaben von Seidl vielschichtig. So habe sein Unternehmen, in dem derzeit 30 Mitarbeiter in drei Schichten beschäftigt sind, in den vergangenen Jahren das Produktportfolio erweitert „und die Abhängigkeiten reduziert“.

Hundespielzeug als weiteres Standbein

„Ein weiterer Schritt in diese Richtung ist die vor ein paar Jahren gegründete Tochterfirma Healthy Toys GmbH“, verrät der Unternehmer. Diese vertreibe deutschlandweit von der Mues Products & Moulds GmbH & Co. KG produziertes Hundespielzeug. Zudem werden nach Angaben Seidls in seinem Unternehmen Produkte „im Hochpreissegment, bei denen kein Einbruch stattgefunden hat“, hergestellt.

Auch die ROFA AG, die am Standort Kolbermoor rund 200, weltweit mehr als 1200 Mitarbeiter beschäftigt, spürt nach eigenen Angaben „bis dato keine negativen Auswirkungen“ der schwachen Absatzzahlen in der Automobilindustrie. „Richtig ist, dass wir für die Jahre 2025 und 2026 mit einem rückläufigen Auftragseingang von unseren Kunden der deutschen Automobilhersteller rechnen“, teilt ROFA-Vorstandsvorsitzender Andreas Bauer mit. Die Absatzschwäche könne aber durch die „breite Marktdiversifikation und eine internationale Kundenbasis“ teilweise „abgefedert werden“.

Ein Vorteil des Unternehmens – neben einer nach eigenen Angaben „starken Position im Non-Automotive-Markt“, der rund 30 Prozent des Umsatzes ausmache, ist laut Bauer, dass die ROFA AG Produktionsanlagen herstelle, die auch bei rückläufigen Verkaufszahlen der Automobilhersteller notwendig seien. „Unsere Anlagen unterstützen die Umstellung auf neue Fahrzeugmodelle und die Implementierung von Effizienzsteigerungen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. „Auch die Erneuerung und Optimierung von Altanlagen haben einen festen Bestandteil in unserem Portfolio.“ Daher sei das Unternehmen nicht direkt vom Rückgang verkaufter Pkw-Stückzahlen abhängig.

So sehe die ROFA AG auch „keine Notwendigkeit für Kurzarbeit oder Stellenbau“. Eher das Gegenteil sei der Fall. „Wir konnten in den letzten Jahren unseren Umsatz signifikant steigern und haben weiter ein strategisches Wachstum im Blick“, sagt Bauer. „Dieses erfordert auch den Zuwachs bei unseren Mitarbeitern.“ So habe das Unternehmen in den vergangenen drei Jahren – mehreren weltweiten Krisen wie Corona oder dem Ukraine-Krieg zum Trotz – das Personal um zehn Prozent ausgebaut.

Die ROFA AG will „unabhängiger vom Automobilbereich werden“

Auch für die kommenden drei Jahre plane das Unternehmen weiteren Zuwachs. Und will die Strategie, „unabhängiger vom Automobilbereich zu werden“, weiter forcieren. „Unser mittelfristiges Ziel ist es, im Bereich des Non-Automotive-Marktes weiter zu wachsen“, so Bauer, der darauf verweist, dass die Unternehmensgruppe bereits heute Automatisierungslösungen für eine Vielzahl von Branchen bereitstellt. So würden etwa Lösungen für den Handel und den E-Commerce-Bereich umgesetzt, aber auch für Krankenhäuser, im Food-Logistik-Bereich oder im Maschinenbau.

Dennoch hätten die beiden Unternehmen aus Kolbermoor sicherlich nichts dagegen, wenn in der Automobilbranche schnellstmöglich eine positive Trendwende einsetzen würde. Doch wie kann diese gelingen? Da nach Einschätzung von Mues-Geschäftsführer Markus Seidl der deutsche Markt für die Absatzzahlen bei den Fahrzeugen nicht so entscheidend ist wie der Markt in China und in den USA, sei es aus seiner Sicht wichtig, dass dafür gesorgt werde, „dass keine Strafzölle auf unsere Exporte erhoben werden“.

Was die Branche laut Seidl außerdem aus der wirtschaftlichen Schieflage holen könnte, ist zum einen die Abkehr vom beschlossenen Verbrenner-Aus (Seidl: „Der Markt soll das entscheiden“), zum anderen das Fokussieren auf zukunftsträchtige Technologien. „Die Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen und der Brennstoffzellen-Antrieb sollten forciert subventioniert werden, damit Deutschland in Zukunftstechnologien wieder führend wird“, so Seidl gegenüber dem OVB.

Ruf nach Förderprogrammen für Forschung und Entwicklung

Aussagen, die in weiten Teilen mit den Wünschen des ROFA-Vorstandsvorsitzendem Andreas Bauer übereinstimmen. Auch er fordert, das Verbrenner-Verbot zu überprüfen oder gar auszusetzen, „um mehr Flexibilität bei der Gestaltung des Übergangs zu emissionsärmeren Technologien zu ermöglichen“. Zudem hoffe die Branche auf Unterstützung bei der Entwicklung neuer Technologien, „insbesondere im Bereich der Elektromobilität und des autonomen Fahrens“. Bauer: „Die könnte durch gezielte Förderprogramme und steuerliche Anreize für Forschung und Entwicklung erreicht werden.“

Nach Ansicht des ROFA-Chefs muss gleichzeitig der Verbraucher in den Fokus gerückt werden – beispielsweise durch den Ausbau der Infrastruktur. Bauer: „Ein deutlicher Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sowie der Ausbau von Verkehrswegen und digitaler Infrastruktur sind zentrale Anliegen, um die Akzeptanz und Verbreitung neuer Mobilitätslösungen zu fördern.“

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