Neue Mitstreiter fürs kommende Schuljahr gesucht
„Wenn Papa die Kelle schwingt“: 45 Schülerlotsen bringen Kolbermoors Grundschüler sicher über die Straße
45 Kolbermoorer gehen täglich bei Wind und Wetter „Patrouille“, damit Kinder sicher in die Schule kommen. Einige von ihnen haben selbst weder kleine Kinder noch Enkel und stehen trotzdem früh auf. Was sie an ihrem Ehrenamt lieben, haben sie dem OVB erzählt.
Kolbermoor – „Früher habe ich ehrenamtlich im Kinder- und Jugendhospiz gearbeitet, jetzt möchte ich mich für Kinder engagieren, die ins Leben gehen“, sagt Ursula Herr. Die 80-jährige Neu-Kolbermoorerin steht jeden Morgen Punkt 7.25 Uhr am Knotenpunkt von Glasberg und Grillparzerstraße.
Zwei Helfer an Tonwerksunterführung
„Trotz der Querungshilfe ist der Bereich an der Tonwerksunterführung für die Kinder sehr unübersichtlich, deshalb stehen wird dort zu zweit“, erklärt Melanie Steindlmüller. Sie koordiniert die Einsätze von 24 Schulweghelfern der Mangfallschule. Ausgerüstet mit Warnweste und Kelle achten sie um 7.25 Uhr, 11.20 Uhr, 12.15 Uhr und 13 Uhr darauf, dass die Autofahrer auf die Grundschüler Rücksicht nehmen.
Zweimal im Monat auf Posten
Einmal alle 14 Tage ist jeder an der Reihe. Josef Sedlbauer (72) gehört seit sieben Jahren dazu, und auch wenn sein jüngster Sohn inzwischen in der siebten Klasse ist, bleibt er den Grundschülern treu, denn: Das ist eine schöne Aufgabe, hier steht man mitten im Leben.“
Auch Hans Seidl (74) und seine Frau Elisabeth helfen mit: „Ich an der Mangfall-, meine Frau an der Adolf-Rasp-Schule.“ Zwar sind ihre Enkel noch an den Grundschulen, aber „die treffen wir gar nicht, denn sie gehen einen anderen Weg“, erzählt Opa Hans. Doch das ist auch nicht entscheidend, denn „jedes Kind ist wichtig“. Fridolin Schulz hat sich vorgenommen, dass er sich im Rentenalter ehrenamtlich für Kinder engagieren will, und so ist er mit 67 nun Schülerlotse.
80-jährige Kolbermoorerin hilft täglich
„Unsere gute Seele ist Ursula“, verrät Koordinatorin Melanie: „Sie ist an jedem Wochentag auf ihrem Posten.“ Ursula Herr ist vor vier Jahren nach Kolbermoor gezogen und hat über drei Ehrenämter schnell Kontakt gefunden. „Ich kümmere mich um die Hochbeete am Bürgerhaus, bin Lesepatin und Schülerlotsin.“ Mit 15 Jahren war sie Schülerlotsin in Berlin. 65 Jahre später regelt sie den Verkehr in Kolbermoor. „Manchmal friert man, manchmal schwitzt man, manchmal ist es auch ganz schön nass“, erzählt sie lachend. Doch sie hat sich darauf eingestellt und verrät mit Blick aus jüngste Unwetter: „Nur wenn es blitzt und donnert, wird es wirklich ungemütlich.“
Lotsen erleben Entwicklung mit
In ihrem Ehrenamt erleben die Schülerlotsen auch die Entwicklung der Kinder mit: „Wenn sie kurz nach dem Schulanfang an der Hand der Mama kommen, dann das erste Mal allein unterwegs sind und irgendwann mit dem Roller den Berg runtersausen“, beschreibt Herr. Die Schülerlotsen freuen sich über „freundliche Kinder, die uns einen guten Morgen wünschen und sich bedanken“, beschreibt Hans Seidl die generationsübergreifende Gemeinschaft. Auch die Autofahrer seien sehr diszipliniert und vorsichtig. „Und wenn mal einer zu nahe an mich ranfährt, dann kann mein Blickkontakt auch mal richtig böse sein“, lacht Ursula Herr.
Künftig wird auch Bahnübergang bewacht
Mit dem neuen Schuljahr kommt fürs Mangfall-Schülerlotsen-Team ein zweiter neuralgischer Punkt hinzu: „Dann sind wir zusätzlich am Bahnübergang am Glasberg, denn der ist für die Kinder auch nicht ganz einfach“, kündigt Melanie Steindlmüller an. Dafür werden weitere freiwillige Helfer gesucht.
In der „Frühschicht“ arbeitet das Adolf-Raps-Team. Von 7.30 bis 8 Uhr achten die 20 Mitstreier von Koordinatorin Angelika Mairhofer in der Breitensteinstraße im Bereich des Lehrerparkplatzes und in der Heubergstraße an der Kirche auf Sicherheit. „Das ist die Zeit, in der die Elterntaxis unterwegs sind und manchmal für echtes Verkehrschaos sorgen“, beschreibt Markus Oppenrieder. Er hat viele Jahre mitgeholfen, um sich „ehrenamtlich für die Gesellschaft zu engagieren“. Jetzt verabschiedet er sich von den Kolbermoorer Schülerlotsten – so wie vier andere Mitstreiter auch.
Verkehrswacht dankt fürs Ehrenamt
Als Anerkennung erhielten sie einen Frühstücks-Gutschein von der Verkehrswacht Rosenheim, denn: „Es sind 27.000 Schülerlotsen im Freistaat Bayern, 890 Lotsen und Helfer im Landkreis Rosenheim sowie 45 in Kolbermoor, die dafür sorgen, dass es auf dem Schulweg keine Unfälle gibt“, würdigt Vorsitzender Franz Polland das ehrenamtliche Engagement. „Die Verkehrswacht engagiert sich nicht nur für den Fahrradführerschein der Kinder. Sie stellt den Schulweghelfern auch die Ausrüstung zu Verfügung. Ausgebildet werden sie von der Polizei. Versichert sind sie über die Gemeindeunfallversicherung.“
Verstärkung wird jedes Jahr gesucht
Auch Kolbermoors Dritte Bürgermeisterin Sabine Balletshofer-Wimmer dankt den Schülerlotsen für ihr Engagement: „Ihr seid Tag für Tag und bei jedem Wetter vor Ort, damit unsere Schulkinder sicher über die Straße kommen.“ Dafür wurden sie nun in guter Tradition von der Stadt Kolbermoor wieder zum Abendessen eingeladen.
Eine ganz besondere Auszeichnung gab es an diesem Abend für Christian Bönig. Er ist schon seit zehn Jahren als Schülerlotse aktiv. Inzwischen gehört auch seine Frau Cornelia zum Team. „Wir haben drei Kinder, das älteste ist jetzt in der zehnten, unser jüngstes in der dritten Klasse“, erzählt er und weiß: „Wenn Papa die Kelle schwingt, dann sind die Kinder stolz wie Oskar“.
Verstärkung wird jedes Jahr gesucht
Da mit dem Wechsel der Kinder an die weiterführenden Schulen oft auch die Eltern ihre Tätigkeit als Schülerlotsten aufgeben und sich Ehrenämter im neuen Umfeld der Kinder suchen, werden jedes Jahr neue Helfer gesucht. Wer ab dem neuen Schuljahr im Team der Mangfallschule als Schülerlotse mitwirken möchte, kann sich unter der 0157/31 80 55 98 direkt an Melanie Steindlmüller wenden. Anmeldungen für die Adolf-Rasp-Schule nimmt das Sekretariat unter der 08031/9 41 46 90 entgegen.
